Das Geheimnis der Lukaskinder. Eva Markert
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Читать онлайн книгу Das Geheimnis der Lukaskinder - Eva Markert страница 4
Marcs Schrift war sauberer als Sarahs, aber er sprach genauso leise. Trotzdem ließ Frau Wachtendonk ihn zu Ende vorlesen. „Sehr gut, Marc“, lobte sie, „wie von dir nicht anders zu erwarten.“
Mona kniff die Lippen zusammen. Das war so ungerecht! Die Wachtel hatte ihre Lieblinge, und andere konnten sich noch so sehr anstrengen, es nützte überhaupt nichts.
Leider gehörte Mona nicht zu Frau Wachtendonks Lieblingen. Allerdings strengte sie sich auch nicht besonders an.
„Buch, Seite 15, Nummer 2.“
Auch das noch! Schon wieder Grammatik! Mona war nicht gut darin.
Natürlich kam sie gleich beim ersten Beispiel dran.
„Ich habe mich doch gar nicht gemeldet“, protestierte sie.
„Na und? Deshalb kannst du trotzdem einen Satz vervollständigen.“
Mona dachte nach. Was um alles in der Welt musste in die Lücke eingesetzt werden?
„Bekommen wir heute wohl noch eine Antwort von dir?“
Die ersten Pferde gingen mit Mona durch. „Ich werde ja wohl noch überlegen dürfen!“, giftete sie.
„Was fällt dir ein? Sei nicht so frech!“
Nun folgten auch noch die restlichen Pferde. „Das sind Sie selbst schuld, dass Sie jetzt warten müssen! Wenn Sie mich einfach so drannehmen!“
„Jetzt reicht’s mir aber!“ Die Wachtel stampfte mit dem Fuß auf. Sie trug Schuhe mit ziemlich hohen Absätzen.
„Keine Ahnung, was in den Satz reinkommt“, brüllte Mona.
„Das ist allerdings sehr traurig, dass du keine Ahnung hast. Aber bei dir wundert es mich nicht.“
Das war zu viel! Mona schaute auf die Schuhe mit den hohen Absätzen, kniff die Augen zusammen, nur ein ganz kleines bisschen, und genau in diesem Augenblick brach ein Absatz ab. Die Lehrerin verlor das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch mit einer Hand am Pult festhalten.
Schade, dachte Mona, dass sie nicht der Länge nach hingeflogen ist. Das würde ihr recht geschehen.
Der kaputte Schuh machte die Wachtel noch biestiger. Alle konnten es kaum noch erwarten, bis die Stunde vorbei war.
Endlich! Es schellte. Die Englischlehrerin packte ihre Sachen zusammen und hinkte zur Tür. Hinter ihrem Rücken stießen sich die Schüler an und feixten.
Im Türrahmen wandte die Wachtendonk sich noch einmal um und schoss einen wütenden Blick auf Mona ab.
„Warum hat die dich so angeguckt?“, wunderte sich Sarah.
„Wahrscheinlich, weil ich schuld an ihrem abgebrochenen Absatz bin.“
„Hä? Wieso du?“
„Äh … Weil ich die Antwort nicht wusste und sie deshalb mit dem Fuß aufgestampft hat“, setzte Mona schnell hinzu.
Sarah grinste und tippte sich an die Stirn. „Ich sag’s ja immer: Die Frau ist vollkommen übergeschnappt.“
Nicht verzagen, Julian fragen
Große Pause. Die 3 b rannte johlend auf den Schulhof.
„Kommst du am Samstag zu mir, Fußball gucken?“, fragte Julian seinen Freund Niklas.
„Klar!“
Konstantin kam vorbei.
„He, gib mal deinen Ball!“, schrie Niklas.
„Okay!“ Der kramte in der Anoraktasche und warf Julian einen gelben Tennisball zu. „Du bist wieder Torwart.“
Julian Lukas war immer der Torwart. Ein unglaublich guter, vor allem bei Elfmetern. Es war, als wüsste er vorher, wohin der Ball fliegen würde.
„Wartet mal!“, befahl Konstantin.
Wie immer taten alle, was er sagte. Vielleicht, weil er der größte und stärkste Junge in der Klasse war.
Konstantin wandte sich an Julian. „Was meinst du, schreibt der Kaiser gleich den Mathetest oder nicht?“
„Weiß ich noch nicht. Frag mich gleich noch mal.“
„Wieso erst gleich?“, wollte Patrick wissen.
Julian antwortete nicht, schoss den Ball ab und rannte ins Tor. Über dem Spiel vergaßen sie erst mal den Test.
Kurz vor dem Schellen fing Konstantin wieder an: „Was ist denn nun mit dem Mathetest?“
Julian starrte in die Ferne, wie immer, wenn er über solche Fragen nachdachte. „Nee“, sagte er, „wir schreiben keinen.“
„Super! - Ein Glück! - Ich hab sowieso nix kapiert!“, riefen alle durcheinander.
Auf der Treppe begegnete ihnen der Mathelehrer.
„Beeilt euch“, sagte er. „Wir schreiben gleich einen Test. Und ich hoffe, er wird besser ausfallen als der vorige.“
Vor Schreck blieben alle stehen.
„Was hast du uns da für einen Quatsch erzählt?“, schnauzte Konstantin Julian an, als der Kaiser weitergegangen war.
„Ihr könnt mir glauben: Wir schreiben keinen Test“, wiederholte Julian.
„Spinnst du?“ Frederic schlug sich mehrmals mit der Hand vor die Stirn. „Hast du nicht gehört, was der Kaiser gerade gesagt hat?“
Konstantin blickte ihn von oben bis unten an. „Ich glaube dir nie wieder auch nur ein Wort.“
Die anderen murmelten zustimmend.
„Ihr werdet ja sehen“, schrie Julian und stürmte davon.
Es gongte, aber der Kaiser tauchte nicht auf. Dabei war er sonst immer so pünktlich!
Als er endlich erschien, standen seine Haare wirr vom Kopf ab. „Ich verstehe das nicht“, murmelte er. „Ich kann die Arbeitsblätter nicht finden. Anscheinend habe ich sie zu Hause vergessen!“ Er ließ sich auf den Stuhl am Pult fallen. „Wir müssen den Test auf morgen verschieben.“
Julian drehte sich um und schaute Konstantin, der hinter ihm saß, triumphierend an. „Nicht verzagen, Julian fragen“, zischte er ihm zu.
Konstantin erwiderte nichts und guckte an ihm vorbei.
„Woher hast du das gewusst?“, flüsterte Niklas.
Julian zuckte die Schultern. Alena hatte gesagt, dass er selbst seinem besten Freund nichts verraten dürfte.