INDOCHINA. Der lange Weg nach Dien Bien Phu. Thomas GAST

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INDOCHINA. Der lange Weg nach Dien Bien Phu - Thomas GAST

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Außenposten oder in einem vom Vietminh umringten Reisfeld. Glück ab.«

      Er sollte Recht behalten. Von den zwanzig Mann dieser Promotion, war der Großteil dazu bestimmt, die erste Kompanie des 2. BEP in Saigon zu verstärken. Lieutenant Caillaud, inzwischen zum Hauptmann avanciert, legte Wert darauf, Legionäre zu bekommen, die bereits gedient hatten. Wenn es einen Kompanieführer gab, der Ansprüche stellen konnte, dann war es Caillaud. Immerhin war es seine Kompanie, die sich damit brüsten konnte zur absoluten Elite zu gehören, hatte sie doch den ersten Einsatzsprung des Bataillons absolviert, ein Ereignis, das von vielen beklatscht, von einigen aber auch beneidet wurde. Seine Kompanie war es auch, die in dieser Anfangsphase nach der Gründung des Bataillons ständig an diesen neuen Techniken rund um den Schirm trainierte, sich darin perfektionierte: Anlegen der Schirme Tag wie Nacht. Sammeln am Boden unter schwierigsten Bedingungen und Angriff aus der Bewegung heraus. Die anderen Kompanien folgten nach und nach diesem Beispiel und das war nur gut so, denn dieses Können sparte in naher Zukunft so manch Tropfen Blut.

Bild 11

       Truppenverstärkung per Schiff

       Nous n'avons pas seulement des armes. Mais le diable marche avec nous, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha, car nos aînés de la Légion, se battant là-bas, nous emboîtons le pas. - Wir haben nicht nur unsere Waffen. Auch der Teufel marschiert mit uns, ha ha ha ha ha ha, denn unsere Vorgänger der Legion schlugen sich tapfer, wir folgen auf ihren Wegen.

      Saigon im Jahr des Tigers

       Beginn des Jahres des Tigers. Camp Petrus Ky.

      Adjudant Coste musterte den Neuen im schlecht gebügelten Kampfanzug mit Wohlgefallen. Er konnte sehr gut zwischen einem guten Legionär und einem faulen Ei unterscheiden. Der hier, hatte alles, was man brauchte, um schnell nach oben zu kommen, Schneid, Intellekt und einen offenen Blick der von Mumm in den Knochen sprach. Nur mit dem Bügeleisen hatte er offensichtlich ein Problem.

Bild 12

       Foto Wikimedia

      Coste stand auf und sah zum Fenster hinaus.

      »Ein Weihnachten, wie ich es mir immer schon wünschte, steht vor der Tür. Alle Kompanien sind hier zum Feiern, was will man mehr?«

      Offiziell war das 2. BEP am 27. Dezember geschlossen in Than Son Nhut gruppiert. Die Männer des Bataillons waren inzwischen im höchsten Grade kampferprobt, die Moral gut. Das Bataillon bekam nach und nach seine eigentliche Fallschirmjägerseele, die sich durch ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl bemerkbar machte. Legionär? Prinzipiell schon ein hervorragender Soldat. Fallschirmjäger der Legion? Dafür gab es noch keine Worte! Der Ruf eilte dieser jungen Einheit weit voraus und der Stab der französischen Armee zögerte nicht, sich ihrer Fähigkeiten zu bedienen. Adjudant Costes Stimme glich feinem Glockenspiel. Doch mit einem Blick auf Joachim Wegener wurde sie zum Donnergrollen.

      »Welche hirnverbrannten Idioten haben dir denn beigebracht wie man einen Anzug bügelt?«

      »Caporal Burns von der CP-3, mon adjudant.«

      »Burns? Nie gehört! Das war bestimmt einer von der Heilsarmee, denn ein caporal der Legion würde dir in den Arsch treten, damit du es richtigmachst. Und nun pass auf mein Junge.«

      Er trat vor Joachim Wegener und versetzte ihm einen gemeinen Schlag in den Bauch, sodass dieser vorneüber zusammenklappte.

