Geliebter Prinz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Prinz - Billy Remie страница 15
Aber er hatte sich getäuscht.
Statt einen Vorteil zu erzielen, schlug der Halbgott ihm fast das Schwert aus der Hand, packte seinen Arm, drehte sich mit ihm auf der Mauer herum, bis sie wieder die Seiten gewechselt hatten, und zwang ihn wieder auf Abstand, indem er Desiderius den Knauf seines Schwerts in den Nacken schlug.
Desiderius grunzte auf und taumelte wegen des Schmerzes, der sich in seinem Kopf und Rücken ausbreitete. Noch bevor er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, streckte Bellzazar sein Schwert aus und legte die messerscharfe Klinge an Desiderius‘ Kehle. Doch Desiderius hatte es kommen sehen und die gleiche Bewegung ausgeführt.
Nun starrten sie sich schwer atmend und mit verschwitzten Gesichtern an, beide mit einer fremden Schwertklinge am Hals. Ein falscher Schritt und sie würden beide von der Mauer stürzen. Aber nur Desiderius würde dadurch den Tod finden.
»Warum eine solche Gelegenheit ablehnen?«, fragte Bellzazar neugierig, er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Ihr könntet Euch damit an Eurem verhassten Bruder und Eurer Stiefmutter rächen.«
»Der Preis dafür ist mir zu hoch«, erklärte Desiderius gepresst, er hatte Schwierigkeiten, sein Gleichgewicht zu halten.
Doch Bellzazar wusste: »Ihr habt einfach Angst, das ist alles.«
Desiderius‘ Gesichtszüge verhärteten sich.
Grinsend stellte der Halbgott richtig fest: »Auf Reisen könnt Ihr tun und lassen, was Ihr wollt. Niemand kümmert es, was ein Bastard treibt. Da draußen in der Welt müsst Ihr Euch nur mit Euch selbst befassen. Bleibt Ihr hier, sind alle Augen auf Euch gerichtet. Kritisch. Ihr werdet Feinde in den engsten Kreisen haben. In der Wildnis wisst Ihr, welche Gefahren drohen, in einer Burg seht Ihr sie nicht kommen. Ihr habt einfach Angst. Ihr seid ein Feigling, nichts weiter.«
Desiderius’ Atem ging plötzlich nicht nur wegen der Anstrengung schwer, sondern auch weil er es nicht mochte, dass man aus ihm las, wie aus einer offenen Schriftrolle.
Ablenkend fragte er: »Wollt Ihr nur faseln oder kämpfen wir nun endlich?«
Bellzazar holte ohne Vorwarnung aus.
Mit aufgerissenen Augen lehnte sich Desiderius noch weiter zurück, um dem Hieb auszuweichen. Sein Oberkörper schwebte für den Bruchteil eines Augenblicks über dem Rand der Mauer. Er duckte sich unter dem Schwerthieb hindurch, drehte sich, versetzte seine Füße und schaffte es gerade so, sein Gleichgewicht zu finden.
Er war über sich selbst erstaunt, als er erkannte, dass er mit beiden Füßen immer noch fest auf der Mauer stand.
Bellzazar hatte eine Pirouette vollführt und sprang sofort danach mit einem kriegerischen Aufschrei auf Desiderius zu.
Geschickt wehrte Desiderius die Hiebe ab, wurde aber immer weiter die Mauer entlang gedrängt. Bellzazar kam jetzt erst richtig in Schwung. Doch Desiderius hatte Dank des Manövers nun noch mehr Vertrauen in seinen Körper gefasst. Er würde nicht von der Mauer fallen, da war er sich sicher.
Ein spektakulärer Kampf entstand, der von den Wachen mit großer Begeisterung beobachtet und bejubelt wurde. Aus jeder Ecke der Burg drängten sich Gesichter der Bediensteten, die dieses Duell nicht verpassen wollten.
Bellzazar und Desiderius schenkten sich nichts. Zum ersten Mal waren sie gleichberechtigte Gegner. Ihr Schwertkampf verlangte beiden ihr bestes Können ab.
