Feuerblüte III. Катя Брандис
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Mitleidig blickte Rena ihn an. Die Ungewissheit musste schlimm sein.
„Aber wieso habt ihr keinen Sucher beauftragt?“, fragte Tjeri verständnislos.
Der Alte seufzte. „Wisst Ihr, was das kostet? So was kann ich mir nicht leisten.“
Tjeris Augen waren ganz schmal geworden. Abrupt stand er auf. „Komm, Rena. Wir gehen jetzt zum Orakel. Ich hätte inzwischen auch eine Frage. Nämlich, warum diese Leute hier nicht wenigstens ihr Anliegen vortragen dürfen.“
Sie bedankten sich für den Cayoral und machten sich auf den Weg.
„Du wirst ihm helfen, nicht wahr?“, fragte Rena ihren Gefährten leise.
Tjeri ließ den Blick nicht von den Toren des Tempels, denen sie sich näherten. „Ja, ich übernehme seine Suche und verzichte auf den Lohn.“ Er verzog das Gesicht. „Jedenfalls, wenn wir heil wieder rauskommen und uns das Orakel nicht in ein paar wollköpfige Tunnelschnecken verwandelt.“
Die zwei Menschenlängen hohen Tore waren aus poliertem Silber, in das ein Abbild des nächtlichen Himmels eingraviert war. Dareshs drei Monde – Ellowen, Deeowen und Benawen – waren in verschiedenfarbigen Metallen eingefügt. Irgendjemand mit viel Geld hält große Stücke auf dieses Orakel, ging es Rena durch den Kopf.
Vier bewaffnete Wachen standen neben dem Tor stramm. Als Rena sich näherte, hoben sie ihre Schwerter – und ließen sie wieder sinken, als der kommandierende Offizier Rena erkannte und seinen Leuten ein Handzeichen gab.
„Seid gegrüßt, Rena ke Alaak“, sagte er. „Schön, dass Ihr wieder in der Gegend seid. Ihr sucht eine Deutung?“
Es hat doch seine Vorteile, berühmt zu sein, dachte Rena. Seit ihren Friedensmissionen war sie auf Daresh bekannt und geachtet. Der Mann vor dem Tor musste ein Offizier sein, der sie aus der Burg kannte. Zum Glück ließ ihr Namensgedächtnis Rena nicht im Stich. „Das tue ich, Lanjo. Außerdem bin ich schlicht und einfach neugierig.“
„Verständlich. Ich lasse Euch gleich anmelden.“
Einer der Soldaten verschwand durch einen kleineren seitlichen Eingang und kam kurz darauf zurück. „Geht klar, sie sind bereit.“
Das große Tor öffnete sich knarrend. Bevor Rena und Tjeri hindurchgingen, winkte Lanjo Rena noch einmal beiseite. Plötzlich war seine Stimme eindringlich. „Wenn ich euch einen Tipp geben darf, Meisterin – fragt sie auf keinen Fall nach ihren ...“
„Wo bleiben denn diese Besucher?“ Eine schrille Stimme aus dem Inneren schreckte Rena auf. Suchend blickte sie sich um und erkannte eine Erd-Gilden-Frau mit verkniffenem Gesicht, die eilig auf sie zuwatschelte. Sie trug eine kostbare silberne Robe mit dem gleichen Sternenmuster wie das Außentor, doch an ihr wirkte die Kleidung nicht elegant, sondern beulte sich aus wie ein Rübensack.
„Sie kommen ja schon, Ellba, reg dich ab“, brummte der Offizier.
Rena und Tjeri gingen in den Innenhof und sahen sich um. Sie standen in einem großen Garten mit Obstbäumen, Büschen und Wiesenflächen. In seiner Mitte erhob sich das weiße Gebäude. Unter den Bäumen liefen drei blonde, dünne und blasshäutige Kinder umher – die Drillinge! Gemeinsam bildeten sie das Mond-Orakel.
Rena schätzte die Kinder auf acht oder neun Winter. Sie sahen sich so ähnlich, dass es schwer war, sie zu unterschieden.
