Amsterdam. Uwe Hammer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Amsterdam - Uwe Hammer страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Amsterdam - Uwe Hammer

Скачать книгу

nicht für nötig, für die paar Gäste extra das Licht einzuschalten, sodass der Raum von einem fahlen Licht nur notdürftig erhellt wurde. Als Dieter in der Tür stand kam ihm das Bild aus alten Western in den Kopf, indem ein von Indianern verfolgter Cowboy mit letzter Kraft einen Saloon betrat, plötzlich jeder Lärm versiegte und alle auf ihn blickten. Genau in dem Augenblick fällt er nach vorne um, und man sieht, dass sein Rücken mit mindesten einem Dutzend Pfeilen verziert war, was zur Folge hatte, dass alle aufsprangen, die Männer ihre Waffen zogen und grimmige Kampfbereitschaft demonstrierten. Dieters Eintreten hatte nicht ganz den Effekt, was vermutlich im nicht Vorhandensein der Pfeile in seinem Rücke seine Ursache hatte.

      Keiner der aufgrund des schlechten Wetters wenigen Gäste nahm Notiz von seinem Eintreten. Claudette saß unbeschwert bei einigen ihrer Sportkameraden, die ebenfalls, natürlich mit albernen Radklamotten ausstaffiert, den Weg nach oben gefunden hatten. Georg stand etwas gelangweilt an seinem Ausschank und hoffte wohl auf besseres Wetter. Dieter betrat den Gastraum und hinterließ eine Spur aus Schlamm und einzelnen Bluttropfen auf dem Boden. Ein kurzer spitzer Schrei brachte die fröhliche Unterhaltung der Sportkameraden, die sich sicherlich um irgendeine Tour auf irgendeiner gottverdammten Berg gedreht hatte, jäh zum Erliegen. Ausgestoßen wurde dieser von Maria Huber, eine Freundin wie Claudette sie wohl bezeichnen würde, wobei Dieter den Ausdruck Nervensäge wohl eher verwenden würde.

      Diese hatte nichts ahnend und ohne ersichtlichen Grund ihren Kopf gedreht und war plötzlich mit dem schockierenden Anblick von Dieters erbärmlichem Erscheinungsbild konfrontiert. Maria wurde von der Urangst gepackt, Dieter könne nach vorne umkippen, um die Blick auf mindestens ein Dutzend in seinem Rücken steckenden Pfeile freizugeben, was für eine Horde mordlüsterner Indianer das Signal zum Stürmen des friedlich daliegenden Gastraumes darstellte. Zu ihrer Erleichterung kippte er nicht um, sondern bewegte sich leicht taumelnd auf die Gäste zu, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrten und für einen Moment regungslos verharrten. Claudette fand als routinierte Oberärztin im Krankenhaus Agatharied als Erste die Fassung und begrüßte ihn mit den Worten.

      „Um Gottes willen, wie siehst Du denn aus?“

      Dieter war sich nicht sicher ob es sich bei seinem Zustand tatsächlich um Gottes Willen handelte, aber wenn er sich an seine Zeit als Ministrant zurückerinnerte, so behaupten die Christen, dass nichts geschah ohne das Gott es wollte, oder es zumindest zuließ. Somit war sein Zustand wohl auch Gottes Wille, oder wurde von ihm wenigstens geduldet. Dieter hatte keine Zeit sich darüber zu ärgern oder sich gar zu fragen warum Gott es zuließ, dass er so zugerichtet wurde, da er sich eine passenden Antwort auf die Fragen seiner Frau überlegen musste.

      „Wieso stimmt was nicht mit mir?“ gab er schnippisch zu Antwort.

      Claudette überhörte den zynischen Unterton und begab sich stattdessen lieber zu ihrem Fahrrad und das Erste-Hilfe-Pack zu holen. Dieter konnte es nicht verhindern, dass er ihr beim Rausgehen auf den durch die Radlerhose in die Form einer Birne deformierten Hintern starrte. Lange Zeit war er der Meinung, dass es um eine Ehe nicht so schlecht stehen kann, wenn man seiner Frau noch auf den Hintern starrt, inzwischen war er sich da aber nicht mehr ganz so sicher. Irgendwie muss es da noch mehr geben, drängte es ihm unweigerlich immer öfter in den Kopf.

      Die Anderen Gäste, die Dieter allesamt bekannt waren, und die er wie eigentlich alle Freunde oder Bekanntschaften seiner Frau allesamt nicht leiden konnte, glotzen Dieter noch immer ungläubig an. Es dauerte einige Sekunden, bis einer der Gäste sich aufraffte seiner Neugier nachzugeben und Dieter fragte, was passiert war. Dieter war zu müde und hatte ehrlich gesagt keine Lust das was er gerade erlebt hatte ausgerechnet diesem in Radler Klamotten gepressten Lackaffen zu erzählen und flüchtet sich daher in eine Lüge.

