12 Jahre als Sklave. Solomon Northup

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12 Jahre als Sklave - Solomon Northup

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und setzten sich auf die Türschwelle. Sie begannen eine Unterhaltung, doch das Thema davon konnte ich nicht hören. Schließlich kam Burch in den Hof hinab, kettete mich los und führte mich in eine der kleinen Hütten.

      „Du hast dem Mann gesagt, du kämst aus New York“, sagte er.

      Ich antwortete: „Ich sagte ihm, dass ich bis in New York gewesen sei, das stimmt, aber ich sagte ihm nicht, dass ich dort hingehörte, noch dass ich ein freier Mann wäre. Ich dachte mir überhaupt nichts dabei, Master Burch. Ich hätte es nicht gesagt, wenn ich nachgedacht hätte.“

      Er sah mich einen Augenblick an, als wäre er bereit mich zu verschlingen, dann drehte er sich um und ging raus. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück. „Wenn ich jemals höre, wie du nur ein Wort über New York verlierst, oder über deine Freiheit, dann werde ich dein Tod sein – ich werde dich töten; darauf kannst du dich verlassen“, stieß er wütend hervor.

      Ich bezweifle nicht, dass er damals besser noch als ich die Gefahr und die Strafe verstand, einen freien Mann in die Sklaverei zu verkaufen. Er spürte die Notwendigkeit, meinen Mund vor dem Verbrechen zu schließen, das er wissentlich beging. Natürlich hätte mein Leben noch nicht einmal soviel wie eine Feder gewogen, hätte ein Notfall ein solches Opfer erfordert. Zweifelsfrei meinte er genau das, was er sagte.

      Unter dem Schuppendach auf einer Seite des Hofes war eine grobe Tafel aufgebaut worden, während darüber auf dem Boden geschlafen wurde – so wie in dem Pferch in Washington. Nachdem wir an diesem Tisch unser Abendessen aus Schweinefleisch und Brot zu uns genommen hatten, wurde ich mit der Handschelle an einen großen, gelben Mann gekettet, der recht kräftig und fleischig war, mit einer Miene, die äußerste Schwermut zur Schau trug. Er war ein Mann von Intelligenz und voller Informationen. Zusammengekettet dauerte es nicht lange, bis wir uns mit unserer Geschichte bekannt gemacht hatten. Sein Name war Robert. Wie ich, war auch er frei geboren, und besaß eine Frau und zwei Kinder in Cincinnati. Er sagte, er wäre mit zwei Männern nach Süden gekommen, die ihn an seinem Wohnort angeworben hätten. Ohne Freiennachweis war er in Fredericksburgh aufgegriffen worden, in Gefangenschaft genommen und geschlagen worden, bis er, so wie ich auch, die Notwendigkeit und Klugheit des Schweigens gelernt hatte. Er war seit etwa drei Wochen in Goodins Pferch. Diesem Mann fühlte ich mich sehr nahe. Wir brachten füreinander Mitleid auf und verstanden uns. Und es war mit Tränen und schwerem Herzen, dass ich ihn nicht viele Tage danach sterben sah und ein letztes Mal seine leblose Gestalt anblickte!

      Robert und ich, sowie Clem, Eliza und ihre Kinder schliefen in dieser Nacht auf unseren Decken, in einer der kleinen Hütten auf dem Hof. Es gab noch vier andere, die ebenfalls die Hütte mit uns belegten, alle von derselben Plantage, die man verkauft hatte und die nun auf dem Weg nach Süden waren. David und seine Frau Caroline, beides Mulatten, waren außerordentlich bestürzt. Allein die Vorstellung, auf die Zuckerrohr- und Baumwollfelder gesteckt zu werden, erschreckte sie; doch die größte Quelle der Furcht war es, voneinander getrennt zu werden. Mary, ein großes, schlankes Mädchen, von einem höchst tiefen Schwarz, war teilnahmslos und offenbar allem gegenüber gleichgültig. Wie viele unserer Klasse, wusste sie kaum, dass es überhaupt so ein Wort wie Freiheit gab. In der Unwissenheit von Vieh aufgezogen, besaß sie wenig mehr Intelligenz als ein Stück Vieh. Sie war eine von denjenigen, und davon gibt es sehr viele, die nichts fürchten außer der Peitsche ihres Herrn, und keine andere Pflicht kennen, außer seiner Stimme zu gehorchen. Die andere war Lethe. Sie war von einem völlig anderen Charakter. Sie hatte langes, gerades Haar, und besaß eher das Erscheinungsbild eines Indianers als einer Schwarzen. Sie besaß scharfe und boshafte Augen und äußerte sich unablässig in der Sprache von Hass und Rache. Ihr Ehemann war verkauft worden. Sie wusste nicht, wo sie war. Ein Wechsel ihrer Herren, da war sie sich sicher, konnte nicht zum Schlechteren sein. Sie kümmerte es nicht, wohin man sie bringen mochte. Auf die Narben auf ihrem Gesicht deutend, gab die verzweifelte Kreatur ihren Wunsch kund, dass sie den Tag erleben wollte, wo sie sie im Blut eines Mannes abwaschen konnte!