Anderskinder nannte man solche Menschen mit besonderen Fähigkeiten auf Daresh. Es kam nur alle paar Jahrzehnte vor, dass eines geboren wurde, und meistens starben sie jung, nicht immer durch natürliche Ursachen. Ein solches Anderskind hatte Rena schon kennengelernt: Moriann, die Tochter einer früheren Regentin. Sie konnte Gegenstände zum Leben erwecken. Eines Tages machte sie den Fehler, in eine der Säulen des Sommerpalasts hineinzugehen ... und fand nicht mehr hinaus. Sie war Herrscherin und Gefangene des Palasts zugleich gewesen, bis das Gebäude im letzten Winter beim Kampf gegen Cano, den einstigen Propheten des Phönix, zerstört worden war.
Die Kinder beachteten die Besucher nicht. Unbekümmert spielten sie auf der Wiese, als gäbe es im Garten niemanden außer ihnen.
„Wer seid Ihr?“, keifte die Alte, als sie Rena und Tjeri sah. „Wichtige Persönlichkeiten, ha, Ihr kommt nicht vom Rat, das sehe ich! Wieso haben die Wachen Euch einfach so hereingelassen? Ihr wollt sicher nur die Kinder stören!“
In Tjeris dunklen Augen blitzte der Schalk auf. Er machte einen Schritt vor und ergriff die Hand der Frau. „Wir sind hier, weil wir schon viel von Euch gehört haben, alle haben uns gesagt, Ellba ist es, die ihr besuchen solltet, Ihr hättet so viel zu erzählen“, sagte er. Verblüfft starrte die Alte ihn an, versuchte wohl zu entscheiden, ob das alles Ironie war oder doch womöglich ernst gemeint.
Rena nutzte Tjeris Ablenkungsmanöver sofort und schlenderte auf die Kinder zu. „Hallo“, sagte sie beiläufig. „Wie heißt ihr? Ich bin Rena.“
Zwei der Kinder waren Mädchen, das dritte ein Junge. „Xaia“, sagte das eine Mädchen, „Daia“, das andere, „Taio“, meinte der Junge.
Sie schienen nicht sehr neugierig. Rena entschied sich noch ein bisschen mehr zu erzählen, vielleicht tauten die drei dann auf. „Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen und gerade da, um meinen Lebensbaum zu besuchen. Eine wunderschöne, zweihundert Winter alte Viveca auf einer kleinen Lichtung westlich von hier. Sagt mal, aus welcher Gilde seid ihr eigentlich? Erde?“
Keine Antwort, nur leere Gesichter. O je, falsche Frage, dachte Rena. Wahrscheinlich sind sie nie aufgenommen worden. Hätte ich besser vorher rausfinden sollen. War es das, was mir der Offizier sagen wollte – dass ich sie nicht nach ihrem Element fragen soll?
„Deutungen können wir nur machen, wenn die Monde aufgehen“, sagte eines der Mädchen, wahrscheinlich war es Daia.
„Inspiriert euch das?“ Rena war gespannt.
„Es geht eben vorher nicht.“
„Macht euch das eigentlich Spaß, Deutungen zu treffen, Vorhersagen zu machen?“
Die drei Kinder zuckten die Schultern. „Manchmal ist es ganz lustig“, sagte Xaia. Rena konnte sie nur dadurch unterscheiden, dass sie ein Armband aus geflochtenem Gras trug.
Rena entschied, sich ein Stückweit vorzuwagen. „Ihr habt wahrscheinlich ganz schön zu tun, was? Manche Leute vor dem Tor warten schon seit Monaten auf eine Antwort von euch.“
„Sie sind dumm“, sagte Taio. „Warum gehen sie nicht einfach wieder?“
„Weil ihre Fragen für sie sehr wichtig sind“, meinte Rena geduldig und dachte: Verurteil sie nicht. Wahrscheinlich haben sie ihr halbes Leben hier drin verbracht, sie wissen nichts von der Welt. „Ich hätte auch eine Frage. Es wäre toll, wenn ihr mir die beantworten könntet.“
„Vielleicht“, sagte Daia keck. „Sag mir, was du wissen willst!“
Rena schloss kurz die Augen. Plötzlich hatte sie Angst, ihre Frage zu stellen. Vielleicht war es besser, wenn sie die Antwort nicht wusste. Nein, sie musste es wissen, sie wollte nicht, dass Tjeri sich da in etwas hineinsteigerte. „Wer wird zuerst sterben, ich oder mein Gefährte?“
Die Kinder nickten. Im Hintergrund