12 Jahre als Sklave. Solomon Northup

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12 Jahre als Sklave - Solomon Northup

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      Schließlich waren alle unsere Vorbereitungen abgeschlossen. Arthur und ich sollten uns lautlos in die Kapitänskajüte schleichen, die Pistolen und das Entermesser nehmen und so schnell wie möglich ihn und den Maat aus dem Weg räumen. Robert sollte mit einem Knüppel an der Tür stehen, die vom Deck hinab in die Kabine führte und im Falle der Notwendigkeit die Seeleute zurückschlagen, bis wir zu seiner Unterstützung eilen konnten. Dann sollten wir so weitermachen, wie es die Umstände erforderten. Sollte der Angriff so plötzlich und erfolgreich sein, dass er jeglichen Widerstand ausschloss, sollte die Luke verriegelt bleiben; ansonsten sollten die Sklaven herauf gerufen werden, und in dem Gedränge und der Eile und der Verwirrung dieses Moments, so beschlossen wir, sollten wir dann unsere Freiheit wiederbekommen oder unser Leben verlieren. Dann sollte ich die ungewohnte Stelle des Steuermannes einnehmen und uns nordwärts lenken, während wir darauf bauten, dass uns sodann ein glücklicher Wind in ein Land der Freiheit bringen würde.

      Der Name des Maats war Biddee, an den des Kapitäns kann ich mich nun nicht erinnern, auch wenn ich selten einen Namen vergesse, den ich einmal gehört habe. Der Kapitän war ein kleiner, vornehmer Mann, aufrecht und pünktlich, mit einer stolzen Haltung und er sah wie die Tapferkeit in Person aus. Wenn er noch immer lebt, und diese Seiten zufällig seinem Auge begegnen sollten, wird er eine Tatsache in Zusammenhang mit der Reise seiner Brigg von Richmond nach New Orleans im Jahr 1841 erfahren, die nicht in seinem Logbuch steht.

      Wir waren alle vorbereitet und warteten ungeduldig auf die Gelegenheit, unsere Pläne in die Tat umzusetzen, als sie von einem traurigen und unvorhersehbaren Ereignis vereitelt wurden. Robert wurde krank. Bald darauf wurde verkündet, er habe die Pocken. Es ging ihm unaufhörlich schlechter, und vier Tage vor unserer Ankunft in New Orleans starb er. Einer der Seeleute nähte ihn in seine Decke ein, mit einem großen Stein vom Ballast zu seinen Füßen, dann legte er ihn auf eine Ladeluke, und indem er diese mit der Takelung über die Reling schwang, wurde der leblose Leib des armen Robert den weißen Wassern des Golfs übergeben.

      Wir waren alle durch das Auftreten der Pocken mit Panik geschlagen. Der Kapitän befahl, dass Kalk im Frachtraum verstreut und andere kluge Vorsichtsmaßnahmen eingeschlagen werden sollten. Der Tod Roberts jedoch, und die Gegenwart der Krankheit bedrückten mich sehr, und ich blickte über die große Wasseröde mit einer Stimmung, die wahrhaftig untröstlich war.

      Einen Abend oder zwei nach Roberts Bestattung lehnte ich mich auf die Ladeluke nahe dem Vorderdeck, voller verzagender Gedanken, als mich ein Seemann mit freundlicher Stimme fragte, warum ich so niedergeschlagen sei. Tonfall und Haltung des Mannes gaben mir Vertrauen, und ich antwortete, weil ich ein freier Mann sei und entführt worden war. Er bemerkte, dies würde ausreichen, um jeden niedergeschlagen zu machen, und fuhr fort, mich zu befragen, bis er die Einzelheiten meiner ganzen Geschichte erfuhr. Er war offensichtlich sehr zu meinen Gunsten interessiert, und schwor in der unverblümten Sprache eines Seemanns, er würde mir helfen so gut er könnte, auch wenn es ihm „die Planken zerhaue“. Ich bat ihn, mir Stift, Tinte und Papier zu besorgen, damit ich einigen meiner Freunde schreiben konnte. Er versprach, dies zu erledigen – doch wie ich sie unentdeckt benutzen konnte, war eine Schwierigkeit. Könnte ich nur ins Vorderschiff gelangen, wenn er nicht hinsähe und die anderen Seeleute schliefen, dann wäre die Angelegenheit machbar. Das kleine Boot kam mir sofort in den Sinn. Er glaubte, wir wären nicht weit von Balize, an der Mündung des Mississippi, und es war notwendig, dass der Brief bald geschrieben würde, oder die Gelegenheit wäre vorbei. Entsprechend schaffte ich es, wie wir zuvor vereinbart hatten, mich in der nächsten Nacht erneut unter dem Langboot zu verstecken. Seine Wache endete um zwölf, ich sah ihn zum Vorderschiff gehen, und folgte ihm nach etwa einer Stunde. Er döste im Halbschlaf über einem Tisch, auf dem ein schwaches Licht flackerte und auf dem ebenfalls ein Stift und ein Blatt Papier lagen. Als ich eintrat wurde er wach, bedeutete mir neben ihm Platz zu nehmen und zeigte auf das Papier. Ich richtete den Brief an Henry B. Northup aus Sandy Hill – bekundete, dass ich entführt worden war, zur Zeit an Bord der Brigg Orleans war auf dem Weg nach New Orleans; dass es mir derzeit unmöglich sei, mein endgültiges Ziel zu mutmaßen, und bat, dass er Maßnahmen ergriffe, mich zu retten. Der Brief wurde versiegelt und adressiert, und Manning versprach, nachdem er ihn gelesen hatte, ihn im Postamt von New Orleans abzugeben. Ich eilte zurück zu meinem Platz unter dem Langboot, und am Morgen, als die Sklaven herauskamen und herumliefen, kroch ich heraus und mischte mich unter sie.

