Die Hoffnung aus dem Jenseits. Sabine von der Wellen

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Die Hoffnung aus dem Jenseits - Sabine von der Wellen Die Hoffnung aus dem Jenseits

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Ellen zu Carolins Nachbarn sagt: „Wo muss ich hinziehen, um euch als Nachbarn zu bekommen. Ich will auch so etwas, wenn ich heirate.“

      „Wenn du uns so nett versorgst wie dein Bruder, und deine Eltern wieder so tatkräftig ihren Einsatz leisten, dann machen wir dir auch einen“, meint eine Frau sofort und alle stimmen zu.

      „Wir wären auf alle Fälle wieder dabei!“, ruft mein Vater und lädt alle in das Gasthaus ein. Das wird mit aufrichtiger Freude aufgenommen und der Abend erneut sehr lustig. Dabei vergesse ich ganz meine Unruhe wegen dem bevorstehenden großen Tag.

      Ellen fährt uns weit nach Mitternacht nach Hause und Carolin und ich fallen todmüde und betrunken ins Bett. Es ist gut, dass der Alkohol meinen Verstand lahmlegt, sonst würde ich wahrscheinlich gar nicht schlafen können.

      Als wir um zehn von dem Wecker geweckt werden, sind wir beide überrascht, dass wir so gut geschlafen haben. Ich nehme Carolin mit unter die Dusche, was sie zurückhaltend quittiert. Als ich sie an mich ziehe, bittet sie: „Schatz, nicht! Lass uns keinen Sex mehr vor unserer Hochzeitsnacht haben.“

      Sie hat recht. Wir sollten uns das für heute Nacht lassen.

      Wir frühstücken wenig später mit nur mäßigem Appetit, was einerseits an dem Alkoholkonsum des vergangenen Abends liegt und auch daran, dass wir beide langsam vor Nervosität durchdrehen. Danach räumen wir die Wohnung auf. Schließlich werden wir sie eine Woche lang nicht wiedersehen und ich habe darauf bestanden, dass alles ordentlich ist, damit wir uns wohlfühlen, wenn wir wieder von unserer Hochzeitsreise zurückkehren. Zumindest hatte ich das Carolin so dargelegt. Aber es gibt auch noch einen anderen Grund, den ich ihr verschweige.

      Kurz vor Mittag machen wir uns auf den Weg zur Villa. Carolin hat noch ein volles Programm. Es kommt eine Friseurin, die ihr die Haare frisiert, und dann erfolgt das lange Ankleideprozedere.

      Ich will in der Zwischenzeit mit Daniel noch einige Vorbereitungen treffen, was unsere Hochzeitsreise angeht, die nicht ganz gewöhnlich beginnen wird. Wenn ich auch zur Hochzeit selbst nicht viel beitrug, so habe ich einen festen Plan, was danach geschehen wird. Und Daniel ist eingeweiht. Aber um diesen Plan umzusetzen, muss Carolin in den festen Händen von Ellen, der Friseurin und meiner Mutter sein.

      Daniel und ich fahren zu unserer Wohnung zurück und bereiten alles vor. Während ich noch die letzten Griffe erledige, flitzt Daniel in seine Wohnung, um sich umzuziehen und hochzeitsfertig zu machen.

      Um zwei fahren wir zur Villa zurück. Nun bin ich an der Reihe.

      Ich bin aufgeregt und mir ist übel. Was ich auch versuche, es wird immer schlimmer. Mir geht erschreckend der Arsch auf Grundeis und mir kommt seit langem mal wieder der Gedanke an eine Line.

      Daniel grinst mich nur an. „Du wolltest es so“, sagt er schadenfroh und ich murre: „Ich will nur Carolin heiraten. Nicht das, was jetzt kommt …“

      „Das gehört dazu und du hast schon Schlimmeres überstanden.“

      Er hat eigentlich recht. Ich muss mich zusammenreißen.

      Gerne würde ich zu Ellen hinüberlaufen und nach Carolin sehen. Wie es ihr wohl geht? Aber ich muss mich selbst anziehen und darf sie nicht eher sehen, bis Ellen es zulässt.

      Die kommt gerade aus ihrem Reich und begrüßt Daniel, selbst schon wunderschön hergerichtet. Sie hat ein dunkelblaues Kleid an, das mit einem dunkelblauen Petticoat über ihren Knien aufbauscht. Es ist schulterfrei und neckisch am Rücken mit einer Schnürung auf Figur gebracht worden. Ihre Haare hat sie hochgesteckt und sie ist geschminkt. Daniel bleibt einen Moment fassungslos vor ihr stehen und schluckt schwer, und ich kann es kaum abwarten, Carolin endlich zu sehen.

