Blut für Gold. Billy Remie

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mit den Achseln. »Wie sich die Gemeinschaft entwickelte und wie sie mit Neuzugängen umgingen, gefiel mir nicht, also hab ich mich abgekapselt, hab Henning den Rücken gekehrt, als er sich zum Anführer ernannte. Ich hab dann die Mühle entdeckt. Glaube, das hier, dieses Gewölbe, ist ein altes Schmugglerversteck, es gibt von hier aus auch einen Tunnel, der führt zum Lager eines verlassenen Ladens ein paar Straßen von hier, so bin ich ihnen am Anfang immer entschlüpft, bis ich was hatte, um meine … Unversehrtheit zu erkaufen.«

      Darcar hörte sehr viel aus diesen wenigen Worten heraus, er starrte lange in seine Schüssel, rührte darin herum. »Du weißt also, wo der Rattenkönig sich aufhält.«

      Elmer nickte stumm. Und Darcar hatte plötzlich richtigen Appetit.

      *~*~*

      Die drei Schüsseln Brühe rächten sich spät in der Nacht. Ein seltsames, heißes Gefühl brodelte in Darcars Magen, es zog sogar in seine Oberschenkelmuskeln, sodass er vorsichtig V von sich runter schob und sich aus den Decken befreite.

      Es glühte etwas Glut im Kamin und er musste über den schlafenden Elmer steigen, der vor dem Feuer auf dem Rücken lag und leise schnarchte. Obwohl die Mühle ein Obergeschoss besaß, schlief Elmer immer im Schmugglerversteck, er sagte, wenn sie nachts sein Haus ausräumten, würden sie ihn zumindest nicht finden. Darcar konnte ihn verstehen.

      Elmer hatte eine Ecke, die verborgen hinter den gelagerten Kartoffeln lag, mit einem vergilbten Laken abgehangen, weil Darcar sich so sehr geschämt hatte. Ein Eimer, den man abdecken konnte, stand dort bereit. Darcar schaffte es gerade noch, die Hose runter zu ziehen.

      Es war eine Qual und er fragte sich, womit er das verdient hatte. Vermutlich musste sich sein Magen erst noch an das Essen gewöhnen, allerdings ging es Veland blendend. Vielleicht hatten seine Krämpfe auch etwas mit seinem tiefsitzenden Groll zu tun. Oder mit seiner Erkältung.

      Es fühlte sich an, als ob sich der Eintopf in Lava verwandelt hätte und sich einen Weg durch seinen Leib nach draußen freibrannte. Er kam genauso flüssig heraus, wie Darcar ihn geschluckt hatte. Übelkeit stellte sich wieder ein, er saß dort eine gefühlte Ewigkeit, und glaubte, zu sterben.

      Als er endlich fertig war, torkelte er auf schwachen Beinen durch das halbdunkle Gewölbe wieder zurück zu seinem Lager. Er war hundemüde, aber bereits vor den Magenkrämpfen hatte er nicht schlafen können. Wann immer er die Augen schloss, hörte er das Schreien und sah die Bilder der Hinrichtung erneut vor sich. Er konnte das nicht mehr.

      Veland gab ein süßes Wimmern von sich, als Darcar sich an ihn unter die Decke kuschelte. Unverzüglich drehte V sich zu ihm um und schlang einen Arm um seine Taille, drückte sanft die Wange an Darcars Brust.

      »Darc?«, flüsterte er in die Stille, seine Stimme zeugte davon, dass er nicht eben erst aufgewacht war.

      »Schlaf weiter«, raunte Darcar ihm zu, kämmte ihm mit einer Hand durchs Haar und hauchte sacht seine Lippen auf den Scheitel. »Ich bin da.«

      »Geht es dir nicht gut?«

      »Doch«, flunkerte Darcar und strich Veland beruhigend über das Haar, wobei es mehr ihn als seinen Bruder beruhigte. Es war keine richtige Lüge, er fühlte sich schon etwas besser, nur noch einen Hauch flau im Magen. »Alles bestens.«

      Veland hob den Kopf, ihre Gesichter so nah, dass sie fast schielten. Seine großen, wässrigen Augen schimmerten wie der edelste Whisky. Irgendwann, da war Darcar sich sicher, würden diese Augen viele Mädchenherzen brechen. »Ich weiß immer, wenn du lügst«, flüsterte Veland besorgt.

