Feuerblüte III. Катя Брандис

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Feuerblüte III - Катя Брандис

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      Doch diesmal hatte Jorak nichts getrunken, er war ausgeruht und gesund. Er schloss einen kurzen Moment die Augen, konzentrierte sich, rief all seine Kraft zusammen. Dann murmelte er, fast ohne die Lippen zu bewegen, die Formel, die er in Rhiannon entdeckt hatte. Er fühlte, wie die Kraft durch ihn hindurchströmte. Ein tiefes Brausen erklang, das in ein Donnern überging. Im schwachen Licht der Monde erhob sich eine wirbelnde Säule aus Luft, dann eine zweite, eine dritte. Sie schienen bis zu den Wolken zu reichen. Ein zweiter Befehl, und die Säulen begannen zu tanzen, auszuschwärmen, Elaudio und Jorak zu umkreisen und die Wachen zurückzudrängen.

      Der Händler – und die Männer, die ihm zu Hilfe eilen wollten – blieben erschrocken stehen. Aber nicht lange. Dann rief Elaudio „Na warte!“ und begann ebenfalls die Lippen zu bewegen. Ein heftiger Windstoß fegte über den Hügel und brachte eine Seitenwand der Ruine zum Einsturz. Jorak musste die Arme um die Reste einer halb verfallenen Säule schlingen, um nicht umgeworfen zu werden. Seine Tornados wurden vom Wind zerfasert, sie schwankten, drohten in sich zusammenzustürzen.

      Ach du große Wolkenschnecke, dachte Jorak erschrocken. Seine Demonstration war gerade dabei, ziemlich spektakulär in die Hose zu gehen! Stark war er, dieser Elaudio, und viel besser ausgebildet als er selbst. Doch Jorak war nicht bereit, aufzugeben. Er sammelte all seine Kraft, um den Wind zu besänftigen, zu bremsen und gleichzeitig seine arg wackeligen Tornados aufrecht zu halten. Es klappte.

      Elaudio runzelte die Stirn und ganz plötzlich ließ der Wind nach.

      Doch Jorak hatte keine Zeit, aufzuatmen. Etwas Schwarzes sauste ihm entgegen, prallte auf seine Brust. Haarige Beine liefen über seinen Hals, auf sein Gesicht zu. Die Bolgspinne! Giftig war sie nicht, aber dieses Biest war so groß, dass es sich auf sein Gesicht legen und dort festklammern konnte, bis er erstickt war!

      Voller Ekel griff Jorak nach der Spinne, versuchte sie von sich herunterzureißen. Doch die Insektenbeine hakten sich in seine Kleidung, unaufhaltsam strebte das Tier auf seinen Mund zu. Irgendwo im Hintergrund hörte er Elaudio lachen.

      Jetzt könnte Alena langsam mal eingreifen, dachte Jorak verzweifelt. Verdammt, wo ist sie? Wo ist Cchraskar?

      Bilder rasten durch seinen Kopf. Er hatte mal mit Bolgspinnen zu tun gehabt, als er auf dem Tiermarkt ausgeholfen hatte. Der Händler hatte ihm erklärt, mit welchem Griff man sie wieder unter Kontrolle bekam, wenn sie Ärger machten. Es gab da einen bestimmten Punkt knapp hinter dem Kopf, wenn man den mit drei Fingern einklemmte ... aber wo hatte dieses Biest überhaupt seinen Kopf? Er fühlte nur einen runden Leib und jede Menge Beine! Und es hatte schon sein Kinn erreicht, er schaffte es nicht, es festzuhalten oder von sich herunterzureißen. Vielleicht sollte er sich auf den Boden werfen und das Vieh einfach unter sich zerquetschen ...

      Es war sein Glück, dass Elaudio in diesem Moment die Fackel hob, vielleicht um das Schauspiel besser zu genießen. Jorak sah kreisrunde schwarze Augen ganz nah vor sich, und plötzlich wusste er wieder, wo der Lähmungspunkt war. Instinktiv griff er zu, richtig diesmal. Die Spinne spürte, dass es ihr an den Kragen ging, und begann zu zappeln, versuchte zu fliehen. Aber es war zu spät. Einen Atemzug später hing sie schlaff in Joraks Griff.

      Jorak wartete einen Moment, bis er sich etwas beruhigt hatte und sein Atem wieder leichter ging. Dann sagte er in gespielt gleichmütigem Ton: „Dürfte ich Euch die hier zurückgeben?“ und hielt Elaudio die erstarrte Bolgspinne hin.

