Sinnvoll zu betrachten. Geshe Kelsang Gyatso

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Sinnvoll zu betrachten - Geshe Kelsang Gyatso

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Mit diesem Verständnis sollten wir die starke Absicht erzeugen, Bodhichitta zu entwickeln, und sie dann achtsam bewahren.

      DER GROSSE WERT VON BODHICHITTA, SO SCHWIERIG ZU FINDEN

      [11] Von allen Juwelen ist das berühmte wunscherfüllende Juwel das seltenste, kostbarste und wichtigste, da es die Armut aller Lebewesen beseitigen kann. Auf ähnliche Weise ist Bodhichitta unter allen Formen von Tugend die seltenste und kostbarste, weil nur er die Armut derjenigen beseitigen kann, die arm an Tugend sind. Wer sich von den Leiden Samsaras befreien will, sollte den kostbaren Bodhichitta entwickeln und bewahren.

      Ein geschickter Fährmann bringt Handelsleute vom Festland zu einer Juweleninsel. Buddha gleicht einem Fährmann, der den Geist von allumfassendem Mitgefühl und Methode besitzt. Dieser Geist ist das Boot des Bodhichittas, und darin bringt er alle fühlenden Wesen über den Ozean des Leidens zur Juweleninsel der Erleuchtung. Durch gründliche Untersuchung werden wir klar erkennen, daß das Boot des Bodhichittas die erhabenste und seltenste aller Methoden ist, endgültiges Glück zu erlangen.

      DIE UNERSCHÖPFLICHEN UND SICH VERMEHRENDEN FRÜCHTE DES BODHICHITTAS

      [12] Andere Tugenden sind im Vergleich zu Bodhichitta wie ein Bananenbaum, dessen Früchte begrenzt und schnell verbraucht sind. Nehmen wir zum Beispiel eine Person, die aufgrund ihrer in einem früheren Leben ausgeführten Praxis des Gebens sehr wohlhabend wird. Die Früchte dieser Tugend werden nach und nach aufgebraucht, und wenn dieser Reichtum verbraucht ist, bleibt nichts mehr übrig.

      Im Gegensatz dazu sind die tugendhaften Früchte vom himmlischen Baum des Bodhichittas unerschöpflich. Sie sind wie ein Wassertropfen, der in einen weiten Ozean fällt und deshalb nicht verloren geht, bis der Ozean selbst nicht mehr da ist. Auch wenn unsere Tugenden im allgemeinen recht schwach sein mögen: sind sie durch Bodhichitta motiviert, werden ihre Früchte bis zur Erlangung der vollen Erleuchtung nicht mehr verbraucht. Weshalb sind die Resultate solcher Handlungen grenzenlos? Es gibt zwei Gründe: (1) Da die Zahl der fühlenden Wesen, denen ein Bodhisattva hilft, unbegrenzt ist, sind auch die Verdienste grenzenlos, die aus Handlungen entstehen, die zu ihrem Wohl begangen werden. (2) Da alle diese Verdienste ausschließlich der eigenen Erlangung der Erleuchtung gewidmet sind, werden sie nicht verbraucht, bis diese Erleuchtung erreicht ist.

      Es heißt, daß die Verdienste unerschöpflich sind, wenn man auch nur ein klein wenig zu essen an nur einen Bettler gibt, sofern es mit der erleuchteten Motivation des Bodhichittas getan wird. Wenn uns diese Motivation fehlt, dann können wir noch so viel Gold oder Silber an noch so viele Menschen verschenken. Die Früchte solcher tugendhafter Handlungen sind begrenzt und werden sich bald erschöpfen. Wenn wir verstehen, wie reichlich die Früchte der Handlungen sind, die aus dem Geist des kostbaren Bodhichittas entstehen, dann werden wir erkennen, daß es nichts Wichtigeres gibt, als danach zu streben, diesen Erleuchtungsgeist zu erlangen.

      DIE KRAFT DES SCHUTZES VOR GROSSER ANGST

      [13] Ein Mann, der durch ein Gebiet reist, wo Räuber oder wilde Tiere lauern, wird große Angst haben. Wenn er sich aber dem Schutz eines mutigen Führers anvertraut, wird er seine Ängste sofort verlieren. Da wir in der Vergangenheit zahlreiche sehr schädliche und schlechte Handlungen begangen haben, sind wir Menschen auf ganz ähnliche Weise der Gefahr ausgesetzt, in einem der drei niederen Bereiche wiedergeboren zu werden - als Höllenwesen, als Hungriger Geist oder als Tier. Auch als Mensch fürchten wir Geburt, Krankheit, Verlust, Gewalt, Altern, Tod und die anderen schmerzhaften Auswirkungen unserer negativen, nichttugendhaften Handlungen. Was besitzt die Kraft, uns von diesen Ängsten zu befreien? Nur der kostbare Bodhichitta. Weshalb bemühen sich also diejenigen nicht, die wachsam und weise sind, diesen kostbaren Geist zu entwickeln?

