12 Jahre als Sklave. Solomon Northup

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12 Jahre als Sklave - Solomon Northup

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von ihrer eigenen Anziehungskraft. Eine hochmütige Miene aufsetzend, erklärte sie ihren Gefährten, dass sie unmittelbar nach unserer Ankunft in New Orleans, da hatte sie keinen Zweifel, ein wohlhabender, alleinstehender Gentleman mit gutem Geschmack vom Fleck weg kaufen würde!

      Doch der hervorstechendste der Vier war ein Mann namens Arthur. Während sich der Leichter näherte, rang er beherzt mit seinen Wärtern. Nur mit äußerster Gewalt konnten sie ihn an Bord der Brigg zerren. Er protestierte mit lauter Stimme gegen die Behandlung, die ihm zuteil wurde, und verlangte, freigelassen zu werden. Sein Gesicht war angeschwollen und mit Wunden und blauen Flecken bedeckt, und in der Tat war die eine Hälfte eine vollständige offene Wunde. Er wurde in aller Eile durch die Ladeluke in den Frachtraum gedrängt. Ich bekam einen Abriss seiner Geschichte mit, als er zappelnd über Deck getragen wurde, und von der er mir später einen vollständigeren Bericht lieferte, und der war folgendermaßen: Er hatte lange in der Stadt Norfolk gelebt und war ein freier Mann. Er hatte eine Familie, die dort lebte und war von Beruf Maurer. Nachdem er bei der Arbeit ungewöhnlich lange aufgehalten worden war, kehrte er eines Abends spät zu seinem Haus im Vorort der Stadt zurück, als er von einer Bande aus mehreren Personen auf einer unbelebten Straße angegriffen wurde. Er kämpfte, bis ihn seine Kraft verließ. Endlich überwältigt, wurde er geknebelt, mit Seilen gefesselt und geschlagen, bis er ohnmächtig wurde. Mehrere Tage lang hielten sie ihn im Sklavenpferch von Norfolk versteckt – eine sehr gewöhnliche Einrichtung, wie es scheint, in den Städten des Südens. In der Nacht zuvor hatte man ihn dort hinausgebracht und an Bord des Leichters gesteckt, der sich daraufhin vom Ufer abgestoßen und unsere Ankunft erwartet hatte. Er setzte seine Beteuerungen eine ganze Weile fort, und gab sich insgesamt unversöhnlich. Schließlich jedoch wurde er ruhiger. Er versank in eine finstere und gedankenvolle Stimmung und schien mit sich selbst ins Gericht zu gehen. In dem entschlossenen Gesicht des Mannes war etwas, etwas, das den Gedanken an Verzweiflung nahe legte.

      Nachdem wir Norfolk verließen, wurden uns die Handschellen abgenommen und während des Tages war es uns gestattet, an Deck zu bleiben. Der Kapitän wählte Robert als seinen Kellner aus und ich wurde ausersehen, die Küche zu überwachen, sowie die Verteilung von Essen und Wasser. Ich hatte drei Gehilfen, Jim, Cuffee und Jenny. Jennys Aufgabe war es, den Kaffee zuzubereiten, der aus Maismehl, in einem Kessel geröstet, bestand, und mit Melasse gekocht und gesüßt wurde. Jim und Cuffee backten die Fladenbrote und grillten den Speck.

      Neben einem Tisch stehend, der aus einem breiten Brett bestand, das auf einigen Fässern lag, schnitt und überreichte ich jedem eine Scheibe Speck und ein Stückchen Brot, und schüttete aus Jennys Kessel ebenfalls für jeden einen Becher Kaffee aus. Auf Teller wurde verzichtet und ihre schwarzen Finger mussten die Stelle von Messer und Gabel einnehmen. Jim und Cuffee waren sehr ernst und aufmerksam, ein wenig aufgeblasen wegen ihrer Stellung als zweite Köche, und ohne Zweifel der Meinung, eine große Verantwortung laste auf ihnen. Man nannte mich Steward – ein Name, der mir von dem Kapitän gegeben wurde.

      Die Sklaven wurden zweimal am Tag gefüttert, um zehn und um fünf Uhr – erhielten immer dieselbe Art und Menge von Kost, und auf dieselbe Weise wie oben beschrieben. Bei Nacht wurden wir in den Laderaum getrieben und sicher eingesperrt.

      Kaum waren wir außer Sichtweite des Landes, da wurden wir von einem gewaltigen Sturm eingeholt. Die Brigg rollte und tauchte ab, bis wir fürchteten, sie würde untergehen. Einige waren seekrank, andere auf den Knien betend, während sich einige wiederum aneinander klammerten, gelähmt vor Furcht. Die Seekrankheit machte aus dem Ort unserer Gefangenschaft etwas Ekelhaftes und Abscheuliches. Die meisten von uns wären glücklich gewesen – zumindest hätte es uns die Pein vieler hundert Peitschenhiebe und letztlich elende Tode erspart – hätte uns die mitfühlende See an jenem Tag aus den Fängen gewissenloser Männer gerissen. Der Gedanke, wie Randall und die kleine Emmy hinabsänken inmitten der Ungeheuer der Tiefe, ist eine weitaus angenehmere Erwägung als darüber nachzudenken, wie es ihnen vielleicht jetzt ergehen möge, sich ohne Belohnung durch ein Leben der Schufterei schleppend.