      Darcar rang sich ein müdes Lächeln ab. »Ich werde mich noch an das Essen gewöhnen.«

      »Nein.« Veland schüttelte den Kopf und forschte mit einem viel zu erwachsenen Blick in Darcars braunen Augen. »Es ist etwas anderes. Ich bekomme mit, dass du nicht schläfst. Und wenn du schläfst, dann zuckst und wimmerst du wie ein Welpe.«

      Dass sein Bruder das mitbekommen hatte, behagte ihm überhaupt nicht. Er wollte, so gut er eben konnte, Veland etwas vorspielen. Er wollte nicht, dass er sich sorgte, niemals.

      »Ich vermisse einfach mein weiches Bett«, log er deshalb mit einem schiefen Schmunzeln.

      Veland wirkte nicht so, als ob er ihm glauben würde. »Was haben die mit dir gemacht?«, flüsterte er dann befürchtend.

      Dieser traurige Blick brach Darcars Herz, er hob eine Hand und legte sie an Velands Wange, strich sacht mit dem Daumen über die samtweiche Haut. »Nichts, V. Ich habe mich nur ein wenig mit ihnen geprügelt.«

      Ein leichtes Runzeln trat auf Velands schmale Stirn, als müsste er über etwas nachdenken. »Vater mochte es nie, wenn du dich geprügelt hast.«

      Das brachte Darcar zum Schmunzeln, gleichzeitig verspürte er ein sehnsüchtiges Ziehen in der Brust. »Ich werde daran denken, tut mir leid.«

      Veland zupfte verlegen an Darcars Hemd, starrte einen Augenblick auf seine Brust. Als er wieder die Augen hob, wirkte er sehr ernst. »Glaubst du…«, er schluckte, »glaubst du… er ist noch am Leben?«

      Bilder der Hinrichtung drängten sich ihm auf, er schloss gequält die Augen, drängte sie mit aller Willenskraft zurück. Schließlich blickte er Veland wieder ins Gesicht und schüttelte den Kopf.

      Mehr wollte und konnte er nicht erwidern.

      Velands Augen wurden leer. »Glaube ich auch nicht«, hauchte er und presste die Lippen aufeinander.

      Einen Moment lagen sie so da, Nase an Nase, Darcar streichelte Vs Wange, und V fummelte nachdenklich am ersten Knopf seines Hemdes herum. Darcar wartete auf mehr, auf eine Träne, ein Zittern. Doch Veland brauchte immer eine gewisse Zeit, um über Ereignisse zu weinen, als ob sein kindlicher Verstand schlicht versuchte, es zu verdrängen. Oder einfach länger benötigte, um sich der Konsequenzen bewusst zu werden. Als ihre Mutter gestorben war, hatte Veland die Nachricht ganz kühl mit einem Nicken hingenommen und dann erst einmal lange Zeit kein Wort mehr gesagt, als müsste er intensiv über diese Tatsache nachdenken. Erst nach der Beerdigung waren bei ihm alle Dämme gebrochen. Vielleicht, weil ihr Vater nicht gewollt hatte, dass Veland den Leichnam noch einmal sah. Und vielleicht war es nun ja ähnlich. Dass er, wenn er ihren Vater niemals tot sah – und auch nicht auf eine Beerdigung ging – er nicht um ihn weinen konnte, weil er es schlicht nicht begriff.

      »Es tut mir leid«, raunte Darcar aufrichtig, müde von der Situation. »Aber wir haben immer noch uns, V. Immer noch uns.«

      Veland sah ihm wieder in die Augen. »Nur, wenn du vorsichtiger bist!«

      Darcar lächelte sacht über ihn. »Versprochen!«, wisperte er ihm zu.

      Vorsichtig legte V seine zarten Fingerspitzen auf Darcars Lippen, betastete sie prüfend. »Du bist ganz warm. Ich habe solche Angst um dich, wenn du Fieber hast.«

      »Ich werde gesund«, versicherte Darcar und küsste ihn brüderlich auf den Mund, »versprochen, V!«

      Veland blinzelte, blickte ihn noch einen Augenblick lang forschend an, dann schien er zufrieden mit dem, was er in Darcars Gesicht las.

      »Du darfst mich nicht allein lassen«, flüsterte er mehr befehlend als flehend, und kuschelte sich wieder gemütlich bei Darcar ein.

      Darcar lächelte darüber, nahm ihn zurück in den Arm, um ihn in den Schlaf zu wiegen. »Das werde ich nicht

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