Juwelen, Mörder, Tote - Sechs Extra Krimis Juni 2018. Alfred Bekker

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sah, wie Aziz die Kaffeetasse abstellte. Er würde die nächste Gelegenheit nutzen, um ihr wieder zu entwischen, soviel war ihr klar.

      „Seit wann geht das so?“, wandte sie sich an ihn, bevor Gelegenheit dazu bekam, die Küche zu verlassen.

      Er schien nicht recht zu verstehen.

      „Was?“

      „Dass Robert – Mister Jensen - mit keiner Frau länger als eine Woche zusammengelebt hat!“

      „Solange ich für ihn arbeite. Also seit annähernd drei Jahren. Vielleicht hat er irgendwo anders noch eine Beziehung unterhalten, die länger andauerte.“

      „Warum nehmen Sie das an?“

      „Ich nehme es nicht an, ich sage nur, dass es vielleicht möglich wäre.“

      „Weshalb?“

      „Weil ihr Ausländer im allgemeinen eine lockere Moral in diesen Dingen habt. Lockerer jedenfalls, als es hierzulande üblich ist.“

      „Verachten Sie Robert deswegen nicht?“

      „Nein. Jeder muss selbst wissen, was er tut.“ Er zuckte mit den Schultern. Elsa glaubte nicht, dass er diese Weisheit dem Koran entliehen hatte. Dann meinte er: „Mister Jensen bezahlt mich gut für meine Arbeit. Wie könnte ich ihn da verachten?“

      Das war ein deutlicher Hinweis darauf, wem im Zweifelsfall seine Loyalität gehörte.

      „Hat Robert eigentlich irgendwelche Freunde? Bekannte, mit denen er sich trifft?“

      Die Frage war einer plötzlichen Eingebung entsprungen, und ehe sie darüber nachgedacht hatte, war sie auch schon heraus gewesen.

      Die ganze Zeit über, in der sie nun schon mit Robert zusammenlebte, hatte er sie nie irgend jemandem vorgestellt. Es hatte sie nicht gestört. In ihrem Rausch aus blinder Verliebtheit hatte sie ohnehin kein Verlangen nach anderen Menschen gehabt. Roberts Gesellschaft hatte ihr vollkommen genügt, und so war ihr nicht aufgefallen, dass sie beide wie auf einer Insel gelebt hatten.

      „Wie soll ich die Frage verstehen, Miss?“ Elsa zuckte mit den Schultern. „Am besten so, wie ich sie gestellt habe. Was ist unklar daran? Ich meine, er lebt hier schon seit ein paar Jahren. Er muss doch irgendwelche Bekannte haben! Leute, mit denen er sich trifft...“

      Er machte eine hilflose Geste.

      „Ich weiß es nicht, Miss. Am besten, Sie fragen ihn selbst und lassen mich jetzt wieder meine Arbeit tun!“

      Dann ging er an ihr vorbei.

      Ja, dachte sie, sie würde Robert eine Menge Fragen zu stellen haben, sobald er zurückgekehrt war. Die nächsten Stunden verbrachte Elsa mit der Lektüre ihrer Zeitungen, die sie aus der Stadt mitgebracht hatte. Aber sie überflog nur die Überschriften und blätterte lustlos die Seiten hin und her.

      Sie war mit den Gedanken nicht bei dem, was vor ihr lag. Sie dachte an Robert und fragte sich zum tausendsten Mal, was sie von diesem Mann eigentlich halten sollte.

      Sie liebte ihn, das schien ihr das einzige zu sein, woran es keinen Zweifel gab.

      Ist es nicht im Grunde genommen gleichgültig, wer oder was er ist?, fragte sie sich. Mit der Hand fuhr sie sich nervös über das Gesicht.

      Durch die offenstehende Tür, die hinaus zur Terrasse führte, trat Aziz ein.

      „Ich mache Schluss für heute“, meinte er.

      Sie blickte auf und nickte.

      „Gut.“

      „Auf Wiedersehen, Miss...“

      Sie erwartete jetzt eigentlich, dass er sich zum Gehen wenden würde. Aber er tat es nicht. Er blieb in der Tür stehen, mit einem Bein im Wohnzimmer, mit dem anderen auf der Terrasse. Elsa hob die Augenbrauen.

      „Ist noch etwas, Aziz?“

      „Ja, wegen unseres Gesprächs...“

      Elsa stand auf, ließ die Zeitungen liegen und machte eine wegwerfende Handbewegung.

      „Vergessen Sie es, Aziz.“

      „Meinetwegen. Aber das ist es nicht.“

      Sie runzelte die Stirn und musterte ihn überrascht.

      „Was dann?“

      „Ich will mich keineswegs in Ihre Angelegenheiten mischen, aber vielleicht sollte ich es doch sagen...“

      „Was meinen Sie?“

      „Lieben Sie Mister Jensen, Miss?“

      Elsa starrte ihn einen Augenblick lang wie entgeistert an. Dann nickte sie.

      „Ja, natürlich.“

      „Gibt es Liebe ohne Vertrauen?“

      Sie sah ihn an, und das war ihm offenbar unangenehm. Dann zuckte Aziz mit den Schultern. „Vielleicht gibt es das: Liebe ohne Vertrauen“, meinte er dann. Er schmunzelte und setzte dann hinzu: „Meine Frau vertraut mir ja schließlich auch nicht!“

      Sein Blick war nach innen gewandt, als er vor sich hin lächelte. „Sie reimt sich die dollsten Sachen zusammen. Meistens verdächtigt sie mich, irgendwo etwas mit anderen Frauen zu haben... Wie gesagt, sie traut mir nicht über den Weg. Aber wir sind seit 30 Jahren verheiratet! Als wir uns erst ein paar Wochen kannten, so wie Sie und Mister Jensen...“ Er brach ab und zuckte mit den Schultern.

      „Na ja, vielleicht liegt es daran, dass wir unterschiedlichen Kulturen angehören.“

      „Nein, das glaube ich nicht.“

      „Wenn Sie Mister Jensen lieben, dann vertrauen Sie ihm doch ein klein bisschen. Er ist ein ehrenwerter Mann.“

      „Nun, ich...“

      „Ein sehr ehrenwerter Mann. Davon bin ich überzeugt, auch wenn ich nicht viel über ihn weiß!“

      „Vielleicht haben Sie recht, Aziz...“

      „Bestimmt habe ich das, Miss!“ Am Abend kam endlich ein Anruf von Robert. Seine Stimme klang, als wäre er sehr weit weg. Aber das mochte an den schlechten Leitungen liegen oder ganz einfach Einbildung sein.

      Er sagte, dass er von Madrid aus anrufe.

      Sie fragte, ob er ihr eine Nummer durchgeben könnte, unter der er zu erreichen wäre.

      „Nein“, meinte er. „Ich rufe dich wieder an.“

      „Und wann?“

      „Ich werde sehen...“

      Einen Augenblick lang wollte sie ihn fragen, weshalb er zwei Pässe besaß und warum zum Teufel er ihr nicht offen und ehrlich sagen konnte, womit er sein Geld verdiente!

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