Blut für Gold. Billy Remie

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Blut für Gold - Billy Remie

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war er eigentlich immer beliebt gewesen, als Stammhalter des Bahnbarons wollten alle seine Freunde sein. Doch Geld regelte nun mal nicht alle Dinge. Später, als seine Freunde dann Fräulein Agathas – ihre Lehrerin – Dekolleté begafft und ständig darüber geredet hatten, wurde alles anders. Denn es wurde sehr schnell sichtbar, dass Darcar ihre neuen Interessen nicht teilte. Und er hatte zuerst nicht verstanden, warum er ihnen etwas hätte vormachen sollen. Zu spät war ihm bewusst geworden, dass seine angeblichen Freunde ihn nur unter gewissen Bedingungen akzeptierten. Er hätte noch so reich sein können, als er nicht auf die Brust ihrer Kalligrafie Lehrerin gesabbert und gewichst hatte, gehörte er nicht mehr dazu. War abnormal. War widerwärtig.

       »Hast du mich etwa angegafft, van Brick? Hm? Gefällt dir das besser? Du widerlicher Perverser!«

      In ihrer Nachbarschaft lebte ein Paar, ein Arzt und ein Anwalt, beide arbeiteten für seinen Vater. Sie hatten ihn verstanden, als sie zum zehnten Mal seine Platzwunden versorgt und auf Bitten seines Vaters hin nachgeforscht hatten, was auf einmal in der Schule los war. Kinder konnten grausam sein, sagten sie zu ihm, aber später würde es auch nicht viel besser werden. Sie hatten gelacht, wollten ihn aufmuntern. Er war nur wütend.

      War es immer noch.

      Er konnte einfach nicht verstehen, warum es so gekommen war, wie es kam. Warum man ihn plötzlich mied, anders behandelte, sich vor ihm ekelte. Er hatte sich nicht verändert, im Gegenteil, alle anderen hatten sich verändert, plötzlich waren Mädchen nicht mehr doof und alles drehte sich um heimliches Gefummel auf irgendwelchen Banketten. Darcar war irgendwie stehen geblieben, hatte sich zwar für Jungs interessiert, aber es gab immer Dinge, die wichtiger waren. Gleichwohl er hin und wieder verliebt gewesen war, flüchtig, zaghaft, immer nur ein Sehnen aus der Ferne. Vielleicht, weil seine Mutter in der Zeit, als sich alle um ihn herum veränderten, im Bett gelegen, um ihr Leben gekämpft und den Kampf schließlich verloren hatte.

      Vielleicht, weil er wirklich anders war, kein Tier, kein Schwein, das auf dem Schulhof mit Errungenschaften prahlte und die Ehre einer jungen Dame damit befleckte. Er glaubte ohnehin, dass die Hälfte davon gelogen war. Einer seiner Klassenkameraden hatte behauptet, ein Mädchen aus dem Internat direkt nebenan verführt zu haben. Das Gerücht ging durch die Stadt, das Mädchen hatte sofort einen Ruf als Flittchen weg, bis ihr Vater den Jungen bei einer Stadtversammlung vorgeführt und eingeschüchtert hatte, woraufhin dieser zugab, gelogen zu haben. Trotzdem hatte das Mädchen fortan diesen gewissen Ruf, leicht zu haben zu sein. Und Darcar verstand bis heute nicht, warum nur sie eine Hure sein soll, wenn doch auch der Junge angeblich mit ihr geschlafen hatte. Mädchen durften nicht vor der Ehe befleckt werden, dann wären sie unrein, aber für Jungen konnte es nicht früh genug passieren, dann waren sie die Helden der Stadt.

      Er verstand es nicht, nichts davon. Warum bis zur Ehe warten? Warum galt das nur für Mädchen?

      Aber genau diese Einstellung hatte ihm noch mehr Hass eingebracht. »Was weiß eine Schwuchtel schon davon?«

      Schwuchtel. Darcar hatte das Wort nicht gekannt. Sein Vater sagte, es sei ein niveauloses Wort, das nur von geistlosen Menschen genutzt wurde. Von Raufbolden und Taugenichtsen.

