Blut für Gold. Billy Remie

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Blut für Gold - Billy Remie

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etwas und waren glasig, seine Nase triefte und ein leichter Husten hatte sich am Morgen eingestellt. Er musste sich ausruhen, ihm fehlte Medizin und nahrhaftes Essen. Aber er würde nicht sterben, dafür sorgten Elmer und Veland, die ihn trocken und warm lagerten und ihm so viel Tee einflößten, dass Elmer mehrfach täglich die Bettpfanne ausleeren musste. Anfangs hatte Darcar sich noch geschämt, mittlerweile nahm er es wortlos hin.

      »Jetzt schau nicht so, Stadtjunge«, hatte Elmer gelacht, als er seine Scham das erste Mal bemerkte, »jeder Mensch muss pissen und scheißen, das ist nicht wie in Mären, wo der Held mehrere Wochen im Zellenblock sitzt und nicht ein einziges Mal pupst.«

      Veland hatte sich vor Lachen nicht mehr halten können, das war natürlich genau sein Humor. In ihrem Elternhaus hatte niemand jemals gewagt, offen über Notdürfte zu sprechen.

      Darcar musste selbst schmunzeln. Elmer war anders als sie, kannte keine körperliche Scham, in vielen Dingen war er rauer, auch wenn man ihm das nicht ansehen mochte. Er war sehr schlank gebaut, aber seine Oberarme strotzten vor steinharten Muskeln, wenn auch recht unaufdringlich. Ein typischer Landjunge, wenig zu essen, aber viel harte Arbeit, die Mischung aus beidem hatte seinen jungen Körper geprägt.

      »Ich komme vom Land, ich habe schon Scheiße und Pisse weggemacht, als ich gerade laufen lernte«, erklärte Elmer gegen Mittag. Er übertrieb maßlos, da war sich Darcar sicher, dennoch brachte ihn die Vorstellung eines Knirpses mit Elmers Haar und Augen, der wackelig auf den Beinen knietief in Rinderfladen stand, erneut zum Schmunzeln.

      »Greift zu!«, forderte Elmer dann auf, als er sich zu ihnen umdrehte. Sie saßen im Gewölbe auf dem Boden um einen Topf herum, den Elmer aufgestellt hatte. Es war ein wenig wie um ein Lagerfeuer herum zu sitzen, nur hing über ihnen kein funkelndes Sternenzelt, sondern die Zimmerdecke. Darcar war ohnehin nie draußen in der Wildnis unterwegs gewesen, er kannte die Lagerfeuerszenen nur aus Büchern und Magdas Gutenachtgeschichten. Das hier war ein wenig ähnlich wie die Mahlzeiten, die die Helden in ihren Erzählungen immer eingenommen hatten, wenn sie gerade nicht bis zum Hals in Abenteuern steckten. Veland machte das sichtlich Spaß, sodass er nicht bemerkte, wie sehr zum Schlechten sich alles gewendet hatte. Statt an einer gedeckten Tafel zu sitzen und köstlichen Braten zu schlemmen, hockten sie nun zwischen Lagerkisten und Spinnenweben auf dem harten Boden und aßen irgendeinen wässrigen Eintopf.

      Elmer machte für Veland eine Holzschale voll, nachdem er sich Darcar gegenübergesetzt hatte. Hungrig machte der Kleine sich sofort über die Mahlzeit her, Brot gab es auch, doch es war alt und trocken, den Schimmel hatten sie großzügig abgebrochen.

      Darcar begutachtete angewidert den Topf, seit er vor seiner Nase stand. Er saß in eine Decke gewickelt neben dem Kamin, trug seine mittlerweile getrockneten Kleider, und machte keine Anstalten, sich von dem Topf zu nehmen. Noch immer war ihm kalt.

      »Darcar?« Elmer hielt ihm eine bis zum Rand gefüllte Schale hin.

      Darcar starrte darauf. »Da sind aber nicht die Ratten drinnen, oder?«

      Elmer legte genervt den Kopf schief, er hielt Darcar für einen verwöhnten Schnösel. »Nimm schon!« Er drückte ihm die übervolle Schale in die Arme, sodass heiße Tropfen auf der Decke landeten und Darcar die Hände befreien musste, damit ihm nicht der Rest der heißen Brühe über den Schoß gegossen wurde.

      »Ich esse das nicht«, trotzte er.

