Dillinger macht Wind. Rudi Kost
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dillinger macht Wind - Rudi Kost страница 3
»Ich verstehe. Sie haben in die Windräder investiert.«
»Ich bin doch nicht blöd. Zwei von denen stehen auf meinem Grund.«
Jetzt verstand ich wirklich. Das musste ihm eine schöne Pacht einbringen.
Er sah mich argwöhnisch von der Seite an. »Und das soll Ihr Alterssitz werden? So alt sind sie doch gar nicht.«
»Man kann nicht rechtzeitig genug vorsorgen. Später mal der Alterssitz, und bis dahin ein Rückzugsort vom hektischen Leben in der Stadt. Die Natur genießen. Die Ruhe.«
»Er will sich ein paar Schafe halten«, sagte Isabel. »Und Hühner.«
»Vielleicht auch Pferde«, ergänzte ich.
Buchauer zuckte mit den Achseln. »Mir egal, was Sie damit machen. Ich wandere aus. Nach Mallorca.«
»Soll schön sein dort«, sagte ich mechanisch.
»Hab ich auch gehört. Und, wie sieht’s aus? Haben Sie Interesse? Über den Preis kann man ja reden.«
»Der Hof gefällt mir schon ganz gut. Aber so eine Entscheidung will natürlich reiflich überlegt sein.«
»Wir müssen ja auch nichts überstürzen«, fiel Isabel ein. »Jetzt müssen wir erst einmal unsere Vereinbarung unterschreiben, dass ich als Einzige Ihre Interessen vertrete.«
Sie hakte sich wieder bei ihm unter und zog ihn in Richtung Wohnhaus. Allzu viel Widerstand hatte sie nicht zu überwinden.
Ich blieb draußen, sah mich noch ein bisschen um.
Wenig später kam eine breit grinsende Isabel beschwingten Schrittes auf mich zu.
»Du bist gut, Dillinger. Wir sind ein tolles Team. Ich engagiere dich bei Gelegenheit wieder.«
»Du hättest mich wenigstens vorwarnen können.«
»Das war eine spontane Eingebung.«
»Kannst du mir verraten, was diese ganze Nummer überhaupt sollte?«
»Nicht hier. Das Programm sieht jetzt ein Picknick vor, anschließend machen wir einen kleinen Waldspaziergang, dann gehen wir zu den Burgfestspielen.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Die Burgfestspiele Leofels sind legendär, das solltest du als Hiesiger eigentlich wissen. Ein paar Dutzend Amateure machen Theater vom Feinsten, und Karten sind kaum zu kriegen. Aber ich habe ja meine Beziehungen.«
»Natürlich kenne ich die Burgfestspiele. Was wird denn gegeben?«
»Der Graf von Monte Christo.«
»Ah, der Graf! Der redliche Edmond Dantes, der durch eine hässliche Intrige im Gefängnis landete. Eine wahnwitzige Flucht. Wiederauferstanden als unermesslich reicher Graf. Ei, und dann hat er seinen Freunden ihre Treue belohnt und jene zermalmt, die ihm übel mitgespielt haben. Oh, die Schändlichen! Meiner Treu, wie habe ich das Buch verschlungen! Ich kann es fast noch auswendig. Bei meiner Ehre, Sie machen mich beben!«
»Was redest du eigentlich so geschwollen?«
»Das ist ein altes Buch, zu der Zeit hat man so geredet. Ich wüsste genau, wo ich ihn da oben auf der Burg einkerkern würde. Nur die Flucht ist schwierig. Man kann ihn ja nicht gut in die Jagst werfen, da sind zu viele Bäume dazwischen.«
»Kannst du ja später sehen, wie die das machen. Jetzt ab in den Wald!«
»Du hast mich durcheinandergebracht. Darüber habe ich mich eigentlich gewundert. Du und ein Picknick im Wald?«
»Du kennst meine romantische Ader noch nicht.«
»Die ist mir tatsächlich neu.«
»Wenn du dich anstrengst, kannst du noch viele Seiten an mir entdecken, die du nicht kennst. Ich mach dir’s auch nicht allzu schwer.«
***
Isabel dirigierte mich aus dem Ort hinaus und in den Wald hinein, wo die Windräder standen.
Ich protestierte. »Das ist ein Forstweg. Siehst du die Schilder? Da darf ich nicht fahren.«
Isabel kramte in ihrer Handtasche und pappte ein Schild an die Windschutzscheibe. »Forstbetrieb« stand darauf.
»Ein Förster mit dem Porsche im Wald? Super Idee!«
»Jetzt sei kein Schisser! Oder willst du den Picknickkorb kilometerweit tragen?«
»Welchen Picknickkorb?«
»Den in deinem Kofferraum.«
»Du willst damit sagen, der zentnerschwere Rollenkoffer, über den du jede Auskunft verweigert hast …«
»Ich habe gesagt, das ist eine Überraschung.«
»… ist dein Picknickkorb?«
»Manchmal stehst du ganz schön auf der Leitung, Dillinger. Aber du wirst zugeben, dass man das Ding auf diesem Schotterweg nicht rollen kann. Also musst du ihn tragen. Oder fahren.«
Ich fuhr. Wenigstens war der Weg eben und gut ausgebaut, so dass ich nicht Gefahr lief aufzusitzen.
Ganz zufällig fand Isabel ein hübsches Plätzchen, eine kleine Wiese, auf die nur eine schmale Zufahrt führte, umgeben von dichtem Wald.
Ich wuchtete den Rollenkoffer aus dem Auto und schleppte ihn auf die Lichtung.
Isabel hatte an alles gedacht. Tischdecke, Servietten, richtige Gläser, gekühlten Wein. Irgendwie hatte sie es sogar geschafft, Ameisen und andere lästige Krabbeltiere im Zaum zu halten.
Sie zauberte ein opulentes Mal aus dem Koffer. Salate und Fisch, Schinken und Käse, Baguette und Obst, ein Tiramisu zum Nachtisch.
»Selber gemacht?«, fragte ich.
»Selber gekauft.«
Ich griff zu. Die Sonne schien, der Wald duftete, die Vögel zwitscherten, das Picknick war deliziös. Ich übte mich in Gelassenheit wie empfohlen.
Später dann, als der Bauch voll war, sagte ich: »Und jetzt raus mit der Sprache. Weshalb bin ich hier?«
»Ich wollte mit einem guten Freund einen Sommertag auf dem Land verbringen und picknicken und …«
»Red keinen Stuss! Ich kenne dich, Isabel. Wir waren mal zusammen, woran du mich erst vorhin erinnert hast.«
»Und da heißt es immer, Frauen seien schwer zu durchschauen! Also gut. Ich wollte, dass du dir den Hof anschaust. Und den Bauern.«
»Die Bewertung von Immobilien gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen. Hast du wirklich einen Interessenten an der Hand?«
»Ja,