      Als wir in Sichtweite der Bahama Banks kamen, an einer Stelle die „Alte Kompassspitze“ oder „Loch in der Mauer“ genannt wird, lagen wir drei Tage in Windstille. Es ging kaum ein Hauch von Luft. Das Wasser der Golfs zeigte sich in einer einzigartigen weißen Farbe, so wie Kalkwasser. In der Abfolge der Ereignisse komme ich nun dazu, eine Begebenheit zu erzählen, die ich mir nur mit dem Gefühl des Bedauerns ins Gedächtnis rufen kann. Ich danke Gott, der mir seither erlaubt hat, der Knechtschaft der Sklaverei zu entkommen, dass durch seine gnädige Fügung ich davon abgehalten wurde, meine Hände mit dem Blut seiner Geschöpfe zu beflecken. Doch sollen diejenigen, die niemals in solche Umstände geraten sind, nicht allzu schroff über mich richten. Bis sie angekettet und geschlagen wurden – bis sie sich in der Lage wiederfinden, in der ich war, von Heim und Familie verschleppt in ein Land der Hörigkeit – sollten sie es unterlassen, zu sagen, was sie selbst um der Freiheit willen nicht tun würden. Wie weit ich nach Ansicht von Gott und Mensch im Recht gewesen wäre, darüber ist im Augenblick keine Spekulation nötig. Es soll reichen, wenn ich sage, dass ich mich selbst zu der schadlosen Beendigung einer Angelegenheit beglückwünschen kann, die eine Zeitlang drohte, von ernstzunehmenden Folgen begleitet zu sein.

      Gegen Abend am ersten Tag der Windstille waren Arthur und ich im Bug des Schiffes und saßen auf der Ankerwinde. Wir unterhielten uns über das wahrscheinliche Schicksal, das uns erwartete, und betrauerten gemeinsam unser Unglück. Arthur sagte, und da gebe ich ihm Recht, der Tod sei weitaus weniger schrecklich als die Lebensaussichten, die vor uns lagen. Eine lange Zeit sprachen wir von unseren Kindern, unseren vergangenen Leben und den Wahrscheinlichkeiten einer Flucht. Einer von uns schlug vor, die Brigg in unsere Gewalt zu bringen. Wir sprachen über die Möglichkeit, in einem solchen Falle unseren Weg bis zum Hafen von New York zu finden. Ich kannte mich nur wenig mit dem Kompass aus; die Idee aber, jenen Versuch zu riskieren wurde bereitwillig erwogen. Die Chancen für uns wie auch gegen uns bei einem Zusammenstoß mit der Mannschaft wurden geprüft. Auf wen konnte man sich verlassen, und auf wen nicht, die rechte Zeit und Art des Angriffs, alles wurde wieder und immer wieder besprochen. Von dem Augenblick an, als der Komplott sich als naheliegend erwies, begann ich zu hoffen. Andauernd ging er mir im Sinn herum. Als Schwierigkeit auf Schwierigkeit auftauchte, war ein fertiger Einfall zur Hand, der zeigte, wie man sie überwinden konnte. Während andere schliefen, brachten Arthur und ich unsere Pläne zur Reife. Schließlich wurde Robert mit viel Vorsicht stückweise mit unseren Absichten bekannt gemacht. Er gab sofort seine Zustimmung und trat der Verschwörung mit tatkräftigem Eifer bei. Es gab keinen anderen Sklaven, dem wir uns wagten anzuvertrauen. Derart in Furcht und Unwissenheit aufgezogen wie sie es waren, kann man es kaum begreifen, wie unterwürfig sie sich unter dem Blick eines weißen Mannes duckten. Es war nicht sicher, ein solch kühnes Geheimnis einem von ihnen anzuvertrauen, und schließlich beschlossen wir drei, die furchterregende Verantwortung des Versuches auf uns selbst zu nehmen.

      Bei Nacht wurden wir wie gesagt in den Laderaum getrieben und die Luke verriegelt. Das Deck zu erreichen war die erste Schwierigkeit, die sich uns in den Weg stellte. Ich hatte jedoch im Bug der Brigg ein kleines Boot gesehen, welches mit dem Kiel nach oben dort lag. Mir kam der Gedanke, dass wenn wir uns insgeheim darunter verstecken würden, wir nicht in der Menge vermisst würden, wenn sie des Nachts in den Laderaum gescheucht würde. Ich wurde auserwählt, das Experiment zu versuchen, um uns von der Machbarkeit zu überzeugen. Am nächsten Abend verbarg ich mich dementsprechend nach dem Abendessen hastig darunter, nachdem ich die passende Gelegenheit abgepasst hatte. Dicht am Deck liegend, konnte ich sehen, was rings um mich herum vor sich ging, während ich völlig ungesehen blieb. Am Morgen, als die anderen hinaufkamen, schlüpfte ich aus meinem Versteck, ohne beobachtet zu werden. Das Ergebnis war völlig zufrieden stellend.

      Der Kapitän und der Maat schliefen in der Kabine des ersteren. Bei Robert, der in seiner Eigenschaft als Kellner regelmäßig Gelegenheit besaß, in ihrem Quartier Beobachtungen anzustellen, brachten wir die genaue Position ihrer jeweiligen Kojen in Erfahrung. Weiterhin informierte er uns, dass immer zwei Pistolen und ein Entermesser auf dem Tisch lägen. Der Mannschaftskoch schlief in der Kombüse auf Deck, einer Art Vehikel auf Rädern, das man bewegen konnte, wie es die Bequemlichkeit

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