Oliver Twist. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oliver Twist - Charles Dickens страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Oliver Twist - Charles Dickens

Скачать книгу

Name; – warum sagtest du denn dem Richter, daß du White hießest?«

      »Das hab' ich ihm ganz und gar nicht gesagt,« erwiderte Oliver äußerst verwundert.

      Dies sah einer Lüge so ähnlich, daß ihn der alte Herr etwas strenge ansah. Allein es war unmöglich, seine Aussage zu bezweifeln, denn aus allen seinen Zügen leuchtete die klarste Wahrheit hervor. Brownlow meinte, daß ein Mißverständnis obwalten müsse, sein Verdacht schwand gänzlich, und doch vermochte er die Blicke von Oliver nicht abzuwenden, denn abermals drängte sich ihm die Ähnlichkeit des Knaben mit bekannten Zügen auf. Oliver hob flehend die Augen zu ihm empor.

      »Sie sind mir doch nicht böse, Sir?«

      »Nein, nein; – aber – barmherziger Himmel! was ist das? Frau Bedwin – sehen Sie, sehen Sie!«

      Und während er hastig die Worte sprach, wies er nach dem Bilde über Olivers Lehnstuhl und dann auf Oliver selbst hin. Es konnte keine größere Ähnlichkeit geben; der Knabe war der Dame auf dem Bilde aus den Augen geschnitten.

      Oliver gewahrte die Ursache des plötzlichen Ausrufs seines Wohltäters nicht; der Schrecken war ihm zu viel gewesen; er war ohnmächtig geworden. –

      Sobald der Baldowerer und Master Bates ihren Zweck erreicht hatten, alle Aufmerksamkeit von sich ab und auf Oliver zu lenken, schlüpften sie in eine Seitengasse, um eiligst nach Hause zurückzukehren. Sobald sie wieder zu Atem gekommen waren, fing Master Bates laut zu lachen an und rief sich und dem Freunde mit grenzenlosem Vergnügen die unendlich spaßhafte Szene in das Gedächtnis zurück, wie der geängstete Oliver gelaufen und überall angerannt war, und wie er selber und der Baldowerer ihn eifrigst mit gehetzt und das Tuch in der Tasche gehabt hatten. Sein Freund unterbrach jedoch bald seinen Redefluß und warf das Bedenken auf, was Fagin dazu sagen würde?

      »Was soll er sagen?« meinte Charley.

      »Hm!« sagte Jack, pfiff und schnitt sehr bedeutsame Gesichter.

      Charley folgte ihm nachdenklich, bald darauf langten sie zu Hause an. Bei dem Geräusch von Fußtritten auf der krachenden Treppe fuhr der lustige alte Herr, der vor dem Feuer saß und sich sein Mittagessen zubereitete, empor. Auf seinem weißen Gesichte lag ein hämisches Lächeln, als er sich umdrehte und mit einem scharfen Blicke unter seinen dichten roten Augenbrauen hervor sein Ohr der Tür zuwandte und horchte.

      »Wie? was ist das?« murmelte der Jude erschrocken vor sich hin. »Nur zwei? Wo ist der dritte? Sie werden ihn in dem Gedränge doch nicht verloren haben? Horch!«

      Die Fußtritte kamen näher und näher; endlich öffnete sich die Tür, und der Baldowerer und Charley Bates traten in das Zimmer.

      Kapitel 13

      Der Leser macht einige neue Bekanntschaften

      »Wo ist Oliver?« fragte der Jude, sich drohend erhebend. »Wo ist der Junge?«

      Die jugendlichen Diebe sahen ihren Lehrmeister erschrocken über dessen Heftigkeit an und blickten unsicher einander an. Aber sie antworteten nicht.

      »Was ist aus dem Jungen geworden?« fragte der Jude, indem er dem Baldowerer mit festem Griffe beim Kragen packte und fürchterliche Verwünschungen ausstieß. »Sprich, oder ich erdrossele dich!« – »Willst du sprechen?« fuhr er fort, als keine Antwort erfolgte, und schüttelte den Baldowerer heftig.

      Charley erhob ein jammervolles Geheul, sein Freund riß sich los, ergriff ein Messer und war im Begriff, es dem Juden in die Seite zu stoßen, als die Türe geöffnet wurde und ein Vierter, gefolgt von einem knurrenden, zerbissenen Hunde, eintrat.

