Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May

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Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten - Karl May

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etwas über zwei Meter

       breit. Hinter ihr gab es zwar auch noch eine Menge bunt

       durcheinander geworfenen Gesteins, aber es war wenigstens

       beim Lichte des Tages nicht schwer, ein Pferd hindurch zu

       lenken.

       Da ich nicht wußte, was uns begegnen konnte, so zog ich mein

       Messer, trat an den Busch heran und machte so tiefe Einschnitte

       in einige der Stämmchen, daß sie nach außen fallen mußten, falls

       man mit dem Pferde darüber hinwegstrich. Natürlich geschah

       dies so vorsichtig, daß die dahinter lagernden Bejat nichts davon

       merkten. Dann kehrte ich zu dem Lagerplatz zurück und stellte

       Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns

       Halef am Eingange desselben auf. Er erhielt die Weisung, uns

       jede Annäherung sofort zu melden.

       "Was hast du gefunden, Effendi?" fragte Mohammed Emin.

       "Einen prachtvollen Ausweg für den Fall, daß wir uns ohne

       »Sallam« entfernen müßten."

       "Durch den Busch hinaus?"

       "Ja. Ich habe ihn durchschnitten. Sobald ein Reiter

       hindurchbricht, wird der Strauch umgerissen und die Folgenden

       haben dann freie Bahn."

       "Gibt es dann noch Gestein?"

       "Ja, große Steinbrocken mit Dorn und Pflanzenwerk dazwischen;

       aber wenn es hell ist, kommt man recht gut hindurch."

       "Meinst du denn, daß wir diesen Weg gebrauchen werden?"

       "Ich weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich,

       Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein

       gewisses Ahnungsvermögen besessen, welches mich oft auf noch

       entfernte Dinge aufmerksam machte."

       "Ich glaube dir. Allah ist groß!"

       "Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich

       eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,

       eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen,

       dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und

       regelmäßig etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn

       ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die

       Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich

       die Angst überfiel."

       "So wollen wir auf die Warnung achten, welche dir Allah

       sendet."

       Meine Besorgnis äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten.

       Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos beieinander, bis

       der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die

       Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er

       viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht

       unterscheiden können.

       Ich trat zum Pferde, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und

       folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf

       der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr

       konnte ich sie deutlicher unterscheiden.

       "Sihdi, wer ist es?" fragte Halef.

       "Die Bejat sind es."

       "Aber ihrer sind nicht so viele!"

       "Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der

       "Sie kehren mit dem Raube zurück. Sie führen die Herden der

       Bebbeh bei sich. Wie es scheint, reitet der Khan mit einer Schar

       schnell voran. Er wird also eher da sein, als die Andern."

       "Was tun wir?"

       "Hm! Warte! Ich werde dir Nachricht geben."

       Ich kehrte zu den Gefährten zurück und unterrichtete sie von

       dem, was ich gesehen hatte. Sie waren gleich mir überzeugt, wir

       hätten von dem Khan nichts zu befürchten. Wir konnten ihm

       keinen andern Vorwurf machen, als daß er uns von seinem

       Vorhaben keine Mitteilung gemacht hatte. Wäre dies geschehen,

       so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen; denn es lag ja sicher

       eine Gefahr für uns darin, in der Gesellschaft eines

       Herdenräubers gesehen zu werden. Wir kamen überein, ihn zwar

       vorsichtig, aber doch höflich zu empfangen.

       Nun kehrte ich, vollständig bewaffnet, zu Halef zurück.

       Der Khan kam mit seinem Trupp im Galopp herbei, und ehe fünf

       Minuten vergangen waren, hielt er sein Pferd vor mir an.

       "Sallam, Emir!" grüßte er. "Du hast dich wohl gewundert, mich

       nicht bei euch zu sehen, als du erwachtest.

       Aber ich hatte ein dringliches Geschäft zu besorgen. Es ist

       gelungen. Blicke hinter dich!"

       Ich sah nur ihm ins Gesicht.

       "Du hast gestohlen, Khan Heider Mirlam!"

       "Gestohlen?" fragte er mit ganz erstaunter Miene. "Wer seinen

       Feinden nimmt, was er ihnen nehmen kann, ist der ein Dieb?"

       "Die Christen sagen: ja, er ist ein Dieb, und du weißt, daß ich ein

       Christ bin. Warum aber hast du gegen uns geschwiegen?"

       "Weil wir dann Feinde geworden wären. Du hättest uns

       verlassen?"

       "Allerdings."

      

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