Banner des Lichtes. Frater LYSIR
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Alles, was vergangen ist, dazu zählt auch alles, was ein Wesen bis zu diesem Punkt ausmachte an Glaubensparadigmen, Überzeugungen, Eigenheiten, etc., wird fortgebrannt in der „Lohe der Läuterung“, um sich aus ihr wie der Phönix aus der Asche neu zu erheben. Hierbei gibt es kein „Hier und Jetzt“, hierbei gibt es keine „Gerechtigkeit“, keine „Unendlichkeit“, kein Sein und kein Nicht-Sein, keine Existenz und keine Nicht-Existenz, sondern nur Choronzon. Choronzon schenkt einem die erste Zelle, das erste Atom, das erste „unteilbare kosmische Ding“, welches dann der Kern des eigenen stellaren Fundamentes wird, auf dem alles aufgebaut wird. Diese Wirkung wird literarisch gerne dadurch beschrieben, dass die kosmischen Kräfte aus einer raumlosen Bestimmtheit, in die Bestimmtheit des Raumes wechseln, um dort zu wirken und dem Menschen die Möglichkeit geben, das Leben (den Alltag, die Zukunft, die Realität) so zu gestalten, wie es dem „wahren Willen“ entspricht.
Doch dieser Weg ist nicht einfach, denn die „Prüfung des Versagens“ bedeutet, dass man sich wirklich, voll und ganz, mit jeder Zelle, jeder Faser, jedem Gedanken ausliefert, und darauf vertraut, dass der Kosmos mit einem so verfährt, wie der Kosmos mit einem Verfahren muss. Erst dann kann man seine Umwelt neugestalten, sodass man seinen Platz im Großen Werk einnehmen kann, wodurch der Alltag keine großen Sorgen und Nöte bereithält, sondern nur noch kleinere oder größere Prüfungen, um den menschlichen Geist stets daran zu erinnern, dass die „Lohe der Läuterung“ das eigene Sein, die eigene Sonne, jeden Tag scheinen und brennen muss.
Dass aber in diesem Zusammenhang all die Prüfungen, die man durch den Abyss und letztlich auch durch Choronzon erfährt, nicht leicht sind, sollte klar sein. Doch in diesem Kontext ist es natürlich verständlich, dass Choronzon auch oft als „Geist der Lüge“, „tyrannischer Verräter“ oder „Meister der Illusion“ angesehen wird.
Allerdings muss man sich hier die Frage stellen, was die „Lüge“ oder die „Illusion“ ist. Ist es der Umstand, dass der Suchende schon längst in den Sphären des Abyss wandert, ohne es zu wissen? Ist es vielleicht der Umstand, dass eine neue Werdung eine vorherige Auflösung beinhaltet? Dass kosmische Prüfungen härter sind, als die die ein Mensch aufbauen kann?
Vielleicht, denn letztlich ist alles eine Illusion. Nur man selbst bestimmt, was die eigene Realität ist.
Doch da alles ein gigantischer Kreislauf ist, muss man daran denken, dass man hier auch Freiheit und Selbstbestimmung erfahren kann. Es wird immer so sein, dass man von Choronzon genau das erhält und auch erfährt, was man für die Umsetzung seines „kosmischen Jobs“, seines großen Werkes, benötigt. Ein Teil davon wird irgendwann auch der physische Tod sein, denn irgendwann endet nun einmal das menschliche, lineare Leben. Man kann es sich so vorstellen, dass man, wenn die Aufgabe in der aktuellen Inkarnation erfüllt und abgeschlossen ist, das Spielfeld verlassen kann.
Warum wird hier von einem „Können“ gesprochen und nicht von einem „Müssen“, mag man sich nun fragen. Hier muss man wieder bedenken, dass das lineare Denken und die zeitliche Existenz einer Inkarnation, auf den höheren Ebenen irrelevant sind. Da es in der Erfüllung der Inkarnationsaufgabe keine Schulnoten gibt, hat man hier ganz klar ein Mitbestimmungsrecht. Doch hierzu muss man sich selbst natürlich vollkommen kennen, verstehen, annehmen und im Großen Werk agieren. Man muss seinen Weg gehen und man wird erkennen, dass der eigene, kosmische Weg, wie eine stellare Autobahn ist, auf der man sich aber frei entscheiden kann, ob man diese oder jene Ausfahrt nimmt. Daher ist es möglich, seine Inkarnationsaufgabe, bzw. Inkarnationserfahrung schon abgearbeitet zu haben, ohne danach sofort zu sterben. Warum auch, denn neben der Inkarnationsaufgabe, bzw. neben den verschiedenen Lebensaufgaben, gibt es auch immer noch eine Existenzaufgabe, die stetig vorhanden ist. Choronzon ist der, der diese Existenzaufgaben verteilt und auch wieder zurücknimmt. Gut, er hat hier mehr als nur ein wenig Hilfe von den verschiedenen Seraphesh, doch da Choronzon der Souverän ist, hat er die entsprechende Entscheidungsgewalt und damit auch das letzte Wort.
