Die Hoffnung aus dem Jenseits. Sabine von der Wellen
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Читать онлайн книгу Die Hoffnung aus dem Jenseits - Sabine von der Wellen страница 3
„Bitte, hilf mir Kurt Gräbler zu finden. Wenn er meine Möglichkeit ist, wieder zu Carolin zurückzukehren, dann muss ich ihn finden. Das ist alles, um was ich dich bitte.“
Statt einer Antwort schließt sich seine Aura um mich und hüllt mich ein.
Ich glaube schon, dass mein Wächter andere Pläne verfolgt, weil die weiche, seichte Energie um uns herum unveränderlich scheint, als plötzlich rote Lichtblitze und seltsame rote Nebel unsere Energiewelt unterbrechen und den Weg in die Astralwelt anzeigen. Sie ist die Zwischenwelt, die die materiellen und die dimensionalen Welten verbindet. Bizarre Fäden durchdringen den seichten Nebel vor uns, und langsam dringen die Schreie, die Wut, das aufgebrachte Aufbegehren gegen irgendetwas Namenloses zu uns und wühlen unsere Emotionen auf. Aber es trifft mich nicht mehr so, wie in der Zeit, als ich selbst hier gefangen war und mich mit den negativen Emotionen der anderen verband. Als sich der Nebel ein wenig vor uns lichtet, sehe ich im dunklen Schlamm, der mit roten Schlieren wie Blutadern durchzogen ist und zu pulsieren scheint, die Gestalten, die sich darin winden oder einfach nur halb versunken darin kauern. Und dann finde ich den kleinen Mann. Er hat immer noch eine menschliche Statur, wie alle Geschöpfe hier, die sich von der materiellen Welt nicht lösen können. Aber er ist klein und zusammengeschrumpft, weil er nur ein Teil seiner selbst ist. Er hatte als Mensch versucht sich dem Tod zu entziehen und wollte für immer ein Erdenleben, um sich dem Vergessen nach den Inkarnationen zu entziehen. Er ahnte, dass jede Inkarnation ihn von vorne beginnen lässt. Vielleicht ahnte er sogar, dass nur sein Lebensplan und seine Resonanzen ihn in einem neuen Leben leiten, und er nur das Wissen der Zeit erfahren wird, in die er inkarniert. Er war ein großer Alchemist gewesen, von seinen vielen vorherigen Leben als Druide, Arzt und Wissenschaftler dazu verleitet, sich unlautere Ziele zu stecken. Außerdem wollte er sein Wissen als Alchemist nicht verlieren, wenn er sich erneut in die Inkarnationsschleife begibt und er wollte seinen Geist nicht reinigen lassen, wenn er in der materiellen Welt stirbt. Er wollte mit dem erworbenen Wissen uneingeschränkt die Welt erforschen und niemals wieder in seinen Möglichkeiten, die die materielle Welt zu bieten hat, zurückfallen oder sein Wissen an die Akasha Chronik abgeben müssen. Dieses Wissen wollte er nur für sich behalten und es mit niemandem teilen. Und er erschuf ein Mittel, das ihn nah an diesen Wunsch herangebracht hatte. Zu nahe. Darum wurde er dem Tod übergeben, der aber etwas Schreckliches auslöste. Kurt Gräblers Seele zersprang, und sein Geist verschmolz mit einem Seelenanteil. Seine zerstörte Seele wurde zu einem Dahinsiechen in der Astralwelt verdammt und nur mit Mühe schaffte er es, seine Seelenteile durch seine Nachkommen in die materielle Welt zurückzubringen, um sie dort wieder zu vereinen. Er hatte mir geschworen, dass er wieder ein Ganzes werden will, um sich erneut den Gesetzen des Universums zu beugen und den Weg der gewöhnlichen Inkarnationen gehen zu können, bis seine Seele von dem Übel reingewaschen ist, dass er als Alchemist über sich und uns gebracht hatte, als er sich gegen das Gesetz des Universums stellte. Er hatte mir das geschworen und ich bin bereit, ihm das zu glauben. Darum bin ich hier und will ihm anbieten, erneut den letzten seiner Seelenteile in die materielle Welt zu bringen, um seine Chance auf eine Zusammenführung zu erhöhen. Erst wenn alle Seelenteile wieder zusammengefügt sind, kann er wieder in die Inkarnationsschleife aufgenommen werden und das Wissen seines Geistes in die Akasha Chronik übergehen. Und das ist, was gewünscht wird.
Für mich wird das allerdings heißen, dass ich Carolins Kurt Gräbler Anteil zusätzlich auf mich nehme. Carolin trägt schwer an ihm und leidet unter ihm und seinem Einfluss, wie ich auch unter ihm gelitten hatte. Werde ich es wieder tun, wenn ich ihn mit auf meinen Lebensweg nehme? Wird er mich wieder manipulieren? Zu etwas drängen, das ich nicht tun will?