      DIE SCHNELLE UND LEICHTE ZERSTÖRUNG GROSSEN ÜBELS

      [14ab] Die Welt, in der wir leben, unterliegt großen Zyklen von Geburt und Verfall. Am Ende dieses gegenwärtigen großen Äons wird unser Universum von einem Feuer vollständig zerstört werden, so daß nicht einmal seine Asche zurückbleibt. Dieses alles vernichtende Feuer unterscheidet sich völlig vom gewöhnlichen Feuer dieser Welt und ist viele tausendmal stärker. Wenn wir den kostbaren Bodhichitta entwickeln, wird das Feuer dieses Geistes ähnlich intensiv sein und ausreichen, um das gesamte und unermeßliche Übel, das wir bisher angesammelt haben, sofort zu vernichten.

      SCHRIFTZITATE ÜBER DEN NUTZEN VON BODHICHITTA

      [14cd] Im Sutra der aufgereihten Stiele (Skrt. Gandhavyuhasutra) erklärt Buddha Maitreya dem Bodhisattva Sudhana den umfangreichen Nutzen von Bodhichitta. Am Schluß des vierzehnten Verses rät deshalb Shantideva denjenigen, die über die vielen Vorteile Bescheid wissen wollen, in jener berühmten Mahayana-Schrift nachzusehen.

      Wenn wir uns tatsächlich mit der Entwicklung von Bodhichitta beschäftigen wollen, brauchen wir starke Inspiration, und diese kann nur dadurch entstehen, daß wir über den großen Nutzen dieses Erleuchtungsgeistes nachdenken. Würden wir einen König kennen, der große Reichtümer, Macht und Wissen besitzt, dann würden wir vielleicht denken: «Wie wunderbar wäre es, wenn ich sein könnte wie er!» Solch ein Wunsch entsteht nur, weil wir die guten Qualitäten gesehen haben, die der König besitzt. Aus diesem Grund möchten wir ihm nacheifern. Genauso müssen wir zuerst die guten Qualitäten des Bodhichittas erkennen, und nur dann wird der Gedanke entstehen: «Wie wunderbar wäre es, solch einen kostbaren Geist zu entwickeln!»

      Wenn uns aber heute jemand fragen würde, ob wir den Geist des Bodhichittas oder lieber einen Goldklumpen hätten, würden wir sicher das Gold wählen. Der Grund liegt darin, daß wir den Wert des Goldes, aber nicht die unvergleichlichen Qualitäten und Vorteile des Bodhichittas erkennen. Wenn wir den Nutzen erkannt hätten, würden wir anders wählen. Wir würden verstehen, daß Gold leicht erworben werden kann, während kein Geld dieser Welt Bodhichitta kaufen kann, weil es ihn nirgends zu kaufen gibt. Der einzige Weg, den kostbaren Bodhichitta zu erwerben, besteht darin, ihn durch lange Meditation zu entwickeln.

      Bis wir das kontinuierliche und spontane Bestreben haben, Bodhichitta zu entwickeln, sollten wir viel Zeit darauf verwenden, allgemein über seinen Nutzen nachzudenken. Von den zehn Vorteilen, die Shantideva hier aufgelistet hat, sollten wir denjenigen auswählen, der die stärkste positive Wirkung auf unseren Geist ausübt, und dann darüber meditieren. Damit eine Meditation wie diese ihre größte Wirkung entfalten kann, sollte sie stetig und konzentriert sein. Am Schluß der Meditationssitzung sollten wir dann das Gebet rezitieren, das in der Einleitung des Kommentars zitiert wurde:

      Möge der höchste, kostbare Bodhichitta

      Wachsen, wo er noch nicht gewachsen ist,

      Sich nicht vermindern, wo er bereits entstanden ist,

      Und immerfort blühen.

      Mit der Rezitation dieses Gebets drücken wir unseren Wunsch aus, Bodhichitta so schnell wie möglich zu entwickeln. Dieses Gebet kann nach jeder tugendhaften Handlung rezitiert werden.

      Wir sollten uns daran erinnern, daß alle Fähigkeiten, die wir haben, und jedes Wunder, das wir vollbringen können, ohne Bodhichitta keinen wirklichen Nutzen hat. Durch die Luft fliegen zu können hat keine besondere Bedeutung - auch Vögel können fliegen. Wir haben in früheren Leben oft solche übernatürlichen Kräfte und Hellsicht besessen, aber was hat uns das genützt? Jetzt ist die richtige Zeit, unseren ungezähmten Geist durch Bodhichitta zu kontrollieren. Mit Bodhichitta wird der Geist friedlich. Die Erleuchtung und Erfüllung aller unserer Wünsche ist dann nicht mehr weit entfernt.

      Es ist wichtig, daran zu denken, daß

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