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wie Feen.

      Der Rauch, der vom Feuer verursacht wurde, konnte durch eine kleine Öffnung im kuppelförmigen Dach der Halle entweichen. Desiderius folgte dem Verlauf der Rauchschwaden und blickte durch die kleine Öffnung hinaus in den sternenklaren Himmel.

      Das hier könnte seine Festung sein, ging es ihm durch den Kopf. Er musste nur Ja sagen.

      Aber entschied man sich einmal für einen Weg, gab es kein Zurück mehr. Das behagte ihm nicht. Außerhalb des Adels war das Leben anders. Natürlich hatten auch die Armen Verpflichtungen, aber wenn ein Bauer entschied, seine Familie zu verlassen, geriet wenigstens nicht ein gesamter Landabschnitt ins Chaos.

      Wenn Desiderius Lord des Toten Waldes werden sollte, könnte er nie wieder gehen. Er gäbe damit seine Freiheit auf.

      Andererseits gewann er dafür mehr, als er vielleicht verlor. Mal abgesehen vom Stolz seines Vaters, würde er die Möglichkeit erhalten, sich des Königs Anerkennung zu sichern. Und welcher Mann hätte diese nicht gerne inne? Gerade dann, wenn man viel zu verbergen hatte.

      »Und?«, säuselte eine herannahende Stimme, »wirst du eine meiner Schwestern zur Frau nehmen?«

      Desiderius warf einen kurzen Blick auf den jungen Prinzen, der sich seitlich mit einem Becher Wein neben ihn lehnte. Er nahm eine elegante Pose ein und reckte ihm das schmale Kinn stolz entgegen.

      Er wandte den Blick von Prinz Wexmell ab, als er trocken antwortete: »Vielleicht.«

      Aus den Augenwinkeln heraus konnte er die herabsinkenden Mundwinkel des Prinzen erkennen. Der junge Mann wurde noch blasser, er schien wahrlich nicht mit dieser Antwort gerechnet zu haben. Er wirkte fast verletzt.

      Desiderius schüttelte schnaubend über ihn den Kopf. Wie naiv er doch war. Was hatte er sich denn von Desiderius erhofft? Sie lebten in einer Welt, in der ihre einzige gemeinsame Nacht gefährliche Folgen haben konnte. Deshalb untersagte es sich Desiderius, außerhalb der Küste seiner Leidenschaft nachzugehen. Seine Vorlieben würden stets in den Bordellen der Violetten Küsten bleiben, egal, wer ihm nachlief.

      Der junge Prinz starrte in seinen Becher und schwenkte leicht den warmen Wein darin. Nach einem Moment hob er wieder seinen Kopf und hatte einen gefassten Blick aufgesetzt, als er Desiderius fragte: »Und welche meiner Schwestern sagt dir zu?«

      »Keine«, gestand Desiderius, was ein Schmunzeln zurück auf die sinnlichen Lippen des Prinzen brachte.

      Desiderius wandte den Blick von diesem verlockenden Mund, bevor er noch auf dumme Ideen kam. Er hatte schon reichlich Wein getrunken, der seine Zurückhaltung auf die Probe stellte.

      Der junge Prinz, sichtlich zufrieden mit dem Verlauf der Unterhaltung, neigte den Kopf, um hinunter in die Halle zu blicken. Sein Blick fiel auf die lange Tafel, an der der Lord und der König zusammen mit ihren Gattinnen saßen.

      Er wollte von Desiderius wissen: »Wieso trägt euer Vater langes Haar?«

      Ohne zu zögern erzählte Desiderius mit gelangweilter Stimme: »Als junger Mann wurde der Lord bei einer Erkundungsreise durch die südöstliche Wildnis von einer wilden Bestie verletzt und von seinen Männern getrennt. Die wilden Stämme der Elkanasai haben ihn aufgenommen und mehrere Jahre lang gesund gepflegt, bis er kräftig genug war, um den Rückweg anzutreten. Der Stamm dieser Wilden trug stets offenes, langes Haar mit zwei geflochtenen Zöpfen. Es ist ein Brauch, den der Lord einfach beibehalten hat. So wie es für die Bevölkerung Nohvas Brauch ist, einem jungen Burschen das Haar kurz zu schneiden, sobald er in die Gesellschaft eingeführt wird.«

      Nachdenklich betrachtete der junge Prinz Desiderius. »Du nennst deinen eigenen Vater immer nur bei seinem Titel. Wieso nennst du ihn nicht ›Vater‹ oder bei seinem Namen?«

      »Es wurde mir beigebracht, ihn nicht bei seinem Namen zu nennen, und das tue ich auch nicht«, gab Desiderius trocken und abweisend zurück. »Also nervt mich nicht weiter mit blöden Fragen ..., Euer Gnaden

      Letzteres spuckte er feindselig aus.

