Das Geheimnis der Lukaskinder. Eva Markert
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Читать онлайн книгу Das Geheimnis der Lukaskinder - Eva Markert страница 5
„Julian setzte sich an den Tisch und sah ihr zu. „Mit den Händen kochst du wie eine lahme Ente“, stellte er fest.
„Wenn’s dir nicht schnell genug geht, kannst du mir ja helfen.“
„Meinetwegen.“
Er begann, die Kartoffeln zu schälen.
Mona schnitt Möhren in Scheiben und erzählte ihm dabei von der ungerechten und gemeinen Wachtel. Ihre blauen Augen schossen Blitze. „Am liebsten würde ich sie bei der Pausenaufsicht mal auf den Hintern knallen lassen“, wütete sie, „mitten in eine Pfütze rein. Oder ich lasse ihr einen Ball ins Gesicht klatschen, dass die Brille im hohen Bogen von der Nase fliegt. Nein, ich habe noch eine bessere Idee: Ich lasse einen Vogel – flatsch – genau auf ihren Kopf ...“
„Rede doch nicht dauernd von der Wachtendonk, wenn du dich so über sie aufregst“, unterbrach sie Julian. „Denk einfach an was anderes!“
„Gut, ich versuche es.“
Mona dachte an Sarah. Ob die mal Lust hätte, nachmittags zu ihr zu Besuch zu kommen? Das wäre schön. Aber sofort fiel ihr wieder die Wachtel ein, wie sie Sarah am Morgen fertiggemacht hatte.
Woran könnte sie noch denken? Sie überlegte, was für Hausaufgaben sie aufhatte – nein, das half auch nicht, denn es erinnerte sie ebenfalls an die Wachtendonk. Sie musste nämlich für Englisch jede Menge Grammatikübungen machen. Schriftlich ins Heft.
Mona seufzte.
Julian beobachtete sie. „Denke an irgendwas, was nichts mit der Schule zu tun hat. Was Schönes.“
„Vielleicht an unsere Eltern“, überlegte Mona, „wie sie immer mit uns ...“
„Nee“, fiel Julian ihr ins Wort. „das ist nicht schön, sondern traurig. Denke lieber an Alenas Geburtstag. Darauf freue ich mich schon.“
Mona winkte ab. „Ach, bis dahin dauert es doch noch ewig.“
„Nur fünf Monate. Und wenn Alena volljährig ist, lässt uns die Mullhaupt vielleicht in Ruhe.“
Mona grinste und hob den Zeigefinger. „Denkt an Frau Mullhaupt.“ Dabei ahmte sie den Tonfall ihrer ältesten Schwester nach. „Benehmt euch gut und fallt nicht auf!“
Julian kicherte.
Das Gemüse und die Kartoffeln waren fertig vorbereitet. Mona stellte die Herdplatten an und setzte sich gemütlich hin. Sie fand, dass sie nun genug mit den Händen gearbeitet hatte, und dachte die Abfälle in den Mülleimer, die Töpfe auf den Herd und das Fett in die Pfanne. Sie ließ die Pfanne ordentlich hin und her ruckeln, damit sich das heiße Öl gut darin verteilte. Als das Wasser kochte, wehten die Möhrenscheiben wie ein orangenes Band durch die Luft und rieselten nacheinander in den Topf.
„So gut möchte ich es auch mal haben“, sagte Julian.
Plötzlich ritt Mona der Teufel. Sie ließ die Kühlschranktür aufspringen, und vier Paar doppelte Bratwürste segelten heraus. Aber sie landeten nicht in der Pfanne, sondern hängten sich wie riesige Ohrringe über ihre und Julians Ohren.
Ihr Bruder krümmte sich vor Lachen. „Wenn du wüsstest, wie bescheuert du aussiehst.“
„Guck dich selber an!“, prustete Mona.
Julian schaute auf die Uhr. „Alenas Bus kommt in zehn Minuten.“
In diesem Augenblick ging die Küchentür auf.
„Alena!“, rief Mona erstaunt. „Wieso bist du schon hier?“
„Wieso nicht?“
„Dein Bus kommt doch erst in zehn Minuten.“
„Habt ihr etwas zu verbergen?“, fragte Alena. „Und wieso hängen Bratwürste über euren Ohren?“
Schnell ließ Mona die Würste in die Pfanne fliegen, das Fett zischte, und der Deckel schob sich wie von selbst darüber.
„Mona“, mahnte Alena, „du sollst kochen wie andere Menschen auch.”
„Aber heißes Fett spritzt so schrecklich. So wie ich es mache, ist es besser.“
Wild rührte ein Kochlöffel im Gemüsetopf.
„Stell dir mal vor, ein Fremder würde dich dabei erwischen, wie du Bratwürste durch die Luft fliegen lässt.“
„Wer wäre so verrückt, mir beim Braten zugucken?“ Mona kicherte.
„Ich kenne jemanden.“ Julian verzog den Mund. „Die Mullhaupt.“
„Da fällt mir ein“, sagte Alena. „Frau Mullhaupt hat angerufen. Sie kommt am Montag.“
Die beiden stöhnten. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, brummte Mona, und auch Julian machte ein langes Gesicht.
Julian und seine Freunde gucken Fußball
Julian war ein Fußballfan. Niklas auch. Beide spielten sie in der Jugendmannschaft und, wenn man dem Trainer glauben durfte, gar nicht mal so schlecht.
Auf das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen England freuten sie sich schon lange. Am Samstag war es endlich so weit.
Frederic und Konstantin kamen auch. Mit Coladosen und massenhaft Chips ausgerüstet saßen sie zu viert im Wohnzimmer auf der Couch. Als die Mannschaften einliefen, johlten sie mit den Zuschauern im Stadion um die Wette. Während sich die Spieler in zwei Reihen aufstellten, brüllten die Jungen durcheinander. „Wir sind in Topform.“ – „Die Engländer kriegen ‘ne Packung.“ – „An unserem Torwart kommt keiner vorbei.“ - „Ich tippe 3:0 für uns.“
Mona steckte den Kopf zur Tür herein. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Muss man beim Fußballgucken eigentlich so herumschreien?“
„Hau ab!“, rief Julian. „Davon verstehst du nichts.“
„Pah!“, stieß Mona verächtlich hervor. „Davon will ich auch gar nichts verstehen. Fußball ist nur was für Hirnamputierte.“
Julian hielt eine Coladose hoch und tat so, als wollte er sie nach seiner Schwester werfen. Auf einmal sie flog ihm aus der Hand und schoss im Affenzahn auf Mona zu.
Aber die duckte sich nicht, sondern streckte nur die Hand aus und schloss ihre Finger um die Dose. „Danke“, sagte sie, zog an dem Ring und nahm einen tiefen Schluck. Dann verschwand sie.
„Das hätte aber auch ins Auge gehen können“, meinte Frederic.
„Du kannst ihr doch keine Dose an den Kopf schmeißen.“ Vorwurfsvoll sah Niklas Julian an.
Julian biss die Lippen zusammen. Dieses Biest! Das hatte sie extra gemacht! Jetzt konnte er zusehen, wie er seinen Kumpels die Sache erklärte. „Mona kann gut fangen“, verteidigte er sich. „Das habt ihr ja gesehen.“