Geliebter Prinz. Billy Remie
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Geliebter Prinz - Billy Remie страница 14
Aber wollte er das wirklich?
Er spürte die neue Präsenz in seinem Rücken, noch bevor diese ein Geräusch gemacht hatte.
Desiderius fuhr herum und streckte dem Neuankömmling auf der Mauer das Schwert entgegen. Die Spitze der Klinge kam nur einen Fingerbreit vor der Kehle des Mannes zum Stehen.
Leicht lehnte sich der Mann mit dem ebenfalls kurzen und dunklen Haar zurück, um der Klinge auszuweichen, doch er schien weder erschrocken noch wirklich beunruhigt zu sein. Er hatte damit gerechnet.
Seine kühlen, dunklen Augen wurden schmal und er schmunzelte beeindruckt. »Ihr seid sehr wendig, Desiderius.«
»Bellzazar!«, stieß Desiderius aus und grinste verschwörerisch.
Das Wesen vor ihm sah aus wie ein gewöhnlicher Mann, doch jeder Luzianer wusste, wer er war. Ein Halbgott. Seine Mutter war einst eine Göttin gewesen, sein Vater ein Dämon aus der Unterwelt. Ein Wesen, dazu auserkoren, als Schutzgott an Seiten des Königs zu stehen, um seine Loyalität zu beweisen.
Solange Bellzazar in der Nähe war, konnte dem König fast nichts geschehen, denn der Halbgott kannte Schutzzauber, die kein Zauber überwinden konnte. Und es war im Interesse des Halbgottes, den König am Leben zu erhalten, denn erst wenn er seine Aufgabe auf Erden erfüllt hatte, gewährte man ihm Zutritt in das Reich der Götter. Bis dorthin war er verdammt, Jahrhundert um Jahrhundert in der sterblichen Welt zu wandern. Sterben konnte er nicht und tötete man ihn, wachte er irgendwann und irgendwo wieder auf und kehrte zurück. Unsterblichkeit war ein Fluch, kein Segen, das wussten alle Luzianer. Nach Jahrtausenden seines Daseins hatten die Luzianer deshalb entschieden, für den verstoßenen Halbgott Bellzazar eine Abmachung mit den Göttern zutreffen. Er sollte seinen Wert beweisen und durfte dann in das Götterreich. Bellzazar war an das Wort des Königs gebunden.
Desiderius traute dem Wesen nur soweit, wie er es sehen konnte, doch in gewisser Weise waren sie sich gleich. Beide wurden einst verstoßen, weil sie aus einer unüberlegten Liebschaft entstanden waren.
Schwer atmend vor Anstrengung, senkte er seine Klinge. »Was tut Ihr hier?«
»Ich kündige die Königsfamilie an«, berichtete Bellzazar und vollführte spöttisch einen übertrieben dargestellten Knicks.
Desiderius schmunzelte kurz auf, ehe er sich umsah. »Ist er schon da?«
»Nein, aber bald«, antwortete der Halbgott.
Ruhig ließ Desiderius eine neugierige Musterung über sich ergehen. Er wusste, was folgen würde. Es war unvermeidlich, dass geschah, was immer geschah, wenn sie sich trafen.
Als Bellzazar seine hinter dem Rücken versteckten Hände lockerte und zur Seite fallen ließ, hielt er bereits ein Langschwert in der einen Hand.
Schmunzelnd schwang der Halbgott angeberisch das Schwert vor sich, um sein Können zu demonstrieren.
»Wollen wir?«, fragte er dann gelassen, als wollte er Desiderius zu einem Mahl im Speisesaal geleiten.
Desiderius hob seinerseits das Schwert. »Dieses Mal verliert Ihr!«
Bellzazar sprang blitzschnell auf ihn zu.
Desiderius parierte die schnell aufeinander folgenden Schwerthiebe und wich dabei leichtfüßig zurück. Ihre Schwerter klirrten, als sie mehrfach aufeinandertrafen.