      Der junge Prinz senkte betroffen den Blick. Er runzelte die Stirn und blickte schließlich wieder fragend zu ihm auf: »Wieso bist du so zu mir?«

      Desiderius sah ihn selbstgefällig an. »Wie bin ich denn zu Euch, Euer Gnaden? Wie ein Fremder, der sich ungern von einem anderen Fremden ausfragen lässt?«

      Der junge Prinz sah ihn verständnislos an. Er blinzelte zu ihm auf wie ein junges Rehkitz zu einem großen bösen Wolf. Er schüttelte leicht seinen Kopf. »Wir sind uns nicht fremd.«

      »Doch, sind wir«, gab Desiderius herablassend zurück und wandte sich wieder der Halle unter ihm zu. Seine Körperhaltung ließ deutlich erkennen, dass er allein gelassen werden wollte, doch der junge Prinz blieb, wo er war.

      »Du erinnerst dich wirklich nicht an mich, oder?«

      »Sollte ich?« Desiderius blinzelte ihn überheblich an.

      »Vor zwölf Jahren«, half ihm der junge Prinz auf die Sprünge. »Ich war ein kleiner, kränklicher Junge, der von einigen halbstarken Burschen, die in der Küche des Lords gearbeitet haben, auf ziemlich gemeine Weise aufgezogen wurde.«

      Desiderius zuckte ungeduldig mit seinen breiten Schultern. Er erinnerte sich nicht.

      »Ich wollte, dass sie mit mir spielen, aber sie schubsten mich im Innenhof der Burg in den Dreck und nannten mich einen reichen, verwöhnten Bengel«, frischte der Prinz Desiderius’ Erinnerung auf. »Sie zogen mich auf, ich war verängstigt und eingeschüchtert, zu meiner eigenen Blamage fing ich zu weinen an. Aber dann stellte sich ein Schatten schützend vor mich, mit einem harten, fiesen Ausdruck auf dem Gesicht. – Du hast die Bediensteten verscheucht und dich dann mir zugewandt.«

      Desiderius runzelte die Stirn, als langsam eine wage Erinnerung an diesen Nachmittag zurückkehrte. Er hatte einst einen blonden Jungen vor fiesen kleinen Burschen beschützt, indem er den Küchenhilfen gedroht hatte, dass er sie eigenhändig kastrieren würde, sollten sie sich noch einmal an Jüngeren vergreifen.

      Verwundert fuhr sein Kopf zu Wexmell herum.

      Der junge Prinz erzählte weiter: »Du hast mir aufgeholfen, mir den Dreck abgeklopft und meine Tränen von den Wangen gewischt. Du hast gesagt, ich solle denen niemals wieder meine Schwächen zeigen. Niemals! – Dann durfte ich für den Rest des viertägigen Aufenthalts an deiner Seite bleiben. Du hast jeden Tag von morgens bis abends mit mir gespielt. Hast mir sogar das Schwimmen beigebracht. Und du hast mir gezeigt, wie ich die fiesen Jungs mit einer Steinschleuder in die Flucht schlagen kann.«

      Desiderius lachte mit geschlossenen Lippen auf, als er nickte: »Ich erinnere mich ... glaube ich.«

      »Du hast einem Jungen etwas Selbstsicherheit geschenkt«, sagte Wexmell mit tief gerührter Stimme. »Und das habe ich nicht vergessen, all die Jahre nicht. Deshalb habe ich dich auch sofort erkannt.«

      Das war ja eine wirklich rührende Geschichte, änderte aber nichts an der Situation, dachte Desiderius insgeheim. Er hatte einem Prinzen die Unschuld geraubt. Das war fast so schlimm, wie sich an einer Prinzessin zu vergreifen. Man würde ihn deswegen der Verführung eines Prinzen anklagen und alle Schuld ihm allein zuschieben. Denn Prinzen waren Prinzen und wurden nicht so schnell angeklagt.

      Mal ganz davon abgesehen war der Prinz nun wirklich nicht das, was er üblicherweise bevorzugte: Männer, die etwas ... männlicher waren als der schmächtige Blonde.

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