Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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verstehe ich nicht.« Die Königin war irritiert. »Draußen? Seid Ihr denn nicht oft hier?«

      Desiderius blickte in ihr fragendes Gesicht und antwortete: »Ähm ... nein, ich bin viel auf ... Reisen.« Er konnte ja jetzt schlecht seine Familie bloßstellen, indem er hinausposaunte, dass er nur heimkehren durfte, wenn der König zu Besuch kam. Aber diese Zeiten hatten sich ja nun auch geändert.

      Aus den Augenwinkeln konnte er seinen Gegenüber schmunzeln sehen.

      »Oh«, machte die Königin. »Das ist sicher interessant.«

      »Und sehr faszinierend«, stimmte Prinz Karic zu. »Ihr erlebt sicher viele Abenteuer.«

      Desiderius’ Augen zuckten kaum merklich kurz zu dem jüngsten der Prinzen, ehe er antwortete: »Mhm ... Ja. Viele. Manche sind aufregender als andere.«

      »Und wo führen Euch Eure Reisen überall hin?«, fragte der jüngste Prinz betont neugierig, während er Desiderius provozierend zu schmunzelte und mit einem Finger den Rand seines Bechers umkreiste.

      Der kleine Prinz wollte also spielen? Fein, das konnte er haben.

      Desiderius lehnte sich zurück und erwiderte dessen intensiven Blick. »Hier und dort hin.«

      »Wart Ihr mal in den Wüstengebieten? Den Sandhügeln?«, fragte eine der jüngeren Prinzessinnen. Er wusste ihren Namen nicht mehr.

      »Ja.« Er lächelte sie an. »Ein trockenes Gebiet mit gefährlichen Menschen.«

      »Also nichts für zarte Damen«, tadelte der König seine Tochter.

      Doch diese schwärmte: »Ich habe gehört, dort soll es den köstlichsten Wein geben.«

      »Das stimmt«, bestätigte Desiderius ihr. »Den besten, den ich je getrunken habe.«

      »Ich habe gehört, sie lassen dort junge Frauen die Trauben auspressen«, sagte der Kronprinz und schmunzelte in die Runde, »aber nicht mit ihren Händen.«

      »Karic!«, tadelte die Königin ihren Sohn entsetzt.

      Die Männer am Tisch kicherten verstohlen in sich hinein.

      »Ich habe gehört«, mischte Prinz Wexmell sich ein und warf erneut einen mokanten Blick in Desiderius’ Richtung, »dass sie dazu nicht nur junge Damen benutzen.«

      »Bei den Göttern!« Die Königin warf die Hände in die Luft. »Ist das eine annehmbare Unterhaltung bei Tisch?«

      »Es sind Damen anwesend«, lachte der König und bedachte seine zwei Söhne mit einem strengen, aber amüsierten Blick.

      »Das verstehe ich nicht«, mischte Silva sich verwundert ein. »Wenn sie nicht ihre Hände dazu benutzen, was dann?«

      »Ihre Münder«, log Desiderius seine Schwester an. »Sie benutzen ihre ... Münder.«

      Sie verzog angewidert ihr Gesicht. »Dann trinkt man ja ihren Speichel mit.«

      Prinz Karic und Prinz Wexmell kicherten in sich hinein. Es war offensichtlich, dass die beiden die Spaßvögel unter den königlichen Kindern waren.

      Ohne jeden Zweifel war es Karic gewesen, auf den Prinz Wexmell im Bordell gewartet hatte. Wegen ihnen und ihrem Abstecher zur Küste hatte sich des Königs Ankunft verspätet.

      Es blieb aber offen, ob Karic wusste, dass Wexmell in dieser Nacht von einem anderen Mann verführt wurde.

      Obwohl sich Desiderius gar nicht mehr so sicher war, wer nun wen verführt hatte. Er fühlte sich, als wäre er einem Jäger in die Falle gegangen. Und dieses Gefühl behagte ihm gar nicht. Er war der Jäger, nicht die Beute.

