Traumwandler. Julia Skye

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Traumwandler - Julia Skye Traumwandler

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dass ich hysterisch wimmerte und presste schnell meine Lippen zusammen.

      Lasagne. Benommen sah ich mich um. Ich keuchte noch immer. Als ich meine Hand berührte, merkte ich, wie eiskalt meine Haut war.

      Verflucht.

      Ich zuckte zusammen, als es an der Türe klopfte. “Ich komme gleich”, krächzte ich.

      “Alles in Ordnung?”, hörte ich die Stimme meines Dads.

      “J-ja.” Ich hoffte, er hörte nicht, dass ich kurz davor war, einen hysterischen Anfall zu bekommen. “Ich muss nur kurz… auf die Toilette.” Musste ich wirklich, aber nur um im Spiegel zu überprüfen, dass ich nicht aussah wie eine Hexe – oder voller Blut war.

      Im Badezimmer angekommen, ließ ich mir zuerst einmal heißes Wasser über die Hände laufen – die nicht blutverschmiert waren. Noch immer zitterte ich vor Kälte.

      Langsam blickte ich hoch und sah in meine vertrauten, braunen Augen, die genauso geschockt blickten wie auf dem Bild auf meinem Handy.

      Mein Handy! Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass meine Schwester versucht hatte, mich zu erreichen. Und diese unbekannte Nummer, die in meinem Gehirn herumgestöbert hatte…

      Gott, ich hatte Kopfschmerzen.

      Ich musste unbedingt mit Caro reden. Ich musste es ihr erzählen – irgendjemandem erzählen. Auch wenn sie mich vermutlich in die Klapse verfrachten würde. Aber besser, ich redete mit ihr als mit meinen Eltern. Was sie sagen würden, konnte ich mir schon denken.

      Also musste ich mich jetzt ganz normal verhalten, meine Lasagne essen und schön von meiner Reise erzählen.

      Und irgendwie versuchen, zu verdrängen, dass ich gerade fast von einem imaginären Wolf verspeist worden war.

      Ich versuchte, zu lächeln. Es sah eher wie eine Grimasse aus.

      “Ach, scheiß drauf”, murmelte ich. Ich zitterte noch immer leicht. “Tief durchatmen”, sagte ich mir.

      “Rose, die Lasagne wird kalt!”, ertönte die Stimme meiner Mum.

      Was, wenn es mir während des Abendessens passierte? Wenn ich nicht einmal fünf Minuten hierbleiben konnte, bevor ich wieder in… ja, in was? Was war es? Meine Träume? Meine Visionen? Visionen und Träume, von denen man Bilder machen konnte?

      Mit einem Stöhnen ließ ich meinen Kopf gegen das Waschbecken krachen. Verdammte Scheiße. Vielleicht hatte ich ja doch versehentlich irgendwelche Drogen eingenommen, ohne es zu bemerken. Oder ich hatte mir alles nur eingebildet. Aber warum kam es mir dann so echt vor? Ich hätte schwören können, dass ich, streckte ich die Hand aus, wieder den Schnee fühlen konnte. Und das Blut. Ich erschauderte.

      Wieso konnte ich nicht am Strand sein, mit Muscheln, Sand und Sonne? Warum musste ich in einer blutigen Schneelandschaft herauskommen? Oder davon träumen?

      Was auch immer.

      “Rose!” Meine Mum klang nun ungeduldig

      “Ich komme!”, rief ich zurück. Lasagne. Wäre ich nicht so hungrig gewesen, wäre ich vermutlich nicht aus dem Badezimmer herausgekommen. Aber von einem Wolf durch den Wald gejagt zu werden, macht einen ganz schön hungrig.

      Ich versuchte, nicht paranoid auszusehen, als ich nach unten ging. Auch wenn ich meine Hände tief in den Taschen meiner Jogginghose vergraben hatte, damit niemand sah, wie sie zitterten.

      Meine Eltern saßen am Tisch, unterhielten sich ganz normal. Beide sahen auf, als ich hereinkam.

      Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich Angst, ich würde nun hier zusammenbrechen und ihnen alles erzählen. Dann biss ich mir leicht auf die Zunge und zwang mich zu einem Lächeln.

      “Hi.” In meinem Kopf sah ich noch immer die eisblauen Augen des Wolfes. Mein Herzschlag beschleunigte sich wieder. Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten.

      “Bist du okay?” Meine Mum musterte mich scharf.

      “Klar.” Ich versuchte, ganz normal zu klingen und setzte mich hastig hin, bevor meine Wackelpudding-Beine unter mir nachgaben.

      Eine Weile redete keiner von uns. Ich hatte dermaßen Hunger, dass ich mich zwingen musste, langsam zu essen – was dadurch erleichtert wurde, dass ich mich gleichzeitig darauf konzentrieren musste, meine Hände ruhig zu halten.

      Mir war bewusst, es war nicht normal, dass ich nicht augenblicklich mit allen Erlebnissen meiner Reise herausplatzte, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mich noch überhaupt an irgendein Ereignis meines Trips erinnerte – von dem katastrophalen Rückflug mal abgesehen.

      Deshalb hoffte ich einfach, meine Eltern dächten, ich sei müde; oder von mir aus in einer miesen Stimmung.

      Dann ließ meine Mum die Bombe platzen. “Hast du etwas von deiner Schwester gehört?” Ihr Ton sollte wohl beiläufig sein, doch selbst in meinem Delirium hörte ich, wie interessiert sie an meiner Antwort war.

      Ich blickte nicht auf, sondern tat, als würde ich meine Lasagne auseinandernehmen und inspizieren wollen. “Hmm”, murmelte ich und stopfte mir schnell ein paar Nudeln in den Mund.

      Ich merkte, wie auch mein Dad aufhorchte. “Hat sie dir nicht...gratuliert?” Es schien, als hätte er zuerst etwas anderes sagen wollen.

      Ich ließ mir Zeit, um zu kauen. Als ich geschluckt hatte, hatte ich schon meine Ausrede parat: “Ich hab mein Handy am Morgen meines Geburtstags verloren”, sagte ich. Ich hoffe, ihr wollt morgen nicht die Büsche schneiden…

      “Was ist mit einer Email?”, fragte Mum prompt.

      Ich zuckte die Achseln. “Noch nicht nachgesehen”, nuschelte ich und mied ihren Blick.

      Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Emails Melody mir schon geschrieben hatte, seit sie sicherlich bemerkt hatte, dass ich mein Handy “verloren” hatte.

      Ganz zu schweigen von der unbekannten Nummer, die sicherlich auch meine Email hatte...was für ein Bild würde ich dieses Mal im Anhang finden? Ich, auf der Lichtung kniend? Oder gar ein Video, wie ich von dem Wolf davonrannte?

      Ich ließ mein Besteck sinken; mein Appetit war mir plötzlich vergangen.

      Meine Mum blickte auf; sie hatte vermutlich noch nie erlebt, dass ich meine Lasagne nicht ganz aß. “Ist wirklich alles okay, Rose?”

      “Ja”, erwiderte ich, meine Stimme ungewöhnlich hoch. “Ich...ich hab nur schon so viel im Flugzeug gegessen.” “Ich dachte, im Flugzeug bekommt man gar nichts mehr zu essen.” Mein Dad runzelte die Stirn und er und Mum tauschten einen Blick.

      Ups. “Ja… Caro hat noch ein paar Sachen davor gekauft”, sagte ich. Allmählich bekam ich Kopfschmerzen. Hieß das, ich musste gleich wieder in die Eiswüste zurück? Ich griff nach meinem Glas und schüttete mir ein wenig Wasser in die Kehle, in der Hoffnung, mein Blick würde sich dadurch wieder klären.

      Verdammt. Verdammt! Ich versuchte, zu atmen; doch langsam spürte ich, wie die Müdigkeit mich erneut überkam.

      Und dann hörte ich ein Handy vibrieren.

      Ich

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