Das Geheimnis der Lukaskinder. Eva Markert

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Das Geheimnis der Lukaskinder - Eva Markert

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      „Weil mir spätestens nach der ersten Stunde der Appetit vergangen ist.“

      Julian sah ihm beim Essen zu. Plötzlich bekam er einen geistesabwesenden Gesichtsausdruck. „Oh, oh“, sagte er.

      Niklas hörte auf zu kauen. „Was ist?“

      „Sag mal“, fragte Julian, „kennst du eigentlich die Hauptstädte der deutschen Bundesländer?“

      „Wieso sollte ich die kennen?“ Niklas biss in sein Käsebrot.

      „Weil wir die für heute aufhaben.“

      „Na und? Deshalb brauche ich sie doch nicht zu lernen.“

      „Ich glaube, in ein paar Minuten wirst du anders darüber denken. Du kommst nämlich dran.“

      „Meinst du?“ Niklas packte sein Butterbrot weg. „Ich hab’s doch gesagt“, murmelte er, „Schule verdirbt einem den Appetit.“ Jetzt sah er doch ein bisschen besorgt aus. „Kannst du mir den Quatsch nicht noch eben beibringen?“, fragte er.

      „Die Hauptstadt von Nordrhein-Westfalen ist Düsseldorf“, begann Julian.

      „Düsseldorf“, wiederholte Niklas, um den Namen behalten zu können.

      Es schellte. Bis der Pützer kam, prägte Niklas sich ein, wie die Hauptstädte von Rheinland-Pfalz, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg hießen. Zu mehr reichte die Zeit nicht.

      Ein Blinder hätte ihm ansehen können, dass er nicht gelernt hatte. Der Pützer würde es erst recht merken. Das gab mit Sicherheit eine Katstrophe! Und solche Katstrophen konnte sich sein Freund im Augenblick nicht leisten.

      Julian blickte wieder in die Zukunft. Da lag etwas auf dem Tisch, ein Blatt … Ja, jetzt wusste er, was es war.

      Hastig riss er eine Seite aus seinem Heft und schaute wieder in die Ferne. Dann schrieb er auf:

      Saarland – Saarbrücken

      Schleswig-Holstein – Flensburg

      Sachsen – Leipzig

      In Gedanken sprang er von Süden nach Norden, von Westen nach Osten und hörte erst auf, als er zehn Bundesländer mit ihren Hauptstädten aufgeschrieben hatte. Diesen Zettel schob er in die Mitte des Tisches und stieß Niklas an.

      In diesem Augenblick sagte der Lehrer: „Niklas, dich möchte ich heute abfragen.“

      Niklas schielte auf den Zettel, und als der Pützer fragte, wie die Hauptstadt des Saarlands hieße, antwortete er richtig Saarbrücken. Als Nächstes sollte er sagen, in welchem Bundesland Flensburg liegt, und dann die Hauptstadt von Sachsen nennen.

      Leider stellte sich Niklas nicht sehr geschickt an. Man konnte gar nicht übersehen, dass er ständig auf den Zettel linste. Julian sank das Herz in die Hose, als ihm klar wurde, dass das nicht gutgehen würde.

      Nach der sechsten Hauptstadt fragte der Pützer: „Was hast du denn da?“ Blitzschnell griff er nach dem Blatt. „Das ist ja ein Pfuschzettel!“, rief er empört und betrachtete ihn genauer. „Und das ist doch Julians Schrift!“

      „Er ... er …“, stammelte Niklas.

      „Ich … ich …“, stammelte Julian.

      „Das ist ein Täuschungsversuch“, unterbrach sie der Pützer. „Ein vorbereiteter noch dazu.“ Er funkelte die beiden an. „Das wird ein Nachspiel haben.“

      Wieder betrachtete er das Blatt und runzelte die Stirn. „Eins wundert mich allerdings. Die Städte und Bundesländer stehen kreuz und quer, aber genau in der Reihenfolge, in der ich sie abgefragt habe.“

      „Julian hat vielleicht mitgeschrieben“, rief Konstantin.

      Herr Pützer starrte immer noch auf das Blatt. „Das kann nicht sein“, sagte er. „Ich wollte gerade nach Thüringen fragen, und Thüringen steht als Nächstes auf der Liste.“

      „Zufall“, flüsterte Julian.

      Der Lehrer zögerte. „Es muss tatsächlich ein Zufall sein, wenn auch ein unglaublicher. Aber weil du sicher kein Hellseher bist, gibt es keine andere Erklärung.“

      Er holte Niklas nach vorn und fragte ihn noch einmal ab. Weil der inzwischen ungefähr die Hälfte der Hauptstädte behalten hatte, bekam er eine Vier angeschrieben. Damit war er zufrieden.

      Julian auch. Vor allem aber war er froh, dass der Pützer nicht an Hellseherei glaubte.

       Micha knallt hin

      Wenn Mona wütend war, passierte alles Mögliche. Teller, Gläser, Glühbirnen zersprangen, Türen flogen auf und zu oder Bilder fielen von der Wand.

      Mona glaubte auch, dass sie mehr Pickel bekam, wenn sie sich ärgerte. Sie hasste ihre Pickel. Kein Waschgel und keine Creme halfen dagegen. Auch wegen der Pickel versuchte sie, sich möglichst wenig zu ärgern. Aber es klappte meistens nicht. Kein Wunder, dass sie oft jede Menge davon hatte.

      Vor kurzem hatte Alena ihr einen Trick verraten: „Stell dir einfach vor“, sagte sie, „deine Wut kocht in einem Topf. Sie schäumt hoch wie Milch, und dann legst du den Deckel auf den Topf und stellst die Flamme klein, sodass die Milch nicht überkochen kann.“

      Manchmal funktionierte dieser Trick tatsächlich, aber leider nicht immer.

      An diesem Morgen zum Beispiel war Mona schon brummig, als sie aufstand. Das lag wahrscheinlich daran, dass sie gleich in der ersten Stunde Mathe hatte. Und in der dritten und vierten eine Doppelstunde Englisch. Das war mehr, als sie ertragen konnte.

      In Mathe sollte Sarah eine Aufgabe an der Tafel vorrechnen. Die Ärmste! In letzter Zeit musste sie dauernd nach vorn. Man konnte fast denken, alle Lehrer hätten sie auf dem Kieker.

      Unruhig beobachtete Mona, was Sarah an die Tafel schrieb. Hoffentlich war das alles richtig!

      Plötzlich hörte sie unterdrücktes Kichern. Es kam von Micha und Fabio, die hinter ihnen saßen. Die beiden führten offensichtlich was im Schilde. Bloß was?

      Da bemerkte sie, wie sich Sarahs Stuhl ganz leicht bewegte. Micha war auf die Kante seines Stuhls vorgerutscht und seine Füße angelten nach den Stuhlbeinen.

      „Gut gemacht!“, sagte der Lehrer gerade.

      Sarah sah erleichtert aus, als sie zu ihrem Platz zurückkehrte.

      Mona hatte keine Zeit, sich mit ihr zu freuen, denn in dem Augenblick, als Sarah sich setzen wollte, zog Micha den Stuhl mit einem Ruck nach hinten.

      Aber Mona war vorbereitet. Sie kniff die Augen zusammen und der Stuhl sauste wieder nach vorn. Es ging so schnell, dass Sarah gar nichts davon merkte. Aber Micha, der merkte was! Er hatte seine Füße fest um die Stuhlbeine gehakt und wurde von der Stuhlkante gerissen. Mit Karacho landete er auf dem Boden.

      Die ganze Klasse johlte.

      Micha rappelte sich auf. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Gekrümmt

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