12 Jahre als Sklave. Solomon Northup

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12 Jahre als Sklave - Solomon Northup

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schrie das Kind, als seine Mutter brutal fort gestoßen wurde; „Verlass mich nicht – komm zurück, Mama“, rief sie immer noch, ihre kleinen Arme flehend ausgestreckt. Doch sie weinte umsonst. Wir wurden schnell aus der Tür und auf die Straße hinaus gescheucht. Immer noch konnten wir hören, wie sie ihre Mutter rief: „Komm zurück – verlass mich nicht – komm zurück, Mama“, bis ihre Kinderstimme leiser und immer leiser wurde, und mit zunehmender Entfernung stückchenweise erstarb, bis sie letztlich nicht mehr zu hören war.

      Eliza sah noch hörte jemals wieder etwas von Emily oder Randall. Jedoch blieben sie immer, bei Tag und bei Nacht, in ihrem Andenken. Auf dem Baumwollfeld, in der Hütte, immer und überall sprach sie von ihnen – oftmals mit ihnen, als ob sie tatsächlich da wären. Nur wenn sie in jenes Trugbild versunken war, oder im Schlaf, fand sie im Anschluss einen Augenblick Trost.

      Wie schon gesagt wurde, war sie kein gewöhnlicher Sklave. Zusätzlich zu einem großen Anteil natürlicher Intelligenz besaß sie ein allgemeines Wissen und Kenntnisse zu den allermeisten Themen. Sie hatte Möglichkeiten gehabt, die sich nur den wenigsten ihrer unterdrückten Klasse boten. Sie war in die Bereiche eines höheren Lebens gehoben worden. Freiheit – Freiheit für sich und für ihre Nachkommen war viele Jahre lang ihre Wolke am Tag, ihre Feuersäule bei Nacht. Auf ihrer Pilgerreise durch dir Wildnis der Knechtschaft, die Augen auf jenes Hoffnung verheißende Fanal gerichtet, war sie schließlich auf den „Gipfel des Pisga“ gestiegen und hatte das „Land der Verheißung“ erblickt (Anm. d. Übers.: 5. Buch Mose, Kap. 34,1-4). In einem unerwarteten Augenblick war sie vollkommen von Enttäuschung und Verzweiflung überwältigt worden. Die glorreiche Vision der Freiheit verblasste vor ihren Augen, als sie in die Gefangenschaft davongeführt wurden. Nun „weint sie des Nachts, dass ihr die Tränen über die Wangen laufen; es ist niemand unter allen ihren Freunden, der sie tröstet; alle ihre Nächsten sind ihr untreu und ihre Feinde geworden.“ (Anm. d. Übers.: Klagelieder, Kap. 1,1)

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