      »Regel Nummer eins. Wenn du in einer Minute mit dem Hauptmann sprichst, dann bleib in Grundstellung und muck nicht rum. Sonst muck ich und zwar dir genau auf die Schnauze, verstanden?«

      Wegener richtete sich mühsam auf und nahm erneut Grundstellung an. »Verstanden, mon adjudant.«

      Der bullige adjudant lächelte. »Wir verstehen uns blind. Bevor ich's vergesse, gebe dir drei Tage Knast für den miserablen Anzug, wir wollen doch keine falschen Sitten einreißen lassen, nicht? Und nun wart mal schön.«

      Er winkte dem Soldaten zu, der vor seinem Büro wartete.

      »Du bist doch der caporal vom Neuen?«

      »Ja, mon adjudant.«

      »Gut. Wie sieht dein Abendprogramm aus? Foyer? Ein Mädchen, ein paar Flaschen Bier?«

      Der caporal war auf der Hut. »Ich verstehe nicht.«

      Coste verabreichte ihm eine schallende Ohrfeige. »Damit du das nächste Mal weißt, wie du mir die Neuen zum Rapport antanzen lässt. Und nun verschwinde, bevor ich es mir anders überlege.«

      Er nickte Wegener zu. »Das war Regel Nummer zwei. Den Blauen keinen Mist erzählen.« Er nickte zur Tür, die ins Büro des Hauptmanns führte. »Du darfst.«

      Wegener klopfte an der Tür seines zukünftigen Kompaniechefs und wartete solange, bis eine markige Stimme von drinnen ihn hereinbat. Wie zig Mal vor dem Spiegel geübt, präsentierte sich Wegener indem er seinen Dienstgrad, Namen, seine Dienstzeit und die Einheit in einem runterrasselte.

      »Wie war der Name?«

      »Wegener Joachim, mon capitaine.«

      Der dralle Hauptmann hob seinen Blick und sah Wegener zum ersten Mal direkt an.

      »Deutscher, wie ich sehe. Hast du gedient?«

      »Wehrmacht, Jägerdivision Aufklärungs-Abteilung.«

      »Stalingrad, hm?« Caillaud nickte unbeeindruckt.

      Ohne auf eine Antwort zu warten stand er auf und reichte Wegener die Hand. »Du gehörst ab heute dem Zug von Leutnant de Stabenrath an. Melde dich unverzüglich bei ihm. Wegtreten.«

       Anm. d. A: Robert Caillauds Werdegang ist es wert, an dieser Stelle ausführlicher erwähnt zu werden. Der junge Caillaud oder ´le soldat de l’insolite`, der ´Soldat des Ungewöhnlichen` wie man ihn auch nannte, war eine eindrucksvolle, robuste Erscheinung. Hinter dem verschlossenen Gesicht mit der hohen Stirn verbarg sich ein Chef, der kein Risiko scheute, ja der gar dem Teufel ins offene Maul springen würde. Sein Draufgängertum und sein Faible für alles Neue und Ungewöhnliche waren damals schon legendär. Mit zwanzig, wir schreiben das Jahr 1941, trat er der Militärschule Saint-Cyr bei und wurde im Anschluss Partisan der Résistance Auvergne, bekämpfte als solcher die deutschen Besatzungstruppen in Frankreich wo und wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Als junger Leutnant rief er ein Aufklärungszug auf Jeep ins Leben, was damals durchaus ungewöhnlich war. Eines Tages, er bekämpfte mit seiner Einheit die deutsche Wehrmacht im Elsass, fand er sich Seite an Seite nebst Fremdenlegionären wieder. Sein Entschluss stand fest: Er wollte einer von ihnen werden! In den Jahren 1946 bis 1948 diente er als junger Zugführer im 2. REI in Indochina. Genau auf diese Soldaten seines alten Zuges griff er zurück, als es Oktober 1948 hieß, er würde die erste Kompanie des 2. BEP, dessen erster Soldat er selber war, anführen. In der Nacht vom 05. auf den 06. April 1954, im Rahmen seines dritten Indochina Aufenthalts sprang Monsieur 2. BEP, wie man ihn inzwischen nannte, als Stellvertreter Bigeards (über den ich später im Text noch ausführlich berichte) über Dien Bien Phu ab und teilte dort das Schicksal tausender Kameraden. Erst im September kehrt er aus der Gefangenschaft zurück. Der Krieg hat ihn jedoch schneller wieder als ihm lieb ist. 1957, als

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