Traumwandler. Julia Skye

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Richtungen und Positionen zu verrenken, mit gerunzelter Stirn. “Alles in Ordnung?”

      Ich blickte auf. “Ja.” Meine Stimme klang ein wenig heiser. “Ja klar, warum nicht? Ich hab nur ein kurzes Nickerchen gemacht. Wollte nur kurz die Augen schließen.”

      “Rose.” Sie sprach so langsam und deutlich, als hätte sie es mit einer geistig Behinderten zu tun. “Wir sind schon gelandet. Du hast den ganzen Flug verschlafen.”

      Erst jetzt kehrten meine Sinne zurück. Vage registrierte ich, dass alle um uns herum schon angefangen hatten, ihr Gepäck zusammen zu suchen.

      “Klar”, sagte ich und bemühte mich um einen lässigen Ton. Mein Herz raste noch immer. Die Tatsache, dass ich das Gefühl gehabt hatte, nur drei Minuten lange geschlafen zu haben und jetzt in Wirklichkeit schon fast zwei Stunden vergangen waren, beruhigte mich nicht gerade.

      Abgesehen davon hätte ich schwören können, dass hier irgendwo der Wolf noch saß und mich mit seinen eisblauen Augen beobachtete. Ich schauderte.

      Seit wann hatten Wölfe überhaupt eisblaue Augen?

      “Ein wenig kalt, hm?”, sagte ich, als Caro mich anglotzte, als wären mir gerade Flügel gewachsen.

      Sie hob die Augenbrauen. “Klar, hat auch nur 25 Grad.”

      Ich stieß einen Ton aus, halb lachen und halb gurgeln. Dann quetschte ich mich an ihr vorbei, um an mein Gepäck zu kommen. Denn mir war kalt, mir war sehr kalt; ich hätte schwören können, dass noch immer Schneeflocken auf meiner Haut saßen. Mich wunderte es, dass mein Atem keine Wolken vor meinem Mund formte.

      Was war nur los mit mir?

      Caro und ich sagten kein Wort mehr, bis wir uns vor dem Flughafen befanden. Vielleicht aus Höflichkeit, damit niemand anders mithörte, vielleicht hatte sie mich nun als psychisch gestört abgehakt; ich wusste es nicht.

      Ich war froh, als wir uns wieder an der frischen Luft befanden. Die Kälte begann, langsam nachzulassen und ich fühlte mich wieder halbwegs normal. Ich holte mein Handy aus meiner Tasche, um die Uhrzeit zu checken.

      Und sah, dass ich fünf verpasste Anrufe hatte.

      Von meiner Schwester.

      Mein Herz rutschte mir erneut in die Hose. Melody rief mich nie an. Nie.

      “Was ist?”, fragte Caro. Ich musste wie ein paralysiertes Kaninchen geguckt haben.

      Ich schluckte. “Hmm? Nichts.” Mit möglichst neutraler Miene steckte ich mein Handy zurück. Mein Herzschlag wollte sich nicht wieder verlangsamen.

      Ich wartete darauf, dass Caro zum Taxistand laufen würde. Stattdessen atmete sie plötzlich tief durch und stellte sich vor mich hin.

      “Hey”, beschwerte ich mich, als sie meine Schultern packte. “Was zur Hölle -”

      “Hast du irgendwas genommen?” Ihre Stimme war ungewöhnlich harsch.

      “Was?” Mein Gehirn war immer noch zugefroren.

      “Ob du irgendetwas genommen hast? Tabletten? Pillen? Drogen?”

      “Wie bitte?”, sagte ich entrüstet. “Das glaubst du doch selbst nicht!”

      “Rose, ich mein’s ernst!” Sie sah mich eindringlich an. “Nicht nur hast du in den letzten Tagen so ziemlich jedes Getränk verschüttet, dass du gekauft hast. Vorhin hast du wie eine Irre neben mir herum gekreischt. Du siehst seltsame Tattoos auf alten Weibern und aus dem Flugzeug bist du mehr getorkelt als gelaufen. Und seither ist dein Blick abwesend und warum zum Teufel ist deine Haut so kalt?!”