Ihre leichten Leinenhemden hingen in Fetzen, der weiße Stoff wies Blutflecken auf. Beide hatten Schnittwunden an Armen und Rücken. Schweiß rann an ihren strammen Körpern hinab, machte ihre Kleidung feucht und ihre Haut glitschig. Sie keuchten außer Atem. Aber ein Aufgeben kam ihnen nicht in den Sinn. Das Duell endete erst, wenn ein Sieger feststand.
Zu seiner eigenen freudigen Überraschung, gewann Desiderius die Oberhand. Er schlug mit einem gezielten Schlag dem Halbgott das Schwert aus der Hand; es kam unweit von ihnen klirrend auf der Mauer zum Liegen.
Desiderius trat seinem Kontrahenten die Beine fort und baute sich triumphierend über ihm auf, als dieser mit einem Grunzen auf den Rücken fiel.
Keuchend, aber grinsend zeigte Desiderius mit der Spitze seiner Klinge auf die Nasenspitze des Halbgottes. »Ihr seid besiegt.«
Bellzazar legte zweifelnd den Kopf schief.
Noch bevor Desiderius reagieren konnte, packte Bellzazar seinen Fußknöchel und brachte ihn zum Straucheln.
Der Halbgott sprang zurück auf die Füße, packte Desiderius’ Arm und drehte ihn mit einem Ruck nach hinten.
Vor Schmerzen aufschreiend ließ Desiderius sein Schwert fallen, weil sich seine Hand ohne sein Zutun öffnete. Er spürte ein Knie, das sich in seinen Rücken bohrte, und eine Hand, die in sein Haar fasste, zupackte und ihn zurückriss. Plötzlich hatte er eine Dolchklinge an der Kehle.
Triumphierend flüsterte der Halbgott ihm ins Ohr: »Ihr seid besiegt.«
Keuchend stellte Desiderius fest: »Ihr kämpft ungerecht.«
»Merkt Euch das, Bursche«, erwiderte Bellzazar. »Männer, die um ihr Leben kämpfen, kämpfen stets ungerecht.«
»Ich werde es nicht vergessen«,
»Braver Junge.«
»Bellzazar!«, rief eine milde tadelnde Stimme zu ihnen hinauf.
Als sie sich dem Mann zuwandten, der unterhalb der Mauer stand und zu ihnen hinaufblickte, bemerkten sie erst, dass sie während ihres Kampfes dem Mauerverlauf bis zum Vorderhof gefolgt waren.
Die Tore standen offen und purpurfarbene Kutschen und eine Schar Ritter in glänzenden Rüstungen auf gestriegelten Rössern versammelten sich nach und nach im Burghof.
»Lass den Jungen los, Bellzazar«, trug der Mann dem Halbgott auf, ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, während er zu ihnen aufsah. Er war ein großer, imposanter Mann mit blondem Haar, blauen Augen und einem stattlichen Körperbau. Ein Mann, vor dem man Respekt hatte. Er trug recht einfache Kleidung, nur ein Leinenhemd und eine dunkle Lederhose, doch sein purpurfarbener Samtumhang zeugte von königlichem Auftreten.
Bellzazar ließ Desiderius los, der sofort seinen Hinterkopf rieb, weil der Halbgott ihm einige Haare ausgerissen hatte.
Bellzazar neigte das Haupt in Richtung des Mannes. »Mein König.«
Damit wandte er sich ab, hob sein Schwert auf und ließ Desiderius allein auf der Mauer zurück.
Etwas peinlich berührt, weil er vor den Augen des Königs versagt hatte, schluckte Desiderius schwer und blickte befürchtend auf den König hinab.
Dieser lächelte nur milde, neigte sein Haupt zum Gruße, obwohl er es als König nicht tun musste, und wandte sich dann ab. Sein Umhang schleifte auf dem Boden und wehte ihm hinterher.
Desiderius hob sein Schwert auf und lief die Mauer entlang, bis er zurück im Garten war. Dort kletterte er hinunter und eilte schnell durch die grünen Büsche. Er würde keine Zeit mehr haben, um sich umzuziehen und sich das Blut abzuwaschen, aber der Ärger, wenn er zu spät käme, wäre noch größer. Er musste neben seinem Vater stehen, sobald der König