      Dafür lächelte seine bereits vor einer Nacht erlegte Beute ihn aber viel zu süffisant und selbstsicher an. Desiderius wusste, dass der junge Prinz ihn mit diesem Geheimnis in der Hand hatte. Und das war gar nicht gut.

      Offenbar verärgert über die Aufmerksamkeit, die Desiderius zuteilwurde, sagte Arerius verräterisch in die Runde: »Desiderius ist vor allem viel an den Violetten Küsten. Die Schwarze Stadt ist sozusagen seine zweite Heimat. Stimmt doch, oder, werter Bruder?«

      Augenpaare flogen verwundert zu ihm herum. Starrten ihn an. Aber nicht ablehnend, eher neugierig.

      »Eine raue Gegend«, sagte der König beeindruckt. »Ich war einige Male dort, aber als König muss man vorsichtig sein, wem man dort den Rücken zudreht.«

      »Nicht nur als König«, murmelte Desiderius vor sich hin.

      »Wir waren gestern auch dort«, erzählte Prinz Karic stolz. »Leider haben wir nicht viel von der Stadt gesehen. Aber am Morgen sind Wex und ich über den Markt gegangen, das war sehr interessant.«

      »Das Angebot an der Küste ist sehr ... «, Prinz Wexmell musterte Desiderius, » … vielfältig.«

      Arerius, dessen Plan, die Beliebtheit seines Bruders zu unterbinden, nicht aufgegangen war, mahlte verbissen mit den Kiefern.

      »Ich ziehe euch beiden die Ohren lang, wenn ihr noch einmal dort hingeht«, warnte die Königin ihren ältesten und ihren jüngsten Sohn.

      »Nun lass sie, Geliebte«, warf der König ein. Er nahm ihre Hand und küsste zärtlich ihren Handrücken. »Ich sage immer, ein Mann muss alles einmal im Leben gesehen haben.«

      »Wenn ich König werde, muss ich doch die Ländereien und Städte kennen, über die ich dann schließlich herrsche«, stimmte Karic zu.

      Prinz Wexmell schnaubte und stichelte gegen seinen Bruder: »Wenn du König wirst, versinkt das Land in Dunkelheit.«

      »Sobald ich König bin, werde ich ein Gesetz in Kraft setzen, das mir erlaubt, vorlauten Brüderchen den Mund zuzunähen.«

      »Wie soll ich dann essen?«, fragte Prinz Wexmell gespielt schockiert. »Du würdest mich doch nicht verhungern lassen, geliebter Bruder?«

      Desiderius musste sich ein Lächeln verkneifen. Der junge Prinz war ziemlich niedlich, auf seine Weise. Und amüsant, das musste man ihm lassen.

      Karic sah seinen Bruder an und antwortete gelassen: »Ich werde dir einfach dein Essen durch die Nase schieben.«

      Der Prinz neben Wexmell mischte sich ein und schlug vor: »Wir können es ihm auch einfach auf anderem Wege verabreichen. Dort rein, wo es für gewöhnlich raus-«

      »Zorrtan!«, schnitt die Königin ihm das Wort ab.

      Alle Prinzen senkten ihre Köpfe und kicherten unterdrückt.

      Wer hätte gedacht, dass die Königsfamilie Desiderius einen so amüsanten Abend bescheren würde?

      Aber trotz der Späße blieb der schlechte Beigeschmack bei dieser Zusammenkunft. Denn noch immer wusste er nicht, was er von der Nacht mit dem Prinzen halten sollte.

      Er hatte den Prinzen verführt, ihm die Unschuld genommen, das allein genügte, um ihm den Kopf abschlagen zu lassen. Was man mit ihm machen würde, wenn sie erfuhren, dass er der Krone Silber gestohlen hatte, wollte er sich gar nicht vorstellen. Vierteilen? Aufknüpfen? Ihm wurde

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