      Tja, die Kinder der Elite dieser Stadt hatten Darcar tagtäglich mit diesem Wort beschimpft. So viel zur Elite…

      Sein Vater hatte mit ihm nie direkt darüber gesprochen, er schämte sich aber auch nicht für ihn, das zeigte er durch Taten. Darcar hatte ihn jedoch ausdrücklich gebeten – das heißt, ihm eines Abends mit wütendem Gebrüll das Versprechen abgenommen – sich nicht einzumischen. Es war seine Angelegenheit und er schämte sich, wenn sein Vater seine Kämpfe für ihn austragen musste. Er hatte vorgehabt, es durchzustehen. Und ihnen gezeigt, immer wieder aufs Neue, dass er sehr wohl männlich war. Zumindest männlich genug, ihnen die Visagen zu polieren. Es war anstrengend gewesen und Darcar war oft verzweifelt, aber wann immer er traurig in seinem Zimmer gesessen hatte, gerade erst die Mutter verloren und von allen anderen verachtet, war Veland zu ihm gekommen, hatte ihn gekuschelt und ihm einen Schmatzer gegeben, um ihm zu zeigen, dass er ihn nicht widerwärtig fand. Seitdem waren sie nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde. Irgendetwas verband sie, mehr als es sie mit ihrem Vater oder Evi verbunden hatte. Vielleicht war es schlichtes, stummes Verständnis.

      Und vielleicht, dachte Darcar nun in Elmers Laden, hatte ihre Verbannung nicht nur schlechte Seiten. Immerhin war er jetzt nicht mehr das Gespräch der Stadt und musste sich dem Hass seiner Mitschüler nicht mehr aussetzen. Na ja, vielleicht war er doch noch Stadtgespräch, aber nun aus völlig anderen Gründen. Gründen, die andere noch bereuen würden, sobald er wusste, wie.

      Er hetzte sich nicht, er hatte Zeit. Viel Zeit. Und je mehr Zeit verging, je weniger würden sie damit rechnen. Eigentlich wartete er sogar darauf, dass sie ihn vergaßen.

      Wären da nicht die Meuchler, die man auf sie angesetzt hatte. Aber solange Elmer ihnen Schutz bot – und solange Darcar diese wandelnden Schatten noch nicht selbst gesehen hatte – fühlte er sich eigentlich recht sicher.

      »Das Wasser ist bereit«, riss Elmer ihn aus seinen Gedanken. Er kam in den Laden und schloss gerade die Haustür. »Kommt!«

      Er winkte sie in die Küche und sie folgten ihm wie Entenküken der Mutter. Die Wanne stand in der Mitte des schmalen Raumes und ließ nur wenig Platz. Das Wasser dampfte und roch nach Gewürzen.

      »Ein Kräuterbad«, erläuterte Elmer, als er ihre fragenden Blicke und ihr Schnüffeln bemerkte. Er grinste sie stolz an. »Hat meine Großmutter immer für uns gemacht, wenn einer mal eine Lungenentzündung hatte.«

      Veland kletterte auf einen Küchenstuhl. »Wie viele Brüder hattest du, Elmer?«

      »Sechs!«, antwortete Elmer stöhnend. »fünf ältere, einen jüngeren.«

      »So viele!« Veland staunte nicht, er dachte wie immer stirnrunzelnd darüber nach, fast als träumte er plötzlich davon, wie es wäre, mit so vielen Geschwistern zu leben.

      »Komm!« Darcar packte ihn sanft an seinem Pullover. »Geh du zuerst, ja?«

      »Ihr könnt beide gehen«, meinte Elmer fröhlich und sah in den Kessel, der auf dem Ofen stand. Er machte noch mehr Wasser heiß, um nachgießen zu können. »Die Wanne ist groß genug.«

      Das war sie in der Tat, doch Darcar stockte plötzlich nervös. Nicht wegen Veland, er hatte Veland ständig gebadet, vor allem seit Mutter tot war und Magda alle Hände voll zu tun hatte, den kränklichen Evi zu umsorgen. Nein, er stockte, weil er sich nicht vor Elmer ausziehen wollte. Nicht in dessen Gegenwart… Darcar wusste nicht, was das mit ihm machen würde…

      Während er wie erstarrt war, hatte Veland sich bereits routiniert ausgezogen und stieg in die Wanne, froh darüber, dass er auch mal als Erster baden durfte. Normalerweise war er immer erst nach Darcar dran, so war es in jedem Haushalt Sitte, die Ältesten durften zuerst.

      »Bist du schon wieder zu schüchtern?«, neckte Elmer ihn.

      Veland, der in der Wanne hockte und durch die Hitze ganz rot anlief, starrte zu Darcar auf, plötzliches Wissen im Blick. Sorgenvoll runzelte er die Stirn.

      Darcar riss sich zusammen, V sollte nichts in sein Zögern hineininterpretieren. »Nein«, sagte er und begann sich fahrig auszuziehen, dabei zitterten seine Hände vor Anspannung.

      »Ich hole euch frische Sachen, sind nur kratzige Lumpen von mir, aber sie sind sauber und warm«, sagte Elmer, und Darcar war erleichtert, dass er ging.

      Doch als Elmer sich an ihm vorbeidrückte und Darcar gerade bis auf die Unterhose ausgezogen

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