Das Geheimnis der Lukaskinder. Eva Markert

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Das Geheimnis der Lukaskinder - Eva Markert

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      Frau Mullhaupt klingelte pünktlich um drei Uhr. Sie war noch ziemlich jung. Eigentlich sah sie gar nicht übel aus. Heute zum Beispiel trug sie schicke, hautenge Jeans und ein weißes T-Shirt. Ihre blonden Haare hatte sie hochgesteckt, was ihr ausgesprochen gut stand, und die blauen Augen wirkten durch den Lidschatten noch blauer. Sie lächelte viel und sprach mit sanfter Stimme. Aber mit dieser sanften Stimme konnte sie durchaus auch Unangenehmes sagen.

      „Guten Tag, Fräulein Lukas“, begrüßte sie zuerst Alena. „Hallo, ihr beiden.“

      Sie führten Frau Mullhaupt ins Wohnzimmer. Sie warf prüfende Blicke um sich.

      „Gleich bückt sie sich“, dachte Mona, „und guckt nach, ob Staub unter dem Sofa liegt.“ Sie merkte, wie dieses gefährliche Gefühl in ihr hochkam. Sofort – sie konnte gar nichts dagegen tun – stellte sie sich vor, wie der Sessel unter der Mullhaupt zusammenkrachte und sie auf dem Boden lag und mit den Beinen strampelte.

      Der Sessel quietschte und ächzte verdächtig, als die Mullhaupt sich nach vorn beugte.

      Mona dachte schnell an was anderes. Denn immer wenn sie sich etwas zu genau vorstellte …

      Julian nieste.

      „Gesundheit“, sagte Frau Mullhaupt. „Hast du dich erkältet?“

      „Nö.“

      Frau Mullhaupt ließ nicht locker. „Bekommen die Kinder genügend Vitamine?“, wollte sie von Alena wissen. „Gemüse, frisches Obst?“

      Mona biss die Zähne zusammen. Für wie blöd hielt die Frau Alena eigentlich?

      Aber ihre älteste Schwester gab ihr ruhig Antwort. Mona bewunderte sie. Sie selbst malte sich gerade aus, wie die Vase vom Sideboard gegen den Kopf der Jugendamtstante wummerte und in tausend Stücke zersprang. Schon begann die Vase zu wackeln und leise zu summen. Krampfhaft schaute Mona anderswohin.

      „Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte Alena gerade. „Kaffee vielleicht?“

      „Gern. Ich begleite Sie in die Küche.“

      „Sicher will sie nachsehen, ob die Küche sauber ist“, zischte Mona ihrem Bruder zu.

      Der nickte und schlug die Augen zum Himmel. „Wenn sie gleich zurückkommt“, sagte er, „wird sie von uns wissen wollen, wie es in der Schule läuft.“

      Das missfiel Mona. Sie war zwar nicht direkt schlecht, aber so richtig gut war sie auch nicht.

      „Julian kicherte. „Mich kann sie das ruhig fragen. Dich dagegen ...“

      „Du Zwerg bist doch gerade erst in der dritten Klasse!“, fuhr Mona ihn an. „Warte mal ab, bis du in der 7 bist, so wie ich.“

      Sie kniff ihre Augen ein wenig zusammen, und schon pfiffen Julian die roten und gelben Sofakissen um die Ohren. Er schrie vor Schreck auf und schlug um sich, während Mona überlaut lachte.

      Die Tür ging auf. „Zankt ihr euch?“, fragte Frau Mullhaupt mit ihrer sanften Stimme.

      Julian strich sich die verstrubbelten Locken glatt, Mona verteilte die Samtkissen auf dem Sofa.

      „Wir haben nur eine kleine Kissenschlacht gemacht.“

      „Ach so.“ Frau Mullhaupt setzte sich wieder. „Sagt mal“, fuhr sie fort, „wie läuft es denn eigentlich in der Schule?“

      Julian stieß Mona heimlich in die Seite. „Gut“, antwortete er.

      „Er hat nur Einsen“, fügte Alena hinzu.

      „Und wie sieht es bei dir aus, Mona?“

      „Auf dem Halbjahreszeugnis hatte ich nur noch eine Vier, nicht mehr drei, wie letzten Sommer.“

      „In welchem Fach hattest du die Vier?“

      „Natürlich in Englisch.“

      „Wieso ist es natürlich, eine Vier in Englisch zu haben?“

      Mona lächelte schief. „Wegen der Wachtel.“

      „Du meinst Frau Wachtendonk.“ Die Mullhaupt nahm einen Schluck Kaffee. „In den nächsten Tagen werde ich auch mal ein Gespräch mit deiner Klassenlehrerin führen.“

      Mona erschrak. Mona ist schlecht in Grammatik und außerdem frech. Bestimmt würde die Wachtel das behaupten. Sie stöhnte leise.

      Frau Mullhaupt sah sie scharf an. „Das scheint dir nicht recht zu sein.“

      „Die Wachtendonk kann mich nicht leiden“, stieß Mona hervor.

      „Das glaube ich nicht“, entgegnete die Frau vom Jugendamt. „Oder hat sie einen Grund?“

      „Nee.“

      Alena schenkte Frau Mullhaupt Kaffee nach.

      „Tu’s nicht, Mona!“, flüsterte Julian so leise, dass nur seine Schwester es hören konnte.

      Die Mullhaupt griff nach ihrer Tasse. Eine sehr hübsche Tasse von dem guten Geschirr aus dünnem Porzellan, mit kleinen, gelben Blumen darauf.

      „Lass es, Mona!“

      Die Jugendamtstante hob die Tasse zum Mund.

      „Nein, Mona!“

      Zu spät. Die Mullhaupt schrie und sprang auf. Der ganze Kaffee war auf ihrem weißen T-Shirt und der schicken Hose gelandet. Sie hielt nur noch die leere Tasse in der Hand. Völlig verwirrt starrte sie an sich herunter. „Ich verstehe das nicht. Ich habe die Tasse doch ganz fest gehalten. Und plötzlich … Als hätte sie jemand umgekippt.“

      Alena warf Mona einen bösen Blick zu und ging mit Frau Mullhaupt in die Küche. Dort wollten sie versuchen, die Flecken mit einem nassen Tuch herauszurubbeln.

      „Du bist nicht zu retten“, meinte Julian, aber Mona sah das anders. „Das tat richtig gut!“, seufzte sie zufrieden.

      Danach verabschiedete sich die Mitarbeiterin des Jugendamts sehr schnell.

      Julian warf ein Kissen in die Luft. „Jetzt, wo sie weg ist, können wir uns ja wieder wie Sau benehmen.“ Er fläzte sich in einen Sessel und legte die Füße auf den Tisch.

      Alena kam zurück. „Die Nummer mit der Tasse“, sagte sie zu Mona, „war wirklich überflüssig.“

      „Wenigstens ist die Mullhaupt danach abgehauen“, meinte Julian.

      „Wie oft soll ich es euch noch sagen …“, setzte Alena an.

      „Ist ja schon gut“, unterbrach Mona sie. „Aber was kann ich dafür, wenn diese Frau mich immer so furchtbar wütend macht?“

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