Dillinger macht Wind. Rudi Kost

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Dillinger macht Wind - Rudi Kost

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sich meinen Ausweis zeigen ließen, im Turm verschwanden und schnell wieder zurück waren. Sie guckten nun nicht mehr böse, sondern etwas glasig und postierten sich vor der Tür mit entschlossener Miene. Damit ich nicht auf Idee kam, ihnen die Leiche zu klauen.

      Dann dauerte es wieder. Der Herr Hauptkommissar Keller mit Dienstsitz Schwäbisch Hall trudelte ein. Er würdigte mich keines Blickes, sprach mit den beiden Beamten und betrat den Turm. Er blieb länger, und als er wieder aus der Tür trat, guckte er genau wie immer. Mürrisch. Er telefonierte und ignorierte mich weiterhin.

      Irgendwann traf schließlich auch der Rest der Mannschaft ein. Die hatten ja auch einen weiten Weg. Im Zuge der Polizeireform war die Polizeidirektion Schwäbisch Hall aufgelöst worden, die Beamten kamen jetzt aus Waiblingen oder Aalen angereist. In Schwäbisch Hall war nur ein schlichtes Kriminalkommissariat geblieben. Und Keller. Dafür war er jetzt für den gesamten Landkreis zuständig.

      Ich fand diese Reform großartig. Sollte ich jemals in die Verlegenheit kommen, in … sagen wir mal Crailsheim über eine Leiche zu stolpern, konnte ich damit auch Keller ärgern und musste mich nicht mit einem unbekannten Kripobeamten herumschlagen. Im fortgeschrittenen Alter schätzt man eben Beständigkeit.

      Die Leute mit ihren Ganzkörperkondomen gingen in den Turm hinein, gefolgt von Keller. Wahrscheinlich mussten sie dort drinnen Platzkarten verlosen.

      Ich saß auf einem Stapel Langholz und gab mich philosophischen Gedanken hin. Das mache ich seit Neuestem immer, wenn mir langweilig ist. Und wie immer führten sie zu keinem greifbaren Ergebnis.

      Irgendwann – ich war gerade bei der Vergänglichkeit des Daseins angelangt und wollte zum Sinn desselben weitergehen – kam Keller auf mich zugestapft.

      Es kam, was kommen musste. Das Übliche eben.

      »Wieder mal«, knurrte er mich an.

      Ich zuckte mit den Schultern. »Genau besehen habe nicht ich die Leiche gefunden, sondern Isabel. Sie war zwei Stufen vor mir.«

      »Dieses rote Gift? Diese Immobilientante, die immer hinter dir her ist?«

      »Ist sie nicht.«

      »Ist sie doch.«

      »War sie vielleicht mal.«

      »Immer noch. Manchmal bist du mit Blindheit geschlagen, Dillinger. Wie bei deiner Anwältin. Die hättest du nicht gehen lassen dürfen. Die hat dir gut getan.«

      »Aber ich ihr wohl nicht.«

      »Weil du ein Idiot bist.«

      »Sagt der Experte in Herzensangelegenheiten.«

      »Lenk nicht ab. Nele war sympathisch, intelligent und außerdem verdammt attraktiv.«

      »Na und? Es hat eben nicht sollen sein. Sie ist in Berlin, ich bin hier.«

      »Eine Fernbeziehung ist doch heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr.«

      »Hat halt nicht funktioniert bei uns.«

      »Weil du zu unflexibel bist, Dillinger. Du denkst immer, dass sich alles um dich drehen muss.«

      »Schön, dass du mit mir mein verkorkstes Liebesleben diskutieren willst, aber hast du nicht was zu arbeiten?«

      »Das machen die Jungs schon.«

      »Sexist! Da war mindestens eine Frau dabei.«

      »Die Adelheid, ja. Niedliches Ding. Und ledig. Soll ich euch bekannt machen?«

      »Weißt du, was du mich kannst? Aber kreuzweise!«

      Keller grinste. »Also, was hattet ihr in diesem Turm zu suchen?«

      Ich erzählte. Von unserem Picknick. Dem Spaziergang. Der Tür, die offen stand. Vom Bauer Buchauer sagte ich nichts, das hatte mit dieser Sache ja nichts zu tun.

      »Kennst du ihn?« Aus seiner Kopfbewegung war eindeutig zu entnehmen, wen er meinte.

      »Er kommt mir vage bekannt vor. Soweit man das noch erkennen kann. Kann sein, dass ich ihn irgendwo mal gesehen habe. Name weiß ich nicht.«

      »Aber ich. Dr. Gustav Rautenberg. Ist das der, den du meinst?«

      »Keine Ahnung.«

      »Wie kommt es dann, dass er deine Visitenkarte bei sich trug?«

      »Ich verteile die Dinger großzügig.«

      »Warum?«

      »Mensch, Keller! Du wirst zu deinen Kunden gerufen, und die warten auch ganz geduldig, bis du kommst. Ich muss Werbung machen für mich.«

      »Bringt’s was?«

      »Danke der Nachfrage, ich ertrinke in Arbeit.«

      »Diese Windräder sind ein gutes Konjunkturprogramm, was? Hast du die drei hier auch versichert?«

      »Möglich. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es sind so viele, ich verliere allmählich den Überblick. Was wisst ihr sonst noch über diesen Herrn Rautenberg?«

      »Sechsundfünfzig Jahre alt, wohnt drüben in Ilshofen. Liegt seit einigen Tagen hier, vielleicht seit drei. Genaueres nach der Obduktion, du kennst das ja.«

      »Deshalb müffelt er so. Kein Wunder bei dieser Sommerhitze.«

      Keller zeigte mir den Ausweis. Dr. Gustav Rautenberg sah, selbst auf dem biometrischen Passfoto, nicht schlecht aus, jedenfalls besser als in seinem jetzigen Zustand. So der Typ George Clooney für Arme.

      Ich zog mein Handy hervor und googelte. Wenn man schon so ein Wisch-und-weg-Ding hat. Ich wurde schnell fündig.

      »Da schau her«, sagte ich. »Dein Kunde gehörte zu den entschiedenen Windkraftgegnern. Er war oft in der Zeitung. Deshalb kam er mir so bekannt vor.«

      »Wunderbar. Dann habe ich ja auch schon meinen ersten Tatverdächtigen.«

      »Wen?«

      »Dich natürlich. Er wollte dir dein Geschäft vermiesen. Du machst doch auch Geschäfte mit den Windrädern, soweit ich weiß.«

      »Und nicht zu knapp. Wie viele andere auch. Ist aber kein hinreichendes Motiv. Nicht mehr.«

      »Warum nicht?«

      »Keller, die Dinger stehen, daran ist nicht mehr zu rütteln. Die Kämpfe sind vorbei. Du musst woanders suchen.«

      »Nett, dass du uns auch noch Arbeit übrig lässt.« Er zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine an.

      Ich war verblüfft. »Ich dachte, du willst dir das Rauchen abgewöhnen?«

      »Habe ich auch. Erfolgreich. Zum ungefähr fünfundzwanzigsten Mal. Jetzt habe ich eine Erholungspause verdient. Bis zum nächsten Mal.«

      »Widerlich, diese Sucht. Wie ein Kleinkind, das seinen Schnuller braucht. Bist du fertig hier?«

      »Fürs

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