      Ellen hilft mir mit der Fliege und Papa kommt mit Manschettenknöpfen. Ich hätte auch welche gehabt. Die waren bei dem Hemd dabei. Aber Papas sind der Hit. Es ist ein E+C eingraviert.

      „Poor, Danke!“, kann ich nur mit belegter Stimme raunen und er reißt mich kurz in seine Arme. „Bitte, mein Junge. Aber passende Manschettenknöpfe sind in unserer Familie ein Muss, wenn man heiratet.“

      Wir sind alle etwas verlegen und mein Vater lässt uns wieder allein, weil er sich selbst noch umziehen muss.

      Ellen hat noch etwas an meinen Haaren auszusetzen und versucht die widerspenstigen Locken über meiner Stirn in einem angedeuteten Seitenscheitel auf eine Seite zu bringen.

      Mir wird immer übler.

      Ellen huscht zu Carolin hinüber, die immer noch in der Obhut der Friseurin ist, die sie auch schminkt.

      Mein Vater kreuzt wieder auf und sagt uns Bescheid, dass der Wagen bereitsteht.

      Welcher Wagen? Ich dachte, wir nehmen den von meinem Vater?

      Ich sehe Daniel verunsichert an, der nur grinst.

      Tief durchatmend trete ins Treppenhaus, mir die Smoking Jacke über meine Weste ziehend, als bei Ellen die Tür aufgeht. Vorsichtig und schüchtern sehe ich Carolin heraustreten. Unsere Blicke treffen sich und mir stockt der Atem. Sie ist im wahrsten Sinne atemberaubend. Sie hat ein enges weißes Kleid an, das aus einer mit Perlen bestickten Korsage und einem bauschigen Rock besteht, der ihr vorne knapp über die Oberschenkel reicht und hinten in einer langen Schleppe bis zum Fußboden reicht. Durch ihre hohen, weißen Schuhe kommen ihre Beine unglaublich zur Geltung, die in einer seidigen Strumpfhose stecken, die Perlmutt schimmert. Ihre Schultern sind frei und sie trägt als Schmuck nur meine Kette und meine Ohrringe. Aber sie hat lange Handschuhe an, die ihr bis über die Oberarme reichen und genauso verziert sind, wie ihre Korsage. Ihre Haare sind an einer Seite hochgesteckt und fallen an der anderen in Locken bis auf ihre Schulter. In ihrem Haar glänzt ein Diadem.

      Ich bin überwältigt und stehe nur da wie angewachsen.

      Sie kommt langsam auf mich zu und sieht mir dabei in die Augen. „Schatz?“, haucht sie leise, als sie vor mir ankommt.

      „Du bist wunderschön“, stammele ich und komme mir blöd vor.

      „Du auch!“, sagt sie und ihre rosa Wangen werden noch einen Hauch farbiger.

      Ich strecke ihr meine Hand entgegen, die sie nimmt. Ich kann nicht anders und hauche ihr einen Kuss auf ihre Finger. Dabei sehe ich, dass einer in einer Schlinge steckt, die den Armstulpen aus weißer Spitze über dem Handrücken an passender Stelle hält. Ihre Fingernägel sind weiß lackiert und zieren irgendwelchen kunstvollen Malereien mit winzigen Steinchen.

      Mein Herz wummert dumpf in meiner Brust, als mir klar wird, dass es nun gnadenlos losgeht. Langsam gehen wir die Treppe hinunter, während ich Carolins Hand fest in meiner halte.

      Meine Eltern stehen unten am Treppenabsatz und sehen uns entgegen. Während meine Mutter mich anstarrt, lächelt mein Vater Carolin an.

      Ich verstehe seinen hingerissenen Blick. Carolin ist wirklich unglaublich schön und ich wage nicht Daniel anzusehen, solange wir auf der Treppe sind. Aber ich will seinen Blick sehen. Ihm soll wohl mittlerweile ein Licht aufgehen, dass ihm heute eine schwierige Aufgabe zuteilwird, die er nicht vermasseln darf. Als Trauzeuge muss er auf Carolin aufpassen.

      Was ich nicht wusste, was er mir aber vor kurzem sichtlich belustigt mitgeteilt hatte, das sind die seltsamen Bräuche auf Hochzeiten. Da gibt es den, dass die Braut von jungen Männern entführt wird und in eine Kneipe gebracht wird, wo sie auf Kosten den Bräutigams trinken, was reingeht. Der Bräutigam muss sie finden und

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