      »Was gibt's hier, zu allen Teufeln! Spitzbube von Juden, was soll das bedeuten?«

      Die grobe, polternde Stimme gehörte einem vierschrötigen Manne von etwa fünfundvierzig Jahren mit einem breiten Gesicht und düster grollenden Blicke an. Sein Bart war seit mehreren Tagen nicht abgenommen, und das eine Auge von einem Schlage angeschwollen, den er erst vor kurzem erhalten haben mußte. Arm- und Beinschellen dachte man sich bei der ganzen Erscheinung leicht hinzu.

      Er setzte sich gemächlich. »Was sind das hier für Sachen?« fuhr er fort. »Warum mißhandeltst du die Jungen, du alter unersättlicher Filz und Pascher?1 Ich wundere mich nur, daß sie dir die Kehle nicht abschneiden, was ich unfehlbar tun würde, wenn ich in ihrer Haut steckte. Ich hätt's längst getan, wenn ich dein Lehrling wäre. Freilich – verkaufen hätt' ich deinen Haut- und Knochenkadaver nicht können; du bist zu nichts gut, denn als ein merkwürdiges Stück von Häßlichkeit in Spiritus aufbewahrt zu werden, und sie blasen so große Gläser nicht.«

      »Pst, pst! Mr. Sikes,« fiel der zitternde Jude ein; »nicht so laut, nicht so laut!«

      »Ich will dich bemistern; du hast immer Teufeleien im Sinn, wenn du damit kommst. Du weißt meinen Namen, und ich werd' ihm keine Unehre machen, wenn die Zeit kommt.«

      »Schon gut, schon gut; also Bill Sikes,« sagte der Jude kriechend demütig. »Ihr scheint übler Laune zu sein, Bill.«

      Bill überhäufte ihn zur Erwiderung abermals mit Vorwürfen und Schimpfwörtern und deutete dabei auf so verdächtige Dinge hin, daß ihn Fagin angstvoll und mit einem Seitenblicke nach den beiden Knaben fragte, ob er wahnsinnig geworden wäre? Bill machte pantomimisch einen Knoten unter seinem linken Ohr, wies durch eine Kopfbewegung über seine rechte Schulter, welche Symbolik der Jude vollkommen zu verstehen schien, forderte ein Glas Branntwein und fügte die Erinnerung hinzu, es aber nicht zu vergiften. Er sagte dies scherzend; hätte er jedoch den satanischen Blick sehen können, mit welchem der Jude sich umwendete, um nach dem Schranke zu gehen, so würde ihm die Warnung keineswegs unnötig erschienen sein.

      Nachdem er einige Gläser hinuntergestürzt, ließ er sich herab, die jungen Herren anzureden, was zu einem Gespräch führte, in dessen Laufe ihm Olivers Gefangennehmung umständlich und mit solchen Ausschmückungen erzählt wurde, wie sie der Baldowerer für nötig erachtete.

      »Ich fürchte, daß er wird etwas lehmern, wodurch wir kommen in Ungelegenheit,« bemerkte der Jude.

      »Sehr wahrscheinlich,« sagte Bill mit einem boshaften Grinsen. »Du bist verloren, Fagin.«

      Der Jude tat, als ob er die Unterbrechung nicht beachtet hätte, behielt Sikes scharf im Auge und fuhr fort: »Ich fürchte nur, wenn mir das Handwerk gelegt würde, möcht's auch noch anderen mehr gelegt werden, und daß die Geschichte ein schlechteres Ende nimmt für Euch als für mich, mein Lieber.«

      Sikes fuhr zusammen und blickte den Juden wütend an, der jedoch die Achseln zuckend gerade vor sich hinstarrte. Nach einem langen Stillschweigen sagte er mit leiserer Stimme: »Wir müssen zu erfahren suchen, was sich auf der Polizei zugetragen hat.«

      Fagin nickte beifällig.

      »Hat er nichts ausgeschwatzt und ist ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden, so ist nichts zu fürchten, bis er wieder loskommt; dann aber müssen wir seiner so bald wie möglich wieder habhaft zu werden suchen.«

      Der Jude nickte abermals. Der Rat war offenbar gut, nur war die Ausführung schwierig, da alle vier Gentlemen einen unüberwindlichen Widerwillen dagegen hegten, einem Polizeiamte nahe zu kommen. Sie blickten einander verlegen an, als die beiden jungen Damen eintraten, deren Bekanntschaft Oliver vor einigen Tagen gemacht hatte. Der Fall wurde ihnen vorgetragen, und Fagin sprach seine Zuversicht aus, daß Betsy

Скачать книгу