12 Jahre als Sklave. Solomon Northup

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12 Jahre als Sklave - Solomon Northup

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gewagt hätte.

      In dieser Nacht wurden beinahe alle krank, die auf der Brigg Orleans gekommen waren. Sie klagten über schlimme Schmerzen an Kopf und Rücken. Die kleine Emily weinte unablässig, etwas, das für sie völlig ungewöhnlich war. Am Morgen wurde ein Arzt gerufen, konnte jedoch die Natur unserer Beschwerden nicht feststellen. Während er mich untersuchte und mir Fragen bezüglich meiner Symptome stellte, äußerte ich die Meinung, dass es sich um einen Fall von Pocken handeln könne – erwähnte die Tatsache von Roberts Tod als Grund für meine Annahme. Er glaubte, dies könne tatsächlich stimmen und wollte nach dem Chefarzt des Hospitals schicken. Kurz darauf traf der Arzt ein – ein kleiner, hellhaariger Mann, den sie Dr. Carr nannten. Er verkündete, es handele sich um die Pocken, woraufhin im Hof eine große Aufregung ausbrach. Bald nachdem Dr. Carr gegangen war, wurden Eliza, Emmy, Harry und ich in eine Droschke verfrachtet und zum Hospital gefahren, einem großen weißen Marmorgebäude, welches sich in den Außenbezirken der Stadt befand. Harry und ich wurden in einem Zimmer in einer der oberen Etagen untergebracht. Ich wurde sehr krank. Drei Tage lang war ich vollkommen blind. Während ich an einem dieser Tage in diesem Zustand dort lag, kam Bob herein und sagte zu Dr. Carr, dass Freeman ihn herübergeschickt hätte, um nachzufragen, wie wir zurechtkämen. Berichte ihm, sagte der Arzt, dass es Platt sehr schlecht geht, aber wenn er bis neun Uhr überlebt, mag er sich erholen.

      Ich erwartete zu sterben. Auch wenn ich nur wenig zu erwarten hatte, für das es sich zu leben lohnte, erschrak mich das Nahen des Todes. Ich glaubte, ich hätte mich damit abfinden können, mein Leben am Busen meiner Familie abzugeben, doch inmitten von Fremden zu verscheiden, unter solchen Umständen, war ein bitterer Gedanke.

      Es gab eine große Zahl Patienten im Hospital, beiderlei Geschlechtes und jeglichen Alters. Auf der Rückseite des Gebäudes wurden Särge angefertigt. Wenn einer starb, wurde die Glocke geläutet – ein Signal an den Bestatter, zu kommen und den Leichnam zum Armenfriedhof zu bringen. Viele Male, jeden Tag und jede Nacht, sandte die Glocke ihre melancholische Stimme aus, einen weiteren Tod verkündend. Doch meine Zeit war noch nicht gekommen. Als die Krise überstanden war, begann ich mich zu erholen, und kehrte nach zwei Wochen und zwei Tagen mit Harry in den Pferch zurück, auf meinem Gesicht die Auswirkungen meines Leidens tragend, die es bis zu diesem Tage entstellen. Eliza und Emily wurden gleichfalls am nächsten Tage in einer Droschke zurückgebracht, und wieder wurden wir im Schauraum vorgeführt, um von Kunden untersucht und begutachtet zu werden. Ich nährte immer noch die Hoffnung, der alte Gentleman, der einen Kutscher suchte, würde sich wieder melden, wie er es versprochen hatte, und würde mich kaufen. In diesem Falle, da verspürte ich ein beständiges Vertrauen, würde ich bald meine Freiheit wiedererlangen. Kunde auf Kunde trat ein, doch der alte Gentleman tauchte nicht mehr auf.

      Schließlich kam eines Tages, während wir im Hof waren, Freeman hinaus und befahl uns, auf unsere Plätze im großen Raum zu gehen. Ein Gentleman wartete dort auf uns, als wir eintraten und insofern er im Laufe dieses Berichtes oft erwähnt werden wird, mag eine Beschreibung seines Erscheinungsbildes und meine Einschätzung seines Charakters beim ersten Anblick nicht völlig fehl am Platze sein.

      Er war von überdurchschnittlicher Größe, seine Haltung leicht gebeugt und nach vorne geneigt. Er war ein gutaussehender Mann, und schien ungefähr das mittlere Lebensalter erreicht zu haben. An seiner Erscheinung war nichts Abstoßendes; andererseits jedoch war in seinem Gesicht etwas Fröhliches und Anziehendes, wie auch im Tonfall seiner Stimme. In seiner Brust waren die feineren Elemente vorzüglich gemischt, wie jeder sehen konnte. Er ging zwischen uns umher, stellte viele Fragen, was wir alles tun konnten und an welche Arbeit wir gewohnt waren; ob wir glaubten, wir würden gerne bei ihm leben und ob wir brave Jungs sein würden, wenn er uns kaufe, sowie weitere Fragen ähnlicher Art.

