Kampf um Katinka. Thomas Pfanner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kampf um Katinka - Thomas Pfanner страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Kampf um Katinka - Thomas Pfanner

Скачать книгу

bin mir nicht wirklich sicher, aber es ist damals fast genauso abgelaufen. Also, normalerweise halten sich Angehörige der Kaiserlichen Familie ausschließlich in der Heiligen Stadt auf, oder auf der Imperator, dem Flaggschiff, auf dem entsprechende Gemächer installiert sind. Die vier Kaiserlichen Jachten sind nichts anderes als Kurierschiffe, die Botschaften zwischen den Planeten, Flotten und der Kaiserin austauschen, Gesandte befördern oder persönliche Gefangene. Es ist bisher zwei Mal vorgekommen, dass ein Angehöriger der Kaiserlichen Familie auf ein Schiff zurückgegriffen hat, das für den Transport hochherrschaftlicher Personen nicht gebaut und vorgesehen wurde. Wie gesagt, das letzte Mal vor achtzig Jahren.«

      Tadeusz Duda kaute schon eine ganze Weise auf der Unterlippe herum und nutze die Atempause des Ersten zu der Frage, die ihn vor allen anderen bewegte:

      »Ist das gut oder schlecht für uns?«

      Sir Ulrich nickte ihm traurig zu.

      »Wir sitzen in der Tinte, und zwar bis zum Scheitel.«

      »Aha?« An dieser Stelle merkte der Kommandant auf. Sein weiterhin entspannter und freundlicher Gesichtsausdruck täuschte über seine wahren Gefühle hinweg. Wenn der Vertreter des Adels angesichts der Lage und seiner Kenntnisse bezüglich der Kaiserlichen Familie überaus große Schwierigkeiten sah, dann musste Tanner einfach alarmiert sein. Bislang hatte er es verstanden, seine Leute und sein Schiff weitgehend unsichtbar durch den Krieg zu steuern, war keinem Vertreter des Hochadels über die Füße gefahren, gab sich bei offiziellen Anlässen blass und schüchtern, hielt die Augen gesenkt. Er hatte seine Befehle befolgt und sich ansonsten bedeckt gehalten. Und jetzt sollte die Camouflage nicht mehr möglich sein?

      »So ist es, Captain«, fuhr der Erste Offizier fort. »Wir müssen eine Entscheidung treffen, sie wird aber immer falsch sein. Am einfachsten wäre es, einfach abzuhauen. Anhand der automatischen Aufzeichnungen wird man uns im Hauptquartier unverzüglich auf die Strümpfe kommen. In diesem Fall wird das Letzte, was wir sehen, eine grau angemalte Wand sein, vor die man uns stellen wird. Der Krieg ist zwar aus, aber fürs Hängen lassen einer Kaiserlichen Angehörigen gilt Kriegsrecht allemal als absolutes Minimum. Außerdem entspricht es nicht unserem Naturell, einfach wegzulaufen.«

      »Dann gehst du also davon aus, dass es sich tatsächlich um einen authentischen Notruf handelt?«

      Nagama zog ihre lange Nase kraus, die ebenso dünn war wie der Rest der Ortungsspezialistin. Dabei übersah sie das wichtige Detail, dem Kommandanten war es nicht entgangen.

      »Eine kaiserliche Angehörige? Eine Frau. Wie kommst du darauf? Die Kaiserliche Familie besteht fast ausschließlich aus Männern. Von der Wahrscheinlichkeit her müsste da drüben einer von denen stecken.«

      Sir Ulrich verzog das Gesicht, mit leichtem Missvergnügen verschwendete er ein paar düstere Gedanken an die Vertreter des Kaiserlichen Amtes für Statistik. Deren Berechnungen über die wahrscheinlichste zu erwartende Aktion des Feindes hatte man in der Flotte immer sehr gut gebrauchen können. Weil die von den Eierköpfen in Aussicht gestellten Ereignisse niemals eintrafen, konnte man sie kategorisch ausschließen und sich um andere Objekte kümmern, bei denen kompetente Flottenoffiziere wie Roscoe Tanner aufgrund eines miesen Gefühls aus dem Bauch heraus den Angriff erwarteten. Das funktionierte wesentlich besser. Im Übrigen war es gerade heute wieder an der Zeit, dem Gefühl aus dem Bauch die notwendige Beachtung zu schenken.

      »Tja, nur haben die Jungs allesamt keinen Grund, sich in Richtung Niemandsland aus dem Staub zu machen. Die beiden Mädels hingegen schon.«

      Tanner musste nur kurz sein Gedächtnis durchforsten, schon klappte ihm der Unterkiefer herunter.

