Geliebter Prinz. Billy Remie

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Geliebter Prinz - Billy Remie Legenden aus Nohva 1

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auf sein Alter geschätzt hatte. Schockiert hakte er nach: »Wie alt warst du damals?«

      Damals hatte er einem Jungen geholfen, der viel jünger gewesen war als er selbst.

      Der junge Prinz erwiderte gelassen: »Sechs.«

      Desiderius wurde blass. »Das heißt, du bist erst ...«

      »Achtzehn«, bestätigte Prinz Wexmell.

      Desiderius wurde ganz schlecht. Trotz des schmalen Körpers und den femininen Gesichtszügen hatte er den anderen Mann viel älter geschätzt. Die Reife in seinen Augen war daran schuld.

      So ein Mist, so einen jungen Mann hatte er noch nie gehabt. Für Desiderius’ Geschmack etwas zu jung, er war nicht die Art Mann, der junge Liebschaften auswählte.

      Nein, aber deutlich ältere, dachte er zynisch.

      Nur gut, dass er nicht noch jünger war. Gequält stöhnend legte er das Gesicht in seine Hände. Diese Nacht war ein großer Fehler gewesen, aus sehr vielen Gründen.

      »Ist das ein Problem?«, fragte der Prinz neckisch. »Mögt Ihr keine jüngeren Männer, werter Herr?«

      Desiderius schüttelte mit dem in seinen Händen vergrabenen Gesicht den Kopf. Doch war es keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern nur Ausdruck seiner immer verzweifelter werdenden Lage.

      Zwar zählte ein Bursche schon im Alter von fünfzehn Sommer in Nohva als volljährig und somit erwachsen, trotzdem mochte Desiderius den Gedanken nicht, einen achtzehn Jahre jungen Mann gehabt zu haben. Immerhin lagen zwischen ihnen neun lange Sommer.

      Ein schlanker Finger strich wieder über die fast verheilte Bisswunde an seinem Hals. Leise hauchte der junge Prinz ihm zu: »Ich möchte mit dir auf dein Zimmer gehen. Jetzt.«

      Desiderius ließ die Hände fallen und schlug die Hand des Jüngeren fort. »Was denkst du, was du da tust?«

      »Was glaubst du denn?«, schmunzelte der junge Prinz und wollte sich an ihn schmiegen.

      Desiderius sprang sofort zurück. Befürchtend blickte er in die Halle hinunter.

      »Niemand beachtet uns«, versprach der Blonde, amüsiert über Desiderius` Verhalten. »Sie haben alle zu viel Wein getrunken und sind mit sich selbst beschäftigt. Meine Brüder schwatzen und scherzen, während sie von den Huren aus den Bordellen in Dargard schwärmen. Karic versüßt Lady Silva mit Schmeicheleien den Abend. Der König unterhält den Lord und ihre Gattinnen mit Geschichten, und meine Schwestern tanzen ausgelassen um das Feuer. Niemand hat auch nur bemerkt, dass wir fehlen.«

      Desiderius schüttelte mit eiserner Miene den Kopf. »Du verstehst es nicht, oder?«

      »Was denn?«, fragte der Prinz leise lachend. »Dass du mich von dir stößt, weil du lieber den einsamen Wolf spielen willst? Vergiss doch mal deine harte Fassade und gönn dir etwas. Solange ich noch hier bin, stehe ich dir zur Verfügung.«

      Desiderius trat auf ihn zu und baute sich vor ihm auf. Ein drohender Finger zeigte auf Wexmells Nasenspitze als Desiderius leise zischend erklärte: »Jetzt hör mir mal gut zu! Vielleicht kannst du mit anderen so umgehen, und ganz bestimmt bist du es gewohnt, alles zu bekommen, was du willst, aber ich bin nicht dein neues Spielzeug, verstanden?«

      Verstört öffnete der Prinz den Mund, um etwas zu erwidern, doch Desiderius ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.

