Die Hoffnung aus dem Jenseits. Sabine von der Wellen

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Die Hoffnung aus dem Jenseits - Sabine von der Wellen Die Hoffnung aus dem Jenseits

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      „Solltest du nicht eine weiße Perlenkette tragen?“, frage ich sie und erinnere mich daran, dass sie mit Ellen darüber gesprochen hatte.

      „Das ist unser Tag und wir tun, was für uns gut ist. Also trage ich deine Kette und deine Ohrringe und deine Ringe. Das ist, was zu mir gehört und zu mir passt. Ich habe es nicht übers Herz gebracht auch nur ein Stück davon ausgerechnet heute abzulegen.“

      Ich lege meinen Finger unter ihr Kinn und schiebe ihren Kopf in den Nacken, um sie zu küssen. Ihr süßes Lipgloss lädt zu mehr ein und ich freue mich unglaublich auf das Ende unserer Hochzeitsfeier. Meine Hand auf ihrem nur von dem seidigen Stoff der Strumpfhose verdeckten Knie legend, könnte ich sie endlos küssen. Fast selbstständig schiebt sich meine Hand hoch und finde auf ihrem Oberschenkel ein seltsames breites Gummi. Ich beende den Kuss und hebe ein wenig ihren kurzen Rock. „Wow, das sind ja Strapse!“

      „Mit allem Drum und Dran“, erwidert sie mit leuchtenden Augen.

      Mir wird klar, dass es eine meiner besten Einfälle war, als ich unsere bevorstehende Nacht plante.

      Bedauernd raunt Carolin: „Aber schade, dass ich dir das nicht vorführen kann. Wir müssen schließlich gleich nach der Feier los.“ Sie wirkt ein wenig traurig und ich küsse sie erneut. „Wer weiß, was alles passiert“, antworte ich nur und lasse sie weiter ahnungslos.

      Timo hat eine Art, uns die Angst vor dem Bevorstehenden zu nehmen, die einzigartig ist. Er erzählt uns ein paar wirklich tolle Geschichten und Brautwitze und wir haben einiges zu Lachen und werden lockerer. Dazu noch das Wissen, das alles ein Ende haben wird und Carolin und ich dann in unser hauseigenes Glück fallen können - und es geht mir wieder einigermaßen gut.

      Das ändert sich schlagartig, als wir vor dem Rathaus auf den Platz fahren, auf dem schon eine ziemlich große Menschenansammlung auf uns wartet.

      „Okay Freunde, jetzt müsst ihr euren Weg allein weitergehen. Ich erwarte euch dann nach der Zeremonie und bringe euch zum Saal.“

      „Danke Timo“, raune ich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Carolin ist auch eine Nuance blasser.

      In dem Moment werden auch schon unsere Türen aufgerissen und mein Vater steht vor mir. „Um Gottes Willen, Erik! Wo bleibt ihr denn?“ Er ist sichtlich nervlich am Ende.

      „Wir haben mit dem schönen Brautwagen noch eine Runde durch die Stadt gedreht.“

      Mein Vater schüttelt nur den Kopf, während Carolin schon an der anderen Seite von Ellen und ihrer Mutter aus dem Wagen gezerrt wird. Ich werde sofort von einer Traube Menschen umringt, die mich alle begrüßen wollen und auch Carolin muss wohl erst Rede und Antwort bei ihren Eltern und Ellen stehen. So geht alles sehr schnell und wir finden uns im Rathaus wieder, vor einem Raum, der mir den Atem nimmt. Er ist groß und alt eingerichtet. An den Seiten sind Bänke an der Wand angebracht, die mit weißen Kissen ausgelegt sind. Die Fensterbänke schmücken riesige Blumenbuketts und überall stehen riesige Schalen auf massiven Ständern, die auch solche Blumenarrangements zur Schau stellen. Alles wirkt unglaublich feierlich. Stühle mit weißen Stuhlhauben stehen in Reihen bis vor einem alten hölzernen Tisch, vor dem vier Stühle stehen und einer dahinter. Auf dem Tisch steht nur ein winziges Blumenarrangement, weil für mehr kein Platz ist.

      Ich werfe einen Blick in diesen imposanten Raum und suche verzweifelt nach Carolin, die aus der Menge auf mich zu schwebt. Ich sehe an ihrem Blick, dass sie mich jetzt braucht, und ich brauche sie.

      Als sie mich erreicht, greife ich nach ihrer Hand, weil ihr Vater auf sie zustürmt. Ich weiß genau, was er will. Aber fast schon panisch drehe ich mich mit Carolin um und ziehe sie durch den Gang dem Tisch entgegen, hinter dem ein älterer Mann uns erwartungsvoll entgegensieht.

