Dillinger macht Wind. Rudi Kost
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Читать онлайн книгу Dillinger macht Wind - Rudi Kost страница 4
»Du hättest den Bauern auch ohne mich herumgekriegt. Dein Aussehen verschafft dir einen gewissen Geschäftsvorteil. Und das kurze Röckchen erst recht.«
»Was glaubst du, weshalb ich das anhabe?«
»Und ich Idiot dachte, es sei meinetwegen.«
»Die Langversion war für den Bauern. Für dich geht’s noch etwas kürzer.«
»Noch kürzer wäre gar nichts.«
»Ja. Später. Erst zum Geschäft. Was ist dir an dem Hof aufgefallen?«
»Nichts Besonderes. Ein Hof, wie es ihn hier dutzendweise gibt. Nur dass die wenigsten zum Verkauf stehen. Nicht in dieser Betriebsgröße.«
»Richtig. Der Hof ist groß genug, um rentabel zu sein. Hast du dir seinen Maschinenpark angesehen? Einige der Geräte sind neueren Datums. Das heißt, er kann sie sich leisten.«
»Diese Maschinen sind alle auf Pump gekauft. Vielleicht hat er sich übernommen.«
»Das glaube ich nicht. Meine Kontakte haben mir geflüstert, dass er keine Probleme mit der Bank hat. Und ich habe ihm gesagt, dass seine Preisvorstellungen illusorisch sind. Das hat ihn nicht gestört. Er hat es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Er will natürlich einen guten Preis erzielen, logisch, aber er scheint nicht darauf angewiesen zu sein.«
»Klar, er hat ja die Pacht für die Windräder.«
»Was glaubst du, was ihm das einbringt?«
»Schwer zu sagen, das hängt davon ab, wie hoch die Stromausbeute ist. Können schon 50.000 sein im Jahr. Pro Windrad.«
»Dillinger, das ist ein richtig gutes Geschäft.«
»Und vor allem ein sicheres Geschäft. Die Pacht ist immer fällig, auch wenn das Ding wenig Strom liefert. Oder gar keinen.«
»Also, warum will er dann verkaufen?«
»Du hast ihn doch gehört, Isabel. Lange genug gebuckelt.«
»Das ist ein Argument. Aber dann würde ich meine Felder verpachten. Dillinger, diese Familie bewirtschaftet den Hof seit Generationen, die sind hier tief verwurzelt. Ein Bauer verkauft nur, wenn Not am Mann ist. Und das ist hier eindeutig nicht der Fall. Nicht in wirtschaftlicher Hinsicht. Und kannst du dir den Buchauer als glücklichen Frührentner auf Mallorca vorstellen?«
»Nicht unbedingt. Aber was wissen wir von den Lebensträumen anderer Menschen? Jeder hat halt so seine Visionen. Gibt es eigentlich eine Frau Buchauer?«
»Wohl. Aber wenn ich nach ihr frage, weicht er aus.«
»Da hast du deine Erklärung. Auch Bauern haben Eheprobleme. Auch da bleibt nicht auf ewig zusammen, was nicht zusammenpasst. Das Schicksal teilen sie mit Versicherungsvertretern.«
»Das krieg ich raus. Aber ist dir aufgefallen, dass auf dem Hof viel Gerümpel rumliegt?«
»Das ist normal. Findest du auf jedem Bauernhof.«
»Würdest du nicht aufräumen, wenn du deinen Hof verkaufen willst?«
»Vielleicht ist er noch nicht dazu gekommen.«
»Eben. Ich glaube, dass die Entscheidung, den Hof zu verkaufen, ziemlich überstürzt gefallen ist.«
»Spräche für eine Ehekrise. Oder eine schwere Krankheit. Jetzt mal Butter bei die Fische. Reich mir doch noch was von diesem köstlichen Räucherlachs. Und dann erklärst du mir bitte, worauf du eigentlich hinauswillst.«
»Ich glaube, mit dem Buchauer und seinem Hof stimmt was nicht.«
»Na und? Das kann dir doch egal sein. Du verkaufst den Hof, kassierst deine Provision und fertig.«
»Und wenn da tatsächlich etwas nicht koscher ist? Kontaminierter Boden oder so? Dann habe ich ein Problem mit meinem Kunden. Dillinger, dieser Mann ist mein Türöffner für eine ganz andere Klientel, als ich sie bisher habe. Deshalb gehen wir doch heute Abend zu dieser Theateraufführung und hören uns um. Da trifft sich das halbe Dorf.«
»Wir?«
»Du die Frauen, ich die Männer. Arbeitsteilung. Jeder, was er am besten kann.«
»Hast du mich eigentlich schon immer so instrumentalisiert?«
»Natürlich. Du hast es nur nicht gemerkt.«
»Da faselt du was davon, dass du einen schönen Sommertag mit einem guten Freund verbringen willst, und dann spannst du mich für deine Sachen ein.«
»Man kann das Angenehme doch mit dem Nützlichen verbinden.«
»Ich frage jetzt lieber nicht, was für dich das Nützliche und was das Angenehme ist. Apropos, war da nicht was mit einem noch kürzeren Rock?«
»Aber doch nicht hier, Dillinger, wo uns jeder sehen kann! Da würde ich mich ja genieren!«
Uns sah hier höchstens ein Hase, der zufällig vorbeigehoppelt kam. Aber es war gut. Ich hatte nicht die Absicht, eine alte Geschichte wieder aufzuwärmen.
Isabel sprang auf. »Auf jetzt in den dunklen Tann! Waldspaziergang! Es gibt nichts Schöneres als ein kühler Wald an einem heißen Sommertag. Dazu noch mit einem guten Freund.«
Ich grummelte etwas nicht Druckfähiges vor mich hin, während wir zusammenräumten, und beschloss, mich auf die Freilichtaufführung in der Burgruine zu freuen. Ich wollte da schon immer mal hin und hatte es bisher nie geschafft. Und Isabel war halt so, wie sie war. Und es gab Schlimmeres, als mit ihr durch den Wald zu bummeln.
Ich sah zu, wie sie die Andeutung von Rock glattstrich und die wesentlichen Teile zurechtruckelte. Dann deutete ich auf ihre Füße.
»Du willst einen Waldspaziergang machen? Mit diesen Stilettos?«
»Du hast das Geheimnis der großen Frauenhandtaschen gelüftet. Genügend Platz für landtaugliche Schuhe.«
Sie hatte wirklich an alles gedacht.
»Und wohin jetzt?«
»Vertrau dich einfach meiner Führung an. Wie immer.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass wir nicht ziellos durch den Wald stapfen?«
»Wie kommst du denn nur darauf? Ich möchte zu einem dieser Windräder.«
»Ich wusste doch, dass es bei dir mit der Romantik nicht weit her ist. Nett, dass wir wenigstens dort nicht gepicknickt haben.«
»Ich will mir so ein Ding mal aus der Nähe anschauen. Und wenn wir jetzt schon mal hier sind …«
»Und welche Hintergedanken verfolgst du diesmal?«
»Mal sehen.«
Sie drückte sich eng an mich und schlang ihren Arm um meine Taille, was das Gehen etwas mühsam machte, ansonsten aber durchaus angenehm war, wie ich mir eingestehen