      Elmer seufzte, während er nach vorne gelehnt im Topf rührte und sich dann selbst eine Schale mit der dünnen Brühe füllte. »Ich sage dir jetzt etwas, das ich hier im Loch gelernt habe. Entweder frisst du, was dir vor die Nase kommt, oder du verreckst elendig!«

      Veland verfolgte die Unterhaltung stumm, seine großen Augen wanderten zwischen ihnen hin und her, den Löffel führte er weniger begeistert zum Mund, als wartete er darauf, was Darcar entscheiden würde.

      Elmer sah es auch, nickte unauffällig in Velands Richtung. Er musste nichts sagen.

      Darcar seufzte und blickte auf das Essen hinab. Er fischte den Holzlöffel aus dem Eintopf und rührte darin herum. Die Brühe war klar, Kräuter und Gemüsestücke wirbelten auf, sie roch gut, fast wie von Magda – aber eben nur fast.

      »Das schmeckt gut«, ermutigte Veland ihn. »Und du musst essen!«

      »Ja, Darcar«, stimmte Elmer ihm zu und feixte, »du musst essen!«

      Darcar schmunzelte von einem zum anderen. Dann nahm er den ersten Löffel. Er kaute auf den Stücken herum und da war eindeutig Fleisch dabei. Es schmeckte wie … Geflügel, aber er meinte sich einzubilden, es wäre irgendwie… sauer und pelzig.

      Seinem Gesicht musste anzusehen sein, wie angewidert er war, denn Elmer und Veland lachten über ihn. Die beiden warfen sich komplizenhafte Blicke zu.

      »Das ist Möve«, beruhigte Elmer ihn erheitert, »ich hab sie heute Morgen mit einer Steinschleuder vom Himmel geschossen. Glaub mir, das war nicht leicht, aber du brauchst etwas Nahrhaftes. Und Ratten schmecken übrigens nur gut angebraten über dem Feuer.«

      Darcar wischte sich mit dem Handrücken über den glänzenden Mund. »Hm, das macht es nicht besser.«

      »Ich finde, es schmeckt gut«, sagte Veland zufrieden, und um seine Worte zu unterstreichen, löffelte er sogleich noch mehr Brühe in sich hinein.

      Irgendwie tat es gut, ihn essen zu sehen. Er würde nicht verhungern, nicht verdursten oder erfrieren, Darcar war froh, dass der Kleine zu Elmer zurückgerannt war, sein eigener Argwohn hätte sie beide noch ins Grab gebracht.

      »Schleimer«, neckte er seinen kleinen Bruder und knuffte ihm in die Seite. Veland kicherte und versuchte, ihn mit dem Ellenbogen zu erwischen. Seine Unbeschwertheit war die beste Medizin.

      Darcar hob den Löffel wieder an und murmelte dann gestehend: »Aber es schmeckt wirklich gut.« Nachdem er einige Tage nichts gegessen hatte, schmeckte es sogar himmlisch.

      Elmer versuchte es zu verstecken, doch die Komplimente machten ihn verlegen, er winkte ab. »Esst, haut rein. Ihr könnt es gebrauchen.«

      Das taten sie. Aßen und redeten, spaßten ein wenig miteinander, wie Brüder an einem Mittagstisch, die schrecklichen Ereignisse verdrängend.

      Als Darcar sich einen Nachschlag mit der Kelle in die Schale schaufelte, wandte er sich an Elmer: »Da sind Karotten und Kartoffeln drinnen. Wo hast du die frischen Lebensmittel eigentlich her? Du baust doch hier nicht alles selbst an, oder?«

      Elmer kaute erst zu Ende, bevor er mit feuchtglänzendem Mund, der Darcar von dessen Worten beinahe ablenkte, erklärte: »Ganz verwahrlosen lässt man uns hier nicht. Alle paar Wochen schmeißt ein Zeppelin Vorratskisten ab. Wenn man ihn früh genug sieht, kann man seine Route berechnen und ihn verfolgen, so ist man als erstes am Abwurfort.« Er zuckte mit den Achseln. »Meistens kommen die anderen erst nachts raus, da hab ich das Meiste schon weggebracht. Ist immer unterschiedlich, was dabei ist, meist vergammelte Waren von Bauern in der Nähe, oder was die Gemischtwarenläden nicht mehr verkaufen können. Ist aber auch viel dabei, das man noch einlegen oder lagern kann. Die Pilze züchte ich allerdings selbst, auf einem natürlichen Kompost.«

      Darcar rührte nachdenklich in seiner Schale, die Brühe schenkte ihm Kraft, er konnte regelrecht bei jedem weiteren Löffel spüren, wie es ihm besser ging.

      »Und all das hier«, er deutete mit dem Löffel im Raum herum, »hast du selbst gebaut?«

      »Nein«, Elmer schüttelte kauend den Kopf, »ich bin an meinem

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