      Mein guter Freund, dessen Name John Manning war, war von Geburt her Engländer, und ein edelmütigerer, großzügigerer Seemann schritt nie über ein Deck. Er hatte in Boston gelebt – war ein großer, gut gebauter Mann, etwa vierundzwanzig Jahre alt, mit einem Gesicht, das leicht pockennarbig war, doch erfüllt von einem wohlwollenden Ausdruck.

      Nichts geschah, um die Eintönigkeit unseres täglichen Lebens abzuändern bis wir New Orleans erreichten. Als wir den Damm erreichten und noch bevor das Schiff festgemacht war, sah ich Manning an Land springen und in die Stadt davoneilen. Als er loslief, warf er einen bedeutungsvollen Blick über seine Schulter, womit er mir das Ziel seines Botengangs zu verstehen gab. Schließlich kehrte er zurück, und nah an mir vorbeistreifend, gab er mir einen leichten Knuff mit dem Ellbogen, mit einem besonderen Zwinkern, wie um mir zu sagen „es ist in Ordnung.“

      Der Brief erreichte Sandy Hill, wie ich seitdem erfahren habe. Mr. Northup fuhr nach Albany und legte ihn Gouverneur Seward vor, aber insoweit er keine eindeutige Information hinsichtlich meines wahrscheinlichen Aufenthaltsortes enthielt, wurde es zu diesem Zeitpunkt nicht für ratsam gehalten, Maßnahmen zu meiner Befreiung in die Wege zu leiten. Es wurde beschlossen, dies aufzuschieben, im Vertrauen, dass schließlich in Erfahrung gebracht würde, wo ich weilte.

      Wir wurden Zeuge einer glücklichen und anrührenden Szene unmittelbar, nachdem wir den Damm erreichten. Gerade als Manning die Brigg auf dem Weg zum Postamt verlassen hatte, kamen zwei Männer an Bord und riefen laut nach Arthur. Letzterer war beinahe rasend vor Vergnügen, als er sie erkannte. Es waren Männer aus Norfolk, die nach New Orleans gekommen waren, um ihn zu retten. Seine Entführer, so informierten sie ihn, waren verhaftet und in Norfolk ins Gefängnis gesperrt worden. Sie unterhielten sich einige Augenblicke mit dem Kapitän, und gingen dann mit dem erleichterten Arthur davon.

      Doch in der ganzen Menschenmenge, die sich auf dem Dock tummelte, gab es niemandem, der mich kannte oder sich um mich kümmerte. Niemand. Keine bekannte Stimme begrüßte meine Ohren, noch gab es auch nur ein Gesicht, das ich schon einmal gesehen hatte. Bald würde Arthur wieder mit seiner Familie vereint sein und das ihm zugefügte Unrecht zu seiner Befriedigung gerächt: doch weh, sollte ich meine Familie überhaupt noch einmal wieder sehen? In meinem Herzen machte sich das Gefühl völliger Verlassenheit breit, erfüllte es mit dem verzweifelnden und bedauernden Gedanken, dass ich nicht mit Robert zum Grund des Meeres gesunken war.

      Sehr bald kamen Händler und Käufer an Bord. Einer, ein großer dünngesichtiger Mann, mit hellem Teint und ein wenig gebeugt, trat mit einem Papier in der Hand in Erscheinung. Burchs Kolonne, die aus mir, Eliza und ihren Kindern, Harry, Lethe, und einigen anderen bestand, die in Richmond zu uns gestoßen waren, wurde ihm übergeben. Dieser Gentleman war Mr. Theophilus Freeman. Von seinem Papier ablesend rief er: „Platt.“ Niemand antwortete. Der Name wurde wieder und wieder gerufen, doch es gab immer noch keine Antwort. Dann wurde Lethe gerufen, dann Eliza, dann Harry, bis die Liste abgearbeitet war, jeder vortretend, wenn sein oder ihr Name gerufen wurde.

      „Kapitän, wo ist Platt?“, wollte Theophilus Freeman wissen.

      Der Kapitän konnte es ihm nicht sagen, da niemand an Bord war, der auf diesen Namen höre.

      „Wer hat diesen Nigger verschifft?“, fragte er abermals beim Kapitän nach, auf mich deutend.

      „Burch“, antwortete der Kapitän.

      „Dein Name ist Platt – du passt zu meiner Beschreibung. Warum trittst du nicht vor?“, verlangte er in zornigem Tonfall von mir zu wissen.

      Ich

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