      Er pikste dem Blonden mit dem Zeigefinger in die Brust. »Wenn dir langweilig ist, such dir eine andere Beschäftigung. Wenn du rebellieren willst, such dir eine Bauerstochter. Aber schlag dir aus dem Kopf, dass ich dir die nächste Zeit die Langeweile vertreibe, bis du ein neues Spielzeug gefunden hast, Eure Hoheit.« Desiderius’ Gesicht wurde noch etwas finsterer, als er sich über den sprachlosen Prinzen beugte und zischend flüsterte: »Ich spiele nicht deinen Liebhaber und riskiere mein Leben für eine weitere Nacht mit dir.«

      Prinz Wexmell schüttelte eilig den Kopf, während er stammelte: »Ich ... Ich habe nicht ...«

      »Du kannst dir das vielleicht erlauben, ich aber nicht«, erklärte Desiderius leise, aber eindringlich. »Was denkst du dir eigentlich? Dass wir hier an der Küste sind? Wenn wir auch nur einen winzigen Fehler machen, rollt mein Kopf. Deiner vielleicht nicht, weil du ein Prinz bist, aber ich kann dir versichern, dass ich ein toter Mann bin, wenn auch nur einer auf die Idee kommt, dass wir das Lager geteilt haben oder noch immer teilen. Also tu mir einen Gefallen und halt dich von mir fern. Ich bin nämlich gern der einsame Wolf, aber dafür am leben!«

      Der junge Prinz starrte ihn aus seinen großen, eisblauen Augen verblüfft an. Sein Mund begann, sich zu bewegen, aber kein Ton kam heraus.

      »Außerdem«, fügte Desiderius noch einmal flüsternd hinzu, »gibt es eine Person, die mich nie aus den Augen lässt. Falls es dir nicht aufgefallen ist: mein Bruder Arerius sitzt in der dunklen Ecke neben dem Hallentor und starrt uns unentwegt an. Seit er erfahren hat, dass wahrscheinlich ich die Burg bekomme, und nicht er, sucht er nach einem Weg, mich loszuwerden. Und mir wäre es ganz Recht, wenn ich nicht hingerichtet werden würde, weil ich einen Prinzen zur Sünde verführt habe.«

      Damit wandte er sich abrupt ab und stampfte sauer den dunklen Korridor entlang. Er hatte genug von dieser Feier und wollte für den Rest der Nacht allein sein. Desiderius hoffte, dass der kleine Prinz nun verstanden hatte, was auf dem Spiel stand, und ihn in Ruhe ließ.

      Ganz leise konnte Desiderius den Prinzen noch eingeschüchtert wimmern hören: »Vergebung.«

      8

      Am nächsten Morgen wurde Desiderius durch den Lärm klirrender Schwerter geweckt, die im Innenhof gegeneinanderschlugen. Rufe und Jubel drangen zu seinem offenen Fenster hinauf.

      Desiderius stand auf und tapste verschlafen zu seinem Fenster, vor dem die Vorhänge im milden Frühlingswind wehten.

      Langsam wurde es immer wärmer, das war nicht zu leugnen.

      Er rieb sich die rot unterlaufenen Augen, da ihm der Wein der letzten Tage an diesem Morgen ziemlich zusetzte. Sein Kopf schmerzte. Es gab eben doch einen großen Unterschied zwischen den teuren Weinen, die die Adeligen tranken, und dem stark verdünnten, billigen Gesöff, das er immer an der Küste zu sich nahm.

      Vielleicht rührten seine Kopfschmerzen aber auch daher, dass er gestern den Mann abgewiesen hatte, den er seit dieser einen gemeinsamen Nacht nicht mehr aus seinen Gedanken bekam. Nachts war es am schlimmsten, wenn er von dem jungen Prinzen träumte und die einzige Möglichkeit, Schlaf zu finden, darin bestand, an den schönen Blonden zu denken, während er sich eigenhändig Befriedigung verschaffte.

      Es war schwer für Desiderius, auf etwas zu verzichten, das er begehrte und zudem noch ziemlich leicht bekommen könnte. Aber es war für ihn zu gefährlich, also schlug er sich den Prinzen aus seinem Kopf.

      Desiderius sah aus dem Fenster und erblickte die königliche Familie und ihre Gefolgschaft im Innenhof. Der Kronprinz und einer seiner Brüder lieferten sich einen Schwertkampf, während die anderen Prinzen und die Prinzessinnen um sie herumsaßen und zusahen.

      Ohne sich frisch zumachen und mit zerzaustem Haar, zog er sich ein Leinenhemd über und ging hinaus auf die Mauer, um dem Duell von einem erhöhten Standpunkt aus zusehen zu können.

      Er

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