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Seraph – die Geflügelte Schlange
Ich bin das Verständnis des ewigen Mysteriums der Existenz, das Schwert, das dich brennend durchdringt, damit du frei wirst von den Ketten, die glühend dein zerfetztes Fleisch umschlingen.
Wie im Abschnitt über den Schöpfer in der Nicht-Existenz bereits angedeutet, existieren insgesamt drei Schöpfungsebenen und drei Schöpfungsprinzipien. Seraph, die Geflügelte Schlange, ist das zweite schöpferische Prinzip, das sich kabbalistisch in „Ain Soph“ verorten lässt. Anders als der Schöpfer in der Nicht-Existenz erschafft Seraph nicht aus sich heraus, als Verkörperung des allumfassenden Potenzials, sondern ist bereits eine erste Form, die aus der Möglichkeit des Werdens gegossen wurde, als das Urkonzept der gewordenen Schöpfung.
Seraph ist das allumfassende Sei, die erste Manifestation der formenden Schöpfungskraft, das individuelle Bewusstsein, die Urseele des Kosmos, die die Schöpfung erst bedingt. Hier findet sich der Schöpfungsgedanke, der aus dem unendlichen Potenzial der Nicht-Existenz schöpft und die erste Ordnung vollzieht. Seraph bezeichnet somit die Voraussetzung, unter der Nicht-Existenz Form erlangen kann und bringt das allumfassende, unbenannte Potenzial, der noch nicht gewordenen Schöpfung, zu Bewusstsein.
Hier, in diesem Konzept, findet sich die immerwährende Expansion, die sich auch im Bild der Schlange zeigt, die unendlich ist, sich immer wieder erneuert und wandelt, als Zeichen der Ewigkeit der Schöpfung. Hier ist zu erwähnen, dass sich das Konzept der Schlange, als Urgrund der Schöpfung, durch viele Kulturen zieht, als Weltenschlangen und Ähnliches, deren Mythen zu vielschichtig sind, um sie alle hier aufzunehmen und auch im Folgenden werden sich die mythologischen Bezüge, die zwar in vielen Kulturen aus allen Zeiten und allen Bereichen der Welt zu finden sind, hauptsächlich auf die Mythen und Glaubensparadigmen der Kulturen und Völker des Zweistromlandes, also der antiken Hochkulturen von Sumer, Akkad, Assur und Babylonien, sowie auf die Überlieferungen der vielen semitischen Stämme beziehen.
Seraph, die Geflügelte Schlange, spiegelt hier, wenn wir die Mythologien Mesopotamiens bemühen wollen, das Konzept des Apsu wider. Das Konzept des lebenspendenden Süßwassers, ohne das es kein Leben geben kann.
Doch auch im semitischen Sprachraum hat sich der Begriff „Seraph“ überliefert, als „Blitz/ feurige Schlange, der die Erde befruchtet“ und auch in der christlichen Literatur begegnet uns eine Form dieses Begriffes, nämlich die Engelsklasse der „Seraphim“, wobei „Seraphim“ lediglich der Plural des Wortes „Seraph“ im hebräischen Sprachgebrauch ist.
Hier zeigt sich aber auch, dass die Seraphesh, die Flammenträger, in irgendeiner Form etwas mit der Geflügelten Schlange, Seraph, gemein haben zu scheinen, wenngleich der Begriff „Seraphesh“, der hier Verwendung findet, nicht synonym zu seinem hebräischen Verwandten „Seraph“, bzw. „Seraphim“ zu verwenden ist.
Im Kontext der kosmischen Harmonien der Schöpfung bezeichnet „Seraphesh“ nur eine Gruppe von Wesen verschiedener Energieklassen, die im Kapitel „Die Seraphesh“ noch einmal näher beleuchtet und klassifiziert werden, denn wie sich zeigen wird, gibt es in den Qualitäten der Flammen noch einmal Unterschiede, sei es in ihrer Ausrichtung, ihrer Zugehörigkeit und ihren Eigenschaften. „Seraphesh“ gibt somit also nur einen Verweis darauf, dass diese Wesen, bzw. deren Flammen, direkt aus dem Schöpfungspotenzial der Nicht-Existenz gehoben wurde.
Nachdem hier aber schon einmal die sumerischen