      Während wir auf diese Weise unsere gegenseitigen Geschichten des Elends erfuhren, setzte sich Eliza alleine in eine Ecke, sang Kirchenlieder und betete für ihre Kinder. Erschöpft vom Mangel an Schlaf, konnte ich nicht länger den Avancen des „süßen Wiederherstellers“ widerstehen, und legte mich an die Seite Roberts auf den Boden, vergaß bald meine Sorgen und schlief bis zur Dämmerung des Tages.

      Am Morgen, nachdem wir unter Goodins Beaufsichtigung den Hof gefegt und uns gewaschen hatten, wurde uns befohlen, unsere Decken zusammenzurollen und uns bereitzumachen für die Fortsetzung unserer Reise. Clem Ray wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass er nicht weiter mitkommen würde. Burch hatte aus irgendeinem Grund beschlossen, ihn wieder zurück nach Washington zu bringen. Clem war höchst erleichtert. Nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, trennten wir uns im Sklavenpferch von Richmond, und ich habe ihn seitdem nicht mehr getroffen. Aber ich habe nach meiner Rückkehr zu meiner größten Überraschung erfahren, dass er aus der Knechtschaft geflohen und auf dem Weg zum freien Boden von Kanada war, wobei er eine Nacht im Haus meines Schwagers in Saratoga logierte, und dabei meine Familie über meinen Aufenthaltsort und meinen Zustand informierte, als er mich zuletzt gesehen hatte.

      Am Nachmittag wurden wir in Zweierreihen aufgestellt, Robert und ich vorneweg, und in dieser Aufstellung von Burch und Goodin vom Hof aus durch die Straßen Richmonds zur Brigg Orleans getrieben. Diese war ein Schiff von achtbarer Größe, voll aufgetakelt und zum größten Teil mit Tabak beladen. Bis fünf Uhr waren wir alle an Bord. Burch brachte jedem von uns eine Blechtasse und einen Löffel. Wir waren etwa zu vierzig auf der Brigg, alle bis auf Clem, die sich im Sklavenpferch aufgehalten hatten.

      Ich begann mit einem kleinen Taschenmesser, das mir nicht weggenommen worden war, meinen Namen in die Blechtasse zu ritzen. Die anderen versammelten sich augenblicklich um mich herum und baten mich, die ihren auf ähnliche Weise zu markieren. Nach einiger Zeit hatte ich alle zufrieden gestellt, was sie sicher nicht so schnell vergessen würden.

      In der Nacht wurden wir alle im Laderaum untergebracht und die Luke verriegelt. Wir lagen auf Kisten oder wo auch immer genügend Platz war, die Decken auf dem Boden auszubreiten.

      Burch begleitete uns nicht weiter als bis Richmond, von wo er mit Clem in die Hauptstadt zurückkehrte. Es mussten zwölf Jahre verstreichen, bis zum letzten Januar, um genau zu sein, ehe ich im Washingtoner Polizeirevier meinen Blick wieder auf sein Gesicht richtete.

      James H. Burch war ein Sklavenhändler – einer der Männer, Frauen und Kinder zu niedrigen Preisen kaufte und sie mit Gewinn wieder verkaufte. Er war ein Spekulant in Sachen menschlichen Fleisches – ein anrüchiger Beruf – und wurde als solcher im Süden betrachtet. Vorläufig verschwindet er aus den Szenen, die in diesem Bericht wiedergegeben werden, doch er wird vor dem Ende erneut auftauchen, nicht in der Rolle eines Menschen auspeitschenden Tyrannen, sondern als verhafteter, unterwürfiger Verbrecher vor einem Gericht, welches ihm keine Gerechtigkeit zukommen ließ.

       KAPITEL V.

      ANKUNFT IN NORFOLK – FREDERICK UND MARIA – ARTHUR DER FREIE – ZUM STEWARD ERNANNT – JIM, CUFFEE UND JENNY – DER STURM – BAHAMA BANKS – DIE RUHE – DIE VERSCHWÖRUNG – DAS LANGBOOT – DIE POCKEN – ROBERTS TOD – MANNING, DER SEEMANN – DAS TREFFEN IM VORSCHIFF – DER BRIEF – ANKUNFT IN NEW ORLEANS – ARTHURS RETTUNG – THEOPHILUS FREEMAN, DER EMPFÄNGER – PLATT – ERSTE NACHT IM SKLAVENPFERCH VON NEW ORLEANS.

      Nachdem wir alle an Bord waren, setzte die Brigg Orleans ihre Reise den James River hinab fort. Wir gelangten in die Chesapeake Bay und kamen am nächsten Tag gegenüber der Stadt Norfolk an. Während wir vor Anker lagen, näherte sich uns ein Leichter aus der Stadt, der vier weitere Sklaven brachte. Frederick, ein Junge von achtzehn Jahren, war als Sklave geboren, wie auch Henry, der einige Jahre älter war. Sie waren beide Hausdiener in der Stadt gewesen. Maria war ein recht vornehm aussehendes farbiges Mädchen, von makelloser

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