Bellzazar nahm wieder Abstand. Der dunkelhaarige Mann war muskulös und ebenso wendig wie Desiderius. Sie standen sich körperlich in nichts nach. Zwei athletische Männer mit starken Armen und breiten Schultern. Doch der Halbgott hatte jahrtausendlange Erfahrung und er war zudem unmenschlich schnell und stark. Sich mit ihm zu messen und länger als zwei Herzschläge aufrecht zu stehen war ein Beweis in das eigene Können.
»Gut«, lobte der Halbgott gedehnt. »Eure Beinarbeit ist viel besser geworden seit dem letzten Mal.«
»Ich habe inzwischen geübt«, gab Desiderius grinsend zurück.
Er war es nun, der auf den Halbgott zusprang und angriff.
Bellzazar parierte die Schläge, er wirkte gelassen, fast gelangweilt, während er zurückwich. Doch er nutzte eine günstig gelegene Chance, schlug mit seinem Schwert so hart gegen Desiderius’ Klinge, dass dieser ins Straucheln geriet und seine Deckung fallen ließ.
Bellzazar schwang sein Langschwert und Desiderius konnte die Schläge mehr schlecht als recht abwehren.
Der Halbgott sprang wendig an ihm vorbei, als er einen Gegenschlag versuchte. Desiderius’ Hieb ging daneben und er kam auf der schmalen Mauer ins Wanken.
Gerade noch rechtzeitig hatte er das Gleichgewicht wiedergefunden und sich umgedreht, denn Bellzazar sprang erneut auf ihn zu und drängte ihn mit schnellen Hieben immer weiter zurück. Es klirrte laut, als sich die Schwerter trafen und gegeneinanderdrückten. Desiderius wurde zurückgeschoben bis sein Rücken schmerzhaft über ein erhöhtes Mauerstück gedrängt wurde. Seine eigene Schwertklinge näherte sich seiner Kehle, während er versuchte, das andere Schwert samt Gegner von sich zu stoßen.
Mit großen Augen lugte er nach unten und erkannte den tiefen Boden außerhalb des Burggartens. Einige Steine lösten sich von der Mauer und fielen in die Tiefe. Er konnte nicht sehen, wie sie aufkamen.
Wenn er nicht die Oberhand gewann, würde sein Körper in das Geäst eines toten Waldgebiets fallen und aufgespießt werden.
Bellzazars triumphierendes Grinsen schob sich auf ihn zu. »Ich habe gehört, Ihr seid anerkannt worden, Lord M’Shier.«
»Ich bin kein Lord«, presste Desiderius durch die Zähne.
»Noch nicht.«
Die Arroganz des anderen machte ihn wütend und gab ihm die Kraft, den Halbgott mit einem kräftigen Ruck zurückzustoßen.
Bellzazar verlor kurz das Gleichgewicht, fing sich aber schnell wieder, nachdem er auf einem Bein herumgetänzelt war. Herausfordernd grinsend hob er wieder seine Klinge.
Desiderius drängte ihn mit einigen Hieben drei Schritte zurück, sprang aber dann selbst wieder auf Abstand, weil er wusste, dass er mit Taktik, statt Angriffslust vorgehen musste. Austesten. Beobachten. Schwächen finden.
Schwer atmend standen sie sich gegenüber.
Der Halbgott nickte ihm zu, als er feststellte: »Eure Wut deutet wohl daraufhin, dass Ihr das Angebot Eures Vaters nicht freudig aufgenommen habt.«
Desiderius musste drei Hiebe abwehren und nutzte eine günstige Gelegenheit, um sofort darauf Bellzazar wieder zurückzudrängen.
Nachdem er erneut außer Reichweite gesprungen war, wischte er sich den Schweiß mit dem Unterarm von der Oberlippe und antwortete: »Ich werde es wohl nicht annehmen.«
Bellzazar schnaubte kopfschüttelnd.