      „Ich kann mich an nichts mehr erinnern“ gab er fast etwas zu theatralisch zur Antwort “ In meinen Erinnerungen klafft eine Lücke, ich weiß nur noch, wie ich die Tür öffnete und hier hereinkam.“

      Die Anwesenden sahen in mit einem mitleidigem Blick an, so als müssten sie ihm ganz schonend mitteilen, dass er unheilbar an Krebs litt und nur noch wenige Tage zu Leben hatte. Claudette betrat den Gastraum und begann routinierte mit der Untersuchung ihres Patienten, der zufällig auch ihr Mann war, was sie bei ihrer Arbeite aber nicht nennenswert beeinflusste. Aufgrund der immer noch starken Blutung entschloss sie sich, mit der Untersuchung der Nase zu beginnen.

      „Nimm doch mal das Ding da weg“ fuhr sie Dieter etwas genervt an, und meinte damit den Socken, den Dieter inzwischen eher unbewusst immer noch vor seine Nase hielt.

      „Was ist das überhaupt?“ vervollständigte sie ihren Satz, nachdem sie Dieter der Socken aus der Hand gerissen hatte und ihn angeekelte zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand haltend einer genaueren Untersuchung unterzog.

      „Das ist meine rechte Socken“ erwiderte Dieter nicht ganz ohne Stolz über seinen aus seiner Sicht genialen Lösungsansatz.

      Claudette rümpfte nur abfällig die Nase und unterstütze ihre eher ablehnende Haltung bezüglich der Verwendung eines bereits getragenen Socken zur Versorgung eine stark blutenden Verletzung durch das zusammenkneifen ihrer Augen, vermeidet es aber in Gegenwart ihrer Freunde sich diesbezüglich näher zu äußern. Typisch Claudette dachte Dieter, nie ist sie mit irgendetwas zufrieden was er macht. Claudette betrachtet die in ihrer Form deutlich veränderte Nase von Dieter, nahm sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinder der rechten Hand, wobei sie sich zuvor des Socken entledigt hatte, und begann vorsichtig diese nach rechts und links biegen.

      Dieter reagierte darauf mit einem schmerzbedingten Aufschrei, was Claudette nicht darin hindert, die Nase nochmal nach rechts zu bewegen, um ihrer Diagnose die letzte Sicherheit zu geben.

      „Ich befürchte die ist gebrochen“ teilte sie anschließend eher unbeteiligt mit.

      Dieter der froh war, dass das Rumgebiegen an seiner Nase endlich zum Abschluss gekommen war, nahm diese Nachricht eher gelassen entgegen, was soll`s dachte er irgendwie begleiten mich gebrochen Nasen bereits mein ganzes Leben, nun hat es eben mal mich erwischt.

      „Er leidet auch unter einer lokalen Amnesie, kann sich an den Unfall nicht mehr erinnern“ petze Joseph aus dem Hintergrund raus.

      Dieter konnte ihn noch nie leiden. Er war, wenn er nicht gerade Radlerhosen trug Rechtsanwalt und einer von Claudettes Sportfreunden. Dieter hatte ihn schon lange in Verdacht, scharf auf Claudette zu sein, machte sich aber keine Sorgen diesbezüglich, da Joseph ganz bestimmt nicht Claudettes Typ war, viel zu alt und viel zu verklemmt. da half es auch nicht, dass er mehrmals wöchentlich Sport trieb, was Claudette normalerweise durchaus beeindrucken würde, aber als alleiniger Pluspunkt doch etwas zu dünn war. Claudette sah Dieter eindringlich an

      „Stimmt das?“ fragte sie wobei ihre Stimme in einen Ton verfiel, der eigentlich darauf schließen lässt, dass sie sich mit einem Kind unterhält.

      Wäre er nur etwas mutiger gewesen, hätte Dieter ihr gestanden, dass er nur keine Lust hatte diesen schadenfreudigen Obersportlern den Unfallhergang zu schildern. Leider fehlte ihm der Mut, vielleicht war es ihm einfach nur egal, jedenfalls bestätigte er Claudette, dass er sich an den Unfallhergang überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Fast hatte er das Gefühl in Claudettes Gesichts so etwas wie Sorgenfalten zu erkennen, was so überhaupt nicht Claudettes Art war. Auch in diesem Fall waren es nicht Sorgen, die Claudette zu diesem Gesichtsausdruck verleitete, sondern vielmehr Ärger darüber, dass Dieter sie nicht präzise mit Informationen versorgte die es ihr ermöglichten eine exakte Diagnose zu stellen. Stattdessen musste sich Jochen in den Vordergrund drängeln, und sie mit seinem vorlauten Mundwerk wie eine Idiotin dastehen lassen.

      „Kann sein, dass Du eine Gehirnerschütterung hast, damit ist nicht zu spaßen, besser wir rufen den Krankenwagen.“

      Dieser

Скачать книгу