      Vorsichtig nahm Elaudio das haarige Tier. Er massierte es kurz, bis es sich wieder bewegte, dann streichelte er es und setzte es sich auf die Schulter. Als Elaudio sich wieder Jorak zuwandte, lächelte er. „Du hast es geschafft, Junge“, sagte er. „Ich bin beeindruckt. Ein Schwächling bist du nicht, und diese drei Tornados sind ein nettes Spielzeug. Jetzt weiß ich auch, mit wem ich´s zu tun habe. Du bist der Kerl, der mit dem Feuer-Gilden-Mädel über die Grenze gegangen ist, stimmt´s?“

      „Ja“, sagte Jorak. „Mein Name ist Jorak ke Tassos.“ Er war so erschöpft, dass er sich erst einmal auf einen Säulenstumpf setzen musste. Es kostetete ihn immer enorme Kraft, die Tornados zu rufen.

      „Also, was willst du?“, fragte Elaudio. „Ich gebe dir fünfhundert Tarba, ein starkes Dhatla und ein Haus in einem meiner Handelsposten, wenn du mir die Formel nennst.“

      Jorak schluckte. Ganz offensichtlich waren seine Tornados mehr als ein Spielzeug, sonst hätte Elaudio nicht so viel geboten – und ganz sicher würde er sich noch hochhandeln lassen. Das hieß, er, Jorak, wäre reich, von einem Tag auf den anderen. Aber er wäre immer noch der verdammte Gildenlose, den jeder mit Abscheu ansah. Er zwang sich „Kein Interesse“ zu sagen.

      „Hm ... zusätzlich eine hübsche Frau, ganz für dich allein?“

      „Danke. Hab ich schon.“

      „... und dazu einen eigenen Pfadfindervogel, der dich durchs Grasmeer führt, der dir verbunden ist wie ein Freund und Bruder?“

      „Seinen Pfadfinder bekommt man vom Rat und dazu muss man der Gilde angehören“, sagte Jorak bitter. Pfadfinder waren ganz besondere Vögel – sie waren sehr klug und standen mit „ihrem“ Menschen in geistigem Kontakt. Außerdem hatten sie einen untrüglichen Orientierungssinn. Ohne einen dieser Vögel als Begleiter verirrten sich im Grasmeer von Nerada selbst Menschen, die dort ihr ganzes Leben verbracht hatten. Jorak hatte, als er im Grasmeer aufgewachsen war, viele Winter lang von einem eigenen Pfadfinder geträumt, aber irgendwann die Hoffnung aufgegeben.

      Gutgelaunt schlug Elaudio ihn auf die Schulter und störte sich nicht daran, dass Jorak zurückzuckte. „Jetzt weiß ich, was du willst. Lass mich raten. In unsere Gilde aufgenommen werden, stimmt´s? Im Austausch gegen die neue Formel?“

      „Ja“, sagte Jorak schlicht. „Werdet Ihr mich unterstützen?“

      „Jedenfalls werde ich dem Hohen Rat eine Botschaft schicken und ihnen empfehlen, dich dein Anliegen vortragen zu lassen. Mehr kann ich nicht tun.“ Elaudio lachte. „Du könntest sogar Erfolg haben, ja, möglich ist´s. Aber weißt du, was für ein gefährliches Spiel du spielst? Der Rat ist tausendmal mächtiger als du, und du willst ihm die Bedingungen diktieren. Ich hoffe für dich, Junge, dass du damit davonkommst!“

      „Viel habe ich nicht zu verlieren“, sagte Jorak und sah zu, wie Elaudio sich mit seinen Leibwächtern den Weg durch die Sträucher zurück in die Stadt bahnte.

      Als die Männer weg waren, kroch Alena ganz in der Nähe aus dem Gebüsch und klopfte sich den Dreck von der Tunika. Neben ihr klaubte sich Cchraskar mit verzogenem Gesicht Disteln aus seinem cremefarbenen Bauchfell. „Das hast du prima gemacht, Jo“, sagte Alena fröhlich. „Mit etwas Glück können wir schon bald nach Nerada aufbrechen!“

      Jorak nickte, seufzte und setzte sich erst mal. Grinsend holte Alena eine kleine Flasche aus einer Tasche ihrer Tunika und hielt sie ihm hin. „Wie wär´s mit einem Schluck Grünkorn-Schnaps auf den Schreck?“

      „Ja, ich glaube, den kann ich jetzt gebrauchen“, sagte Jorak verlegen, setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen Schluck von der bitteren Flüssigkeit, die nach Kräutern und den Tiefen des Waldes schmeckte. Auf einmal war er froh, dass Alena vorhin nicht eingegriffen hatte. Hatte er sich schon zu sehr daran gewöhnt, dass sie ihn im Notfall aus der Patsche holte? Dabei war er immer so stolz darauf gewesen, sich selbst helfen zu können.

      Jorak verdrängte den Gedanken. „Komm, lass uns zurückgehen nach Ekaterin“, sagte er und stand auf.

      ***

      Vor dem Aufgang des ersten Mondes scheuchte Ellba Rena und Tjeri ins Haus, damit

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