Kampf um Katinka. Thomas Pfanner
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![Kampf um Katinka - Thomas Pfanner Kampf um Katinka - Thomas Pfanner](/cover_pre1094155.jpg)
»Bombe wirkungslos, wiederhole, Bombe wirkungslos.«
Anheuser und seine Leute gingen den geraden Weg. Im Halbkreis stürmten sie vor, wobei nur der Major die Tür nahm. Die verputzten und bemalten Wände der Zentrale stellten für kraftunterstützte Infanteristen in Panzeranzügen kein ernsthaftes Hindernis dar. Anhand der Pläne waren die Füsiliere in die Lage versetzt worden, genau an den Stellen durch die Wand zu brechen, an denen auf der anderen Seite keine massiven Kontrollapparaturen den Durchmarsch behinderten.
In diesem Augenblick kam das über die Zentrale und aller darin Befindlichen, was ein Füsilier unter shock and awe verstand. Für spezielle Aufträge, besonders solche in Raumschiffen und auf Planeten beim Häuserkampf, trugen die Soldaten Sirenen am Anzug. Daneben griffen sie zu Schock-Granaten, die gleichermaßen blendendes Licht wie Infraschallstöße aussandten. Der Infraschall wirkte auf die inneren Organe von ungepanzerten Personen, in dem er sie zu unkontrollierten Zuckungen zwang, was insbesondere bei Herzen zu einem Gefühl führte, das dem Erleben eines Herzinfarktes nicht unähnlich war. In jedem Fall führte die kurzfristige Blendung der Augen im Zusammenspiel mit dem Infraschall bei den Opfern zu infernalischen Schmerzen in allen wichtigen Organen und dem Ausfall der wichtigsten Sinne. Kampfunfähigkeit war die erhoffte Folge.
Im konkreten Fall trog die Hoffnung nicht. Anheuser stürmte durch die aufknallende Tür hindurch in die Zentrale, nahm wahr, wie sich von den Seiten her seine Soldaten in einem Regen aus Trümmern den Zugang durch die Wände erzwangen, zählte gleichzeitig sieben Personen, die nicht zu den Füsilieren gehörten. Alle sieben stürzten augenblicklich schreiend und zuckend zu Boden, drei von ihnen lösten jedoch nicht den Griff um ihre Waffen. Bedingt durch das unkontrollierte Zucken krümmten sich auch die Finger und die Waffen feuerten. Leuchtspurgeschosse zogen quer durch die Zentrale ihre Bahn wie die Pinkelfontänen sturzbetrunkener Adliger, nur um einiges gefährlicher. Anheuser konnte in dem Gesamtbild, das er augenblicklich in sich aufnahm, keine Prinzessin erkennen, umso wichtiger wurde die Ausschaltung der Bewaffneten. Den Körperpanzern der Füsiliere machten die Hartkerngeschosse nichts aus, normalen, ungeschützten Menschen dagegen sehr wohl.
Es dauerte nur zwei Sekunden. Bedingt durch die taktische Lage nahmen sich die Füsiliere die kurze Zeitspanne, um ihre Ziele eindeutig zu identifizieren und sorgfältig zu zielen. Dann eröffneten Tigana und Platini das Feuer aus lächerlich klein wirkenden, aber ungemein wirkungsvollen Schusswaffen. Die Munition drang nicht in die Körper der um sich schießenden Gangster ein, sondern gab ihnen einen starken kinetischen Impuls mit, der wie der Faustschlag eines Schergewichtlers wirkte. Weitere zwei Sekunden später war das Schießen vorbei. Die Füsiliere gaben die geschlossene Front auf, verteilten sich so, dass sich mindestens einer neben einem der immer weiter schreienden Personen einfand. Gegen das ziellose Schlagen und Wälzen der Betroffenen wurden rasch Fesseln angelegt und verborgene Waffen gesucht. Erst danach wurden Sirenen und Granate abgestellt. Da auch an den anderen Brennpunkten der Jacht der Kampf beendet war, senkte sich eine Stille über das Schiff, die in den Ohren hämmerte. Das Schreien ging in Winseln und Jammern über, was von den überregulierten Außenmikrofonen der Anzüge einige Sekunden lang nicht übertragen wurde. Immer noch suchte Anheuser nach der Prinzessin. Gleichzeitig setzte er die eingehenden Meldungen seiner Soldaten in eine entsprechende Meldung an die Grizzly um:
»Schiff gesichert. Keine Kampftätigkeit mehr. Keine Verluste. Keine Verletzte auf unserer Seite. Prinzessin noch nicht gesichtet.«
Erste dunkle Vorahnungen wollten in das schon reichlich beschäftigte Bewusstsein des Majors einsickern, da rief Füsilier Henry dazwischen: »Gotcha!«
Mit drei raumgreifenden Schritten durchmaß Anheuser die Zentrale und besah sich Henrys Fund. Sogleich dankte er den Göttern, ihm die Weisheit geschenkt zu haben, den Einsatz von Waffen auf die Schockmunition beschränkt zu haben. Einer der drei Männer, die im Sturz um sich geschossen hatte, war offenbar der Bewacher der Prinzessin gewesen. Vermutlich hatte er sie fest an seine Seite gezwungen und schließlich beim Sturz mit sich gerissen. Nun lag sie unter ihm und Hartkernmunition, auf den Bewacher abgefeuert, wäre durch beide Körper gedrungen und hätte sie ganz ohne Zweifel ebenfalls getötet. Ein großer Teil von Konzentration und Anspannung fiel von den Schultern des hünenhaften Majors und machte der besorgniserregenden Erkenntnis Platz, mal wieder so gerade eben Glück gehabt zu haben.
»Berichtige, Grizzly, mutmaßliche Zielperson gefunden.«
»Was heißt denn mutmaßlich? Ich hätte es gerne ein wenig genauer. Ist sie unversehrt?«
Der Captain klang nicht wirklich besorgt, dennoch kam seine Stimme streng und hart aus dem Kopfhörer. Anheuser beeilte sich, hob den erstaunlich schweren Mann von ihr herunter, zog den rechten Handschuh ab und tastete nach dem Hals der Gestalt, die nun in ganzer Größe zu sehen war. Wobei von Größe eigentlich nicht gesprochen werden konnte. Die Angehörigen der Kaiserlichen Familie zeichnete neben respektabler Körpergröße auch eine gewisse Fettleibigkeit aus. Das Erste lag an den unbelasteten Lebensumständen fern aller Engpässe, das Zweite an dem Überfluss an Nahrung und Getränken. Die verschmutzte und mit Blutklecksen gesprenkelte Gestalt am Boden entsprach diesem Bild in keiner Weise. Sie war klein, zierlich und wirkte durch und durch schwach. Zudem hatte sie rotblonde Haare, während die Kaiserliche Familie in der Regel über blonde Haare verfügte. Unglücklicherweise war es verboten, Bilder von Mitgliedern der Kaiserlichen Familie in Schiffsdatenbanken aufzunehmen, sodass es keine Vergleichsmöglichkeit gab. Vom Alter her mochte es hinkommen, Weiteres entzog sich seiner Kenntnis. Immerhin lebte das Mädchen, der Puls schlug kräftig und regelmäßig.
»Sie lebt, ist gesund und sieht gar nicht aus wie eine Kaiserliche.«
Auf der Brücke antwortete beredtes Schweigen. Zeit, die Leere mit einigen Anweisungen zu füllen.
»Carbone, zu den Booten zurück und nach Hause. Watkins, alles klar? Bischen dick aufgetragen, oder? Nimm deine Leute und suche den Rest des Schiffes ab. Ausrüstung,