Geliebter Prinz. Billy Remie
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»Wie siehst du denn aus?« Seine Stiefmutter schnappte schockiert nach Luft und hob die Hand zu ihren schmalen Lippen. »Seht ihn euch an! Ein erwachsener Mann und doch so unkontrollierbar wie ein Bengel! Woher hast du diese Wunden? Warum ist dein Hemd zerrissen?«
Desiderius hätte ihr gern gesagt, dass sie nicht so hysterisch sein sollte, er hatte nur in einem Duellkampf verloren und sich nicht in Dreck gesuhlt.
Sein Vater unterbrach jedoch jede Diskussion, indem er sagte: »Egal, vergesst das, wir sprechen später darüber.«
»Aber ... er muss sich umziehen! Sich das Blut abwaschen!«, warf seine Stiefmutter ein.
»Und den Schweiß«, mischte sich auch sein Bruder ein und hielt sich angewidert die Nase zu.
»Hast du mit einem Puma gekämpft?«, fragte seine Schwester aufgeregt.
Desiderius lachte amüsiert über ihre kindliche Fantasie.
»Schluss jetzt«, unterbrach der Lord das Durcheinander. »Desiderius wird sich waschen und umziehen, sobald wir den König in Empfang genommen haben. Ende der Diskussion. Und jetzt kommt, die königliche Familie wartet sicher schon auf uns.«
Sie verstummten, als er ihnen mit großen Schritten vorausging.
Desiderius musste noch einen missbilligenden Blick seines Bruders über sich ergehen lassen, dann folgte auch er.
Sie traten aus der großen Halle und schritten die Stufen zum Hof hinunter.
Der König hatte den Hof schon für sich eingenommen und rief Befehle von einem zum nächsten Ritter, die außerhalb der Burg ihre Zelte aufschlagen mussten. Die Pferde sollten im Burgstall untergebracht werden, weshalb der König dem Stallmeister ganz gewissenhaft eintrichterte, wie er die königlichen Rösser zu behandeln hatte. Währenddessen stiegen nach und nach die Kinder aus den Kutschen.
Der König erblickte die Familie M’Shier und nickte ihnen lächelnd zum Gruß zu, doch er ließ den Lord der Burg solange warten, bis er seinen Untergebenen alle Befehle erteilt hatte. Der König war ein geschäftiger Mann, der alles selbst in die Hand nehmen wollte.
An den Ställen erblickte Desiderius Bellzazar, der unter dem niedrigen Dach an einem Gatter lehnte und provozierend zu ihm rüber grinste. Er freute sich stets darüber, wenn er einen Kampf gewonnen hatte. Und er war sich nicht zu schade, Desiderius mit dessen Niederlage zu reizen. Sie lieferten sich ein Blickduell, das vermutlich in den nächsten Tagen zu einem weiteren Schwertkampf ausarten würde.
Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Schulter, die sein zerfetztes Hemd packte und ihn zur Seite zog. Überrascht stellte er fest, dass sein Vater ihn an seine Seite befördert hatte.
Aber nicht nur Desiderius starrte den Lord fassungslos an, auch die restlichen Familienmitglieder. Für gewöhnlich stand sein Vater rechts neben seiner Gattin in der Mitte. Neben seiner Frau stand ihre gemeinsame Tochter Silva und neben dem Lord selbst stand sein ehelicher Sohn Arerius. Erst dann kam Desiderius, der mit etwas Abstand neben seinem Bruder stehen musste. Aber heute haben die Brüder die Plätze getauscht.
Lord M’Shier blickte mit stolz erhobenem Kinn dem König entgegen, der mit seiner großen Familie auf sie zukam. Er ignorierte die fragenden Blicke seiner Frau.
»Was soll das?«, zischte Arerius leise zu Desiderius.
Desiderius wandte sich ihm zu und erwiderte ebenso leise: »Fauch mich nicht so an, das war nicht meine Idee.«
»Was meinst du damit?«
»Meine Position neben unserem Vater«, brummte Desiderius zurück und ließ offen, ob er das im wörtlichen oder übertragenden Sinne meinte.
»Eure Majestät!«, sagte der Lord und verbeugte sich tief.
Seine Familie, einschließlich Desiderius, wiederholten diesen Gruß und verbeugten sich genauso tief vor der königlichen Familie.
»Lord und Lady M’Shier«, grüßte der König zurück und neigte milde lächelnd sein blondes Haupt.
»Fräulein Silva«, begrüßte er Desiderius’ kleine Schwester.
»Arerius«, wandte er sich vertraut an den ältesten Sohn der Familie.
Und schließlich blieben seine Augen an Desiderius hängen. Sie kannten sich seit Desiderius geboren wurde, sahen sich jedes Jahr, und doch wirkte es nun, als betrachtete der König einen Fremden, den er kritisch musterte.
Er hätte sich vielleicht doch umziehen sollen, ging es Desiderius befürchtend durch den Kopf.
Doch da lächelte der König auf einmal erfreut und reichte Desiderius unter den Augen dessen sprachloser Familie die Hand, an der ein großer, goldener Ring mit einem violetten Stein steckte.
Desiderius starrte zögerlich auf die ihm dargebotene Hand, doch schließlich riss er sich zusammen und nahm sie an.
Der König strahlte ihm voller Freude ins Gesicht. »Und das ist dann wohl der zukünftige Lord des Toten Waldes. Es ist schön, Euch zu sehen, Desiderius.«
»Was?«, riefen seine Stiefmutter und sein Halbbruder wie aus einem Munde. Fassungslos starrten sie den derzeitigen Lord an, doch vor dem König konnten sie keinen Streit beginnen.
Der König beugte sich etwas zu Desiderius und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
Schmunzelnd stellte Desiderius fest, dass der König ein listiger Mann sein konnte. Das mochte er so an ihm. Er hatte Sinn für Humor.
Der König ließ seine Hand los, und Desiderius atmete wieder auf.
Zu Lord M’Shier sagte der König: »Darf ich Euch meine wunderschöne Königin vorstellen, Milla Airynn.«
»Eure Majestät«, sagte der Lord und verbeugte sich.
Die wunderschöne Königin hatte ebenso blondes Haar wie ihr Gatte, sie war groß und sehr schlank. Unter ihrem weißen Pelzmantel trug sie ein cremefarbenes Seidengewand. Ihr Gesicht war schmal, sie hatte volle, sinnliche Lippen und große, eisblaue Augen.
»Und das hier ist mein erstgeborener Sohn, Kronprinz Karic«, verkündete der König, nachdem alle die Königin angemessen begrüßt hatten.
Karic war nicht wirklich der Erstgeborene, wusste Desiderius. Der erste Nachkomme des Königs hatte den Namen seines Vaters getragen. Wexmell. Doch dieser ist leider verstorben. Soweit Desiderius wusste, sollten die Gerüchte stimmen, trug nun der jüngste Sohn den Namen des Vaters, damit der seltene Name nicht verloren ging.
Prinz Karic, der nicht viel älter sein konnte als Desiderius, vielleicht fünf, höchstens sechs Jahre, war dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Mit einem Lächeln wandte sich der Kronprinz an Silva und berührte mit den Lippen ihren Handrücken. Silva grinste und wurde augenblicklich feuerrot auf den Wangen.
Desiderius schüttelte belustigt über sie den Kopf. Doch da fiel