      »Nein. Sag, dass das nicht wahr ist.«

      »Ich wünschte, ich könnte.« Zu den anderen Mitgliedern der Crew gewandt, die nicht verstanden, erläuterte er:

      »Lady Penelope, Kaiserliche Tochter und zweite in der Thronfolge, hat einen verdammt guten Grund, sich aus dem häuslichen Nest zu verabschieden. Die ist so dicht dran am Thron, wird ihn aber niemals besteigen, da Eleonore vor ihr rangiert. Der klassische Verwendungszweck für die Nummer zwei ist es jedoch seit alters her, sie mit der Nummer zwei eines anderen Reiches zu verheiraten, um gegenseitige Bindungen aufzubauen und, das ist der eigentliche Grund, einen Krieg oder ähnlich gelagerte Überraschungen zu verhindern.«

      Die Mannschaft stöhnte auf, es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen. Die Propaganda hatte das Ereignis ebenso vermeldet wie die Latrinen-Gerüchte.

      »Treptichore.«

      »Ja, mein Captain«, stimmte Sir Ulrich gallig zu. »Großherzog Willi befindet sich in der gleichen Lage wie Lady Penelope, er ist fast ganz oben, aber eben nur fast. Sein Bruder möchte ihn aus den Füßen haben und unsere holde Kaiserin vom Hals. Da bietet es sich geradezu an, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.«

      Tanner blies die Backen auf. Das Problem nahm mit Lichtgeschwindigkeit Formen an. Ohne Zweifel hatte Lady Penelope jeden Grund, sich vor der Hochzeit mit Großherzog Willi in Sicherheit zu bringen. Horave zeichnete sich nicht gerade durch Menschlichkeit aus, das Leben der Bevölkerung war die Hölle und für den Adel sah es auch nicht wirklich rosig aus, nach hundert Jahren Krieg nicht weiter verwunderlich. Ein altes Horaveisches Sprichwort lautete: Schlimmer geht immer! Offenbar hatte der Verfasser an Treptichore gedacht.

      Treptichore ließ sich mit einem einzigen Wort umfassend charakterisieren: barbarisch.

      Es würde für immer ein in der Geschichte der Menschheit einmaliges Rätsel bleiben, wie es dieser Planet schaffen konnte, die Fähigkeit zum Raumflug nach hunderten von Jahren erneut zu erlangen. Ein heißer, feuchter Planet, dessen Klima einem das Hirn zermalmt, eintönige, ewige Sumpflandschaft, kein einziger Meter mit festem Boden, Dreck über Dreck, der Himmel ständig düster und mit geschlossener Wolkendecke, aus der es ununterbrochen schüttet. Das war Treptichore, und weil es noch nicht reichte, hatten die Götter die geschundenen Kolonisten zusätzlich mit einer wahrhaft bösartigen Tierwelt geschlagen, gegen die auch moderne Waffen ihre liebe Not hatten. Die Kolonisten segelten einige hundert Jahre am Rand der vollständigen Ausrottung entlang, vermutlich der Grund für die armselige genetische Ausstattung der Menschen dort. Mittlerweile betrug die Bevölkerung wieder um die zweihundert Millionen Köpfe, und sie sahen sich alle derart ähnlich, als wären sie Verwandte ersten Grades. Für einen Horaver waren die Leute fast gar nicht zu unterscheiden, alle besaßen breite Köpfe mit breiten Nasen, eng stehende braune Augen, braune Haare und Blumenkohlohren. Schlimmer als alle Äußerlichkeiten hingegen wirkte die charakterliche Entwicklung, die der Planet seinen Bewohnern aufgezwungen hatte. Sie waren allesamt bösartige, brutale und absolut rücksichtslose Wesen. Untereinander herrschte das Gesetz des Stärkeren, Außenweltler wurden gehasst wie die Pest und nur die auf mehr als mangelhaften Ressourcen gründende Schwäche der eigenen Industrie bewahrte die Galaxis vor einem Eroberungszug von Mordbrennern und Plünderern. Gleichwohl galt Treptichore als ewiger Stachel im Fleisch aller Nationen. Die Treptichorer waren quasi gezwungen, sich ihre dünne Existenzgrundlage durch Piraterie aufzubessern. Die Abscheu der restlichen Welten zogen sie sich aber durch ihre Gewohnheit zu, ihre Mordlust hemmungslos auszuleben. Auf überfallenen Schiffen gab es regelmäßig keinen einzigen Überlebenden, wurde ein Planet überfallen, so zogen es die Angreifer vor, erst eine ordentlich große Bombe abzuwerfen, um dann in den Ruinen nach Brauchbarem zu suchen. Frauen galten dabei als eine überaus begehrte Beute und das nicht nur, um den Genpool aufzubessern.

      »Lady Penelope wird von ihrer Sippe offensichtlich nicht mehr als Verwandte betrachtet. Mann, die muss ja ordentlich was angestellt haben.«

      Sir Ulrich schüttelte den Kopf.

      »Nee, auch in höchsten

Скачать книгу