„Du kannst noch zurück! Du kannst immer noch einen anderen Lebensweg wählen“, erspüre ich in mir meinen Wächter. Aber ich schwebe schon über der kauernden Gestalt in dem schwarzroten Morast, die schwerfällig ihren Kopf aus dem Schlamm hebt.
Kurt hat in dieser Dimension noch so viel die Gestalt eines Menschen. Ich hingegen gleiche nur noch einer Gestalt mit schwingenden Konturen aus Energie.
„Lass mich!“, spüre ich die jammervolle Kreatur aufheulen.
„Ich bin es, Tim.“ Mein alter Erdenname kommt mir mittlerweile fremd vor. Er gehört nicht mehr zu mir, seit ich die Sphären durchschritt. Aber er zeigt bei der Kreatur im Schlamm seine Wirkung.
„Tim?“, kommt es hoffnungsvoll.
„Ich bin gekommen, weil ich dich wieder mit auf die Erde nehmen möchte. Bist du dazu bereit?“
Als würde etwas ihn aus dem Schlamm ziehen, richtet sich der kleine Mann auf und ich spüre die unsagbare Hoffnung, die sich in seinem Inneren ausbreitet.
„Es gilt immer noch deine drei letzten Seelenteile zusammenzufügen, damit du wieder ein Ganzes wirst. Ich möchte dir dabei helfen.“
Seltsamerweise spüre ich etwas in dem kleinen Männchen auflodern, dass mich irritiert. Einen kurzen Energiesprung lang war da etwas in ihm zu erkennen, dass mich verwirrt. Es war eine Erinnerung, die sich hochspülte und mir vollkommen unpassend vorkommt. Vielleicht wäre sie mir nicht aufgefallen, wenn ich sie nicht kennen würde. Es war eine Erinnerung an einen Vorfall, der Julian, Carolin und mich zusammen betraf und schrecklich enden sollte. Aber wir wurden gerettet, um danach erkennen zu müssen, dass dadurch der Alchemist in uns in den Hintergrund gedrängt wurde. Sehr zur Freude von Carolin, die dadurch seines Einflusses beraubt war und sich von mir zurückzog.
Mich trifft eine Fassungslosigkeit, von der ich nicht weiß, ob es mein kurzer Blick in diese Erinnerung des kleinen Mannes war, die sie auslöste. Plötzlich werde ich von Zorn umspült, der nicht von mir kommt. „Du hast mich allein gelassen!“, werde ich von diesem seltsamen und unpassenden Einblick in Kurt Gräblers Erinnerungen abgelenkt.
„Einer von uns musste doch den Weg ins Licht gehen“, erwidere ich auf seine aufgebrachte Emotion, die mir entgegenschlägt. „Und wir zwei haben immer noch eine Aufgabe zu erfüllen. Wir müssen jemandem helfen. Sie trägt einen deiner Seelenanteile, den sie freiwillig aufnahm, als sie inkarnierte. Somit bist du ihr etwas schuldig.“
„Aber … dann hat sie es wissentlich mitgenommen?“, stammelt das Männchen verwirrt.
„Oh ja, genauso wie ich dich mitnehmen werde. Aber sie ist eine der hohen Lichtwesen. Sie will dir helfen und du solltest dich dankbar erweisen.“
Mein Wächter drängt und ermahnt mich: „Das ist nicht möglich. Bedenkt das! Niemandem von euch wird es nach eurer Inkarnierung möglich sein, sie als das zu sehen, was sie in diesen Dimensionen ist. In der materiellen Welt wirst du nackt und vollkommen unwissend von diesen Dingen aufwachen und das tun, was dein Lebensweg und die noch offenen Resonanzen dir vorgeben und das sein, was die Gene, in die du inkarnierst, die Lebensart und deine Mitmenschen um dich herum aus dir machen. Ihr werdet nichts mehr in euch tragen von dem, was ihr jetzt fühlt und nur euer Unterbewusstsein wird etwas darüber wissen. Euer Leben ist dann nur noch bedingt steuerbar und auch ich kann euch nur so weit unterstützen, wie ihr mich lasst. Und ihr werdet euch auch an mich nicht erinnern, genauso wie im letzten Leben und den vielen anderen davor. In der materiellen Welt beginnt die Menschheit gerade erst zu erwachen und sich der eigentlichen Weisheiten zu erinnern, die ihnen am Anfang ihrer Entstehung zur Verfügung standen. Also verlange nichts Unmögliches, sonst ist alles zum Scheitern verurteilt, noch bevor es beginnt. Und denke daran, SIE ist nicht im Plan. Wir wissen nicht um ihre Emotionen, die sie in sich trägt und es ist auf der Erde nicht viel Zeit vergangen, seit du gingst. Sie wird noch in den alten Gefühlen und Ängsten gefangen sein, die eure Resonanz ausmacht.“
Betroffen von dieser Aussicht, die mir selbst entfallen war, wende ich mich an den kleinen Mann. „Halte dich bereit. Zur gegebenen Zeit werde ich dich holen.“
Ich will die Besorgnis, die mich schwermütig zu erdrücken