      “Wegen dem Schnee!”, stieß ich aus. Wie immer war mein Mund mal wieder schneller als mein Gehirn.

      Sie war so baff, dass sie mich losließ. “Welcher Schnee?”

      Ihr Blick ließ verlauten, dass sie in Gedanken schon dabei war, die nächstbeste Therapeutin anzurufen.

      “In meinem Traum.” Ich versuchte, geduldig und möglichst nicht hysterisch zu klingen. “In meinem Traum war ich...ich weiß nicht, wo...aber da war Schnee...und Blut...und ein Wolf.” Ich merkte selbst, wie verrückt das klang und meine Stimme wurde immer lahmer, bis ich schließlich verstummte.

      Sie starrte mich an. “Ein Wolf?”, wiederholte sie.

      “Ja, ein Wolf”, blaffte ich, nun auch verärgert. “Ein Wolf ist kein Einhorn, okay? Und auch kein fliegender Elefant, also hör bitte auf, mich anzustarren, als wäre ich verrückt!”

      “Naja”, sagte sie. “Für mich klingt das schon irgendwie, als hättest du irgendetwas intus.”

      “Ich. Habe. Keine. Drogen. Genommen”, sagte ich laut und deutlich. Am liebsten hätte ich es ihr ins Gesicht geschrien, aber immerhin befanden wir uns immer noch am Flughafen und ich wollte nicht, dass irgendjemand anders von unserem kleinen Disput hier etwas mitbekam.

      Sie seufzte. “Na schön. Ich glaub dir ja. Aber was sollte dann das alles?”

      “Was meinst du?”, sagte ich. “Ich hab schlecht geträumt. Ich hab geschrien. Ist doch nichts dabei. Ich weiß ja, dass es hochgradig peinlich war, aber ich glaube, nun bist du diejenige, die aus einer Mücke einen Elefanten macht.”

      Ich sah ihr an, dass sie mir dabei nicht zustimmte.

      Schließlich stieß sie einen langen Seufzer aus und nickte. “Na schön”, sagte sie. “Na schön.” Dann warf sie mir einen weiteren eindringlichen Blick zu. “Aber wenn noch einmal so etwas passiert, dann erzählst du es mir, verstanden?”

      Ich widerstand dem Drang “Ja, Mama” zu sagen. Stattdessen nickte ich einfach nur müde. “Klar”, sagte ich. Unwillkürlich musste ich an die verpassten Anrufe meiner Schwester denken. Ein Teil von mir wollte es ihr sogar erzählen.

      Trotzdem brachte ich den Mund nicht auf. Stattdessen folgte ich ihr zum Taxistand.

      Wir setzten uns in das nächstbeste Taxi. Keiner von uns sagte etwas; ich nahm an, dass wir beide einfach nur zu müde waren. Ich hoffte, sie spielte nicht mit dem Gedanken, all das meinen Eltern zu erzählen. Immerhin wussten wir beide genau, wie empfindlich die beiden mit dem Thema Drogen waren.

      Plötzlich vibrierte meine Hosentasche.

      Caro blickte hinunter. “Ist das dein Handy?”

      “Anscheinend.” Innerlich stieß ich einen Fluch aus. “Vermutlich meine Mum oder so.”

      “Seit wann hast du es auf Vibration gestellt?”

      Ich runzelte die Stirn. “Hab ich...eigentlich nicht”, murmelte ich und griff nun doch nach meinem Handy. Sechs verpasste Anrufe von Melody – und einer von einer unbekannten Nummer. Ich löschte sie und wollte dann mein Handy auf lautlos stellen.

      “Was?” Caro klang langsam auch leicht hysterisch.

      “Es ist schon lautlos gestellt”, sagte ich.

      Sie sah mich fragend an. “Aber gerade -”

      Mein

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