      Hinter uns spüre ich die Meute, die in den Raum drängt und höre die Ah und Ohs, was den Raum betrifft. Ich sehe die Portraits irgendwelcher Leute an den Wänden, die uns zu beobachten scheinen, sehe die unglaublichen Holzschnitzereien, die die Bänke und Wände schmücken und den riesigen Kerzenleuchter, der von der Decke baumelt und ausgesprochen altertümlich wirkt … wie alles hier.

      Carolin sieht sich auch um und unsere Blicke treffen sich. „Das ist ja unglaublich!“, sagt sie ergriffen und lässt ihren Blick erneut um uns herumschweifen. Hinter uns ist die Menge immer noch unruhig und wir hören Stühle verrücken und geflüsterte Platzanweisungen.

      Ich kann nichts sagen. Ich starre nur noch auf den Mann, auf den wir zugehen.

      Er reicht uns über den Tisch hinweg die Hand und stellt sich vor. Aber in meinem Kopf will sein Name nicht auch nur annähernd Fuß fassen.

      „Erik Zeiss-Clarkson“, antworte ich ihm nur und Carolin nuschelt ein: „Carolin Maddisheim.“

      Daniel taucht neben mir auf und sieht mich beunruhigt an. Neben Carolin erscheint Ellen. Auch die beiden geben dem Standesbeamten die Hand und er deutet uns, dass wir uns setzen können. Rund um uns postieren sich zwei Fotografen. Einer mit einer Videokamera und einer mit einem riesigen Fotoapparat. Ich überlege kurz, ob die von der Zeitung sind. Aber dann wird mir klar, dass sie unsere Hochzeitsfotografen sein müssen, die meine Mutter engagiert hat.

      Carolins Hand fest in meiner, sehe ich zurück in den Raum. Meine Eltern und die Maddisheims sitzen in der ersten Reihe, mit Julian und seiner Freundin. Dahinter verteilen sich unsere Gäste. Marcels Gesicht taucht aus der Menge auf und er nickt kurz grüßend. Ich nicke zurück. Ich sehe unseren Arzt Dr. Bremer und Herr Thomas, den Juwelier. Auf der anderen Seite sitzen Torben, Steffen, Ralf und Ulf aus meiner Uni und davor Carolins Mädels. Alle anderen haben für mich auf die Schnelle keinen Erkennungswert. Mein Blick gleitet zu meinem Vater zurück, der besorgt wirkt. Und Herr Maddisheim wirkt zerknirscht. Ich hatte ihm seine Tochter nicht überlassen, um sie vor den Traualtar zu führen. Aber das hätte auch geheißen, ich hätte allein gehen müssen, und das war mir nicht möglich.

      Mein Blick gleitet zu meiner Mutter, die mich erneut nachdenklich mustert. Neben ihr sitzt Frau Maddisheim, die Carolin weinerlich anstarrt.

      Schnell sehe ich Carolin an, die nur steif auf ihrem Stuhl sitzt. Ihre Sommersprossen scheinen sich versteckt zu haben. Aber sie drückt meine Hand und ich schenke ihr ein winziges, verkniffenes Lächeln. Zu mehr bin ich nicht in der Lage.

      Mein Blick läuft in Daniels Gesicht, der mir zunickt, als wolle er mir zu verstehen geben, dass alles in Ordnung ist und keine Gefahr droht.

      Ellen sieht nur wütend aus.

      In dem Moment erhebt sich der Standesbeamte und begrüßt die Gäste, die in ihren aufgeregten Gesprächen verstummen. Seine laute Stimme hallt seltsam durch den Raum, als wäre die Zeit der letzten Jahrhunderte hier gefangen worden und seine Worte müssen sie durchdringen.

      „Liebes Brautpaar, Trauzeugen, Eltern, Verwandte und Freunde. Ich freue mich, euch hier begrüßen zu dürfen, um diese Beiden - Erik und Carolin - in den Bund der Ehe zu führen.“

      Mir wird noch übler. Ich konzentriere mich auf die schmale Hand in meiner. Mein Rettungsanker. Ein schneller Blick in Carolins Gesicht, aber sie sieht nur mit großen Augen den Standesbeamten an.

      Der geht mit viel Humor ganz darin auf, unsere Personalien festzustellen und meint bei Daniel erklären zu müssen, dass er als Trauzeuge eine Mitverantwortung trägt, dass ich auch immer brav auf meinem nun angehenden Eheweg wandele, während Ellen sich um Carolins zu kümmern hat. Dabei macht er schwungvolle Sprüche, die Gelächter hinter und neben uns auslösen.

      Ich

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