      Nach einigen weiteren Untersuchungen, und nachdem die Unterhaltung sich den Preisen zugewandt hatte, bot er Freeman schließlich eintausend Dollar für mich, neunhundert für Harry und siebenhundert für Eliza. Ob die Pocken unseren Wert vermindert hatten oder aus welch anderem Grund Freeman zu dem Schluss gekommen war, fünfhundert Dollar von dem Preis herunter zu gehen, den er zuvor für mich verlangt hatte, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall verkündete er, nach einer kurzen gescheiten Überlegung, dass er das Angebot annähme.

      Sowie Eliza dies vernahm, war sie erneut in Agonie. Zu dieser Zeit war sie abgezehrt und hohläugig von der Krankheit und ihrem Kummer geworden. Es wäre eine Erleichterung, wenn ich für immer die Szene, welche nun folgte, schweigend übergehen könnte. Sie ruft Erinnerungen zurück, welche trauriger und bewegender sind, als sie irgendwelche Worte darstellen könnten. Ich habe Mütter gesehen, die ein letztes Mal die Gesichter ihrer toten Kinder küssten; ich habe sie hinab in das Grab blicken sehen, während die Erde mit hohlem Klang auf die Särge fiel, diese für immer vor ihrem Blick verbergend; doch niemals habe ich eine derartige Zurschaustellung heftigen, maßlosen und unbändigen Leids gesehen, als zu dem Zeitpunkt als Eliza von ihrem Kind getrennt wurde. Sie löste sich von dem Platz, wo sie in der Reihe der Frauen stand und stürzte dorthin, wo Emily stand, umfing sie mit ihren Armen. Das Kind, welches eine drohende Gefahr verspürte, klammerte instinktiv ihre Arme um den Hals ihrer Mutter, und drückte seinen kleinen Kopf gegen ihren Busen. Freeman befahl ihr streng, ruhig zu sein, doch sie beachtete ihn nicht. Er packte sie am Arm und zog grob daran, doch sie klammerte sich nur noch enger an ihr Kind. Da versetzte er ihr mit einer Breitseite gewaltiger Flüche einen herzlosen Hieb, so dass sie rückwärts stolperte und hinzufallen drohte. O, wie kläglich sie da bettelte und flehte und betete, dass sie nicht getrennt würden. Warum konnten sie nicht zusammen gekauft werden? Warum durfte sie nicht wenigstens bei einem ihrer kostbaren Kinder bleiben? „Gnade, Gnade, Herr!“, rief sie, auf die Knie fallend. „Bitte, Herr, kauft Emily. Ich werde nicht arbeiten können, wenn sie von mir genommen wird: ich werde sterben.“

      Freeman mischte sich erneut ein, doch ohne ihn zu beachten, brachte sie weiter ihre aufrichtige Bitte vor, berichtete, wie ihr Randall genommen wurde – wie sie ihn niemals wieder sehen würde, und dies wäre nun zu schlimm – o Gott! es war zu schlimm, zu grausam, sie von Emily fortzubringen – ihrem Stolz – ihrem einzigen Liebling, die so jung war, dass sie nicht ohne ihre Mutter leben konnte!

      Schließlich, nach vielem weiterem Flehen, trat der Käufer Elizas vor, offenkundig angerührt, sagte Freeman, er würde Emily kaufen, und fragte ihn, was ihr Preis sei.

      „Was ihr Preis ist? Sie kaufen?“, war die Gegenfrage, die Theophilus Freeman zur Antwort gab. Und seine eigene Frage sofort beantwortend, fügte er hinzu: „Ich werde sie nicht verkaufen. Sie steht nicht zum Verkauf.“

      Der Mann merkte an, dass er eigentlich ein so junges Kind nicht brauchte – dass sie ihm keinen Gewinn bringen würde, doch da die Mutter so an ihr hängen würde, wäre er bereit einen vernünftigen Preis zu bezahlen, bevor sie getrennt würden. Doch diesem menschenfreundlichen Vorschlag gegenüber war Freeman völlig taub. Er würde sie auf gar keinen Fall verkaufen. An ihr würde er einen ganzen Berg voll Geld verdienen, wenn sie einige Jahre älter wäre. Es gäbe genügend Männer in New Orleans, die fünftausend Dollar für solch ein außergewöhnlich hübsches und feines Ding, wie es Emily einmal sein werde, bezahlen würden, bevor sie sich so etwas entgehen lassen würden. Nein, nein, er würde sie jetzt nicht verkaufen. Sie war eine Schönheit – bildhübsch – eine Puppe – eine von ordentlichem Blute – keine von euch dicklippigen, kugelköpfigen, baumwollpflückenden Niggern – er solle verdammt sein, wenn sie das wäre.

      Als Eliza Freemans Entschlossenheit vernahm, sich nicht von Emily zu trennen, wurde sie vollkommen rasend.

      „Ich werde nicht ohne sie gehen. Sie werden sie mir nicht wegnehmen“, kreischte sie, und ihre Schreie vermischten sich mit der lauten und zornigen Stimme Freemans, der ihr befahl, still zu sein.

      In der Zwischenzeit waren Harry und ich auf dem Hof gewesen und mit unseren Decken zurückgekehrt, und standen nun an der Tür, bereit zu gehen. Unser Käufer stand nahe bei uns, Eliza mit einer Miene betrachtend, die Bedauern ausdrückte, sie um den

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