Geliebter Prinz. Billy Remie
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Desiderius schwang auf Höhe von Wexmells Brust die Schwertklinge, um ihn zurück zu drängen, doch statt wie üblich zurückzuspringen, bog Wexmell den Rücken durch, damit die Klinge über ihn hinweg glitt.
Als er sich wiederaufrichtete, war er nahe genug an Desiderius heran, um mit der kurzen Klinge nach ihm zu schlagen, und erwischte dessen Rücken, als dieser sich schnell außer Reichweite bringen wollte.
Desiderius brüllte auf, als ihm das Schwert längs über seine Rückseite gezogen wurde. Der Schnitt war nicht tief, aber überraschend gekommen.
Er sprang nach vorn, machte eine Rolle im Staub und kam wieder auf die Füße. Er drehte sich um und schlug mit der Klinge nach Wexmells Beinen, aber der junge Prinz sprang einfach über den Hieb hinweg und ging dann wieder auf Abstand.
Als Desiderius ihn ansah, bemerkte er jedoch, dass die Ausdauer des jungen Prinzen schwand. Er schwitzte stark, war außer Atem und wurde zunehmend blasser. Ein Hinweis darauf, dass sein Körper noch nicht bei bester Gesundheit war.
Desiderius beschloss, den Kampf zu beenden.
Als Wexmell das nächste Mal auf ihn zusprang, wich er absichtlich den Hieben immer weiter nach hinten aus und ließ zu, dass die Klinge seine streifte. Er gab seine Deckung auf und ließ sich nach hinten fallen. Ungesehen griff er nach Wexmell und riss ihn mit zu Boden, für die Umstehenden sah es allerdings so aus, als habe Wexmell ihn zu Boden geworfen.
Desiderius ließ sein Schwert los, das außerhalb seiner Reichweite zum Erliegen kam. Sein Rücken knallte auf den Boden, und Wexmell landete auf Desiderius. Die Klinge des Kurzschwertes bohrte sich direkt neben seinem Hals in den Boden und hinterließ einen roten Kratzer auf seiner Haut, direkt neben den zwei Einstichen einer abheilenden Bisswunde.
Raunen ging wieder durch die Umstehenden.
Verwundert starrte Wexmell auf ihn herab.
Desiderius schmunzelte: »Ihr habt mich wohl besiegt, mein Prinz.«
Letzteres sprach er mit einem leisen, animalischen Knurren aus, das nur Wexmell hören konnte, auf dessen Lippen daraufhin ein leichtes Lächeln lag.
Nach kurzem Zögern begann die Menge zu klatschen und Wexmell erhob sich langsam von Desiderius. Begeisterung breitete sich aus und sofort sprangen Wexmells Brüder auf ihn zu und nahmen den jungen Prinzen für sich ein, der aus dem Lächeln gar nicht mehr herauskam.
Prinz Wexmell hatte gesiegt, wo der Kronprinz versagt hatte. Nie wieder würden die Brüder ihn von einem Duell ausschließen, weil er angeblich zu schwach wäre.
Desiderius kam auf die Beine und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Sein Blick glitt hinauf zu König Wexmell Airynn und dem Halbgott Bellzazar. Der König sah voller Stolz auf seinen Sohn hinab, während Bellzazar wissend Desiderius anstarrte. Nach einem Moment nickte der Halbgott anerkennend. Er wusste, was Desiderius für den jungen Prinzen getan hatte und er schätzte diese Geste.
Zufrieden mit sich selbst wandte Desiderius sich ab. Er hob sein Schwert auf und ließ die königliche Familie und ihr Gefolge für den Rest des Tages allein.
9
Am nächsten Tag stellte Desiderius erfreut fest, dass er seit dem gestrigen Morgen erfolgreich seiner und der königlichen Familie aus dem Weg gegangen war.
Nachdem er sich am Morgen der Duelle gewaschen und umgezogen hatte, war er mit seinem Rappen zu einem Gasthaus geritten, das auf halber Strecke zwischen dem Toten Wald und den Violetten Küsten lag. Dort hatte er eine Menge Wein getrunken, sich mit einigen Reisenden angelegt und eine Prügelei angefangen, danach hatten sie zusammen weiter getrunken. Menschen ohne Titel waren nun mal derart primitiv, aber das störte Desiderius nicht, er war es ja selbst. Er hatte sich daran gewöhnt, mit denen zu trinken, die ihm kurz zuvor einen harten Faustkampf geliefert hatten.
Erst am frühen Morgen war Desiderius heimgekommen und hatte bis zum späten Nachmittag geschlafen. Niemand hatte ihn geweckt, vermutlich, weil die Dienstmagd ihn nicht aus seinem festen Schlaf hatte aufwecken können. Es war nicht das erste Mal, dass er einen ganzen Tag verschlief.
Nachdem er aufgestanden war, hatte er die Burg halb verlassen vorgefunden. Die Bediensteten waren dabei, das Abendmahl vorzubereiten, doch der Lord und seine Gäste waren nicht in Sicht gewesen. Ein Stallbursche hat Desiderius dann aufgeklärt und berichtet, dass alle einen Ausritt unternahmen.
Desiderius hatte seinen Rappen gesattelt und war daraufhin ebenfalls ausgeritten. Sein Ziel war der kleine Bach gewesen, unweit von der Burg entfernt, wo er nach seiner ersten Nacht etwas Schlaf gesucht hatte.
Doch statt sich wieder faul an die Eiche am Bachufer zu lehnen, war er am Wasser entlang geritten, bis er zu einem natürlichen Staudamm kam, der von einigen Bibern angelegt wurde. Dank der Tierchen hatte sich ein erstaunlich tiefer Teich gebildet.
Desiderius stieg ab und ließ seinen Rappen frei grasen, der Hengst war treu und würde nicht davonlaufen, und wenn er scheute war es sicherer, ihn laufen zu lassen, als zu riskieren, dass er die Zügel abriss, an denen er festgebunden wäre, und sich wohlmöglich noch verletzte.
Desiderius legte seinen Umhang und seine leichte Lederrüstung ab. Sein Schwert und seine Dolche legte er an das Ufer, um sie in Griffweite zu wissen. Er zog das weiße Leinenhemd aus und streifte die Stiefel ab. Nur mit einer Leinenhose, die ihm bis zu den Waden reichte, watete er halbnackt in das Wasser. Es war kalt und verursachte bei ihm eine Gänsehaut, aber eben jene Abkühlung hatte er gesucht. Es würde seine Kopfschmerzen lindern und seine Nase kühlen, die am gestrigen Abend einen Fausthieb abgekommen hatte. Unter seinen Augen hatte Desiderius deswegen rot und violett schimmernde Ringe.
Er lief, bis ihm das Wasser bis zur oberen Hälfte seiner Oberschenkel reichte. Das Wasser war so klar, dass er auf den Boden sehen konnte. Kleine Fische schwammen um seine Knöchel, und seine Füße standen auf weißen, glatten Steinen, die nur teilweise von grünen Algen übersät waren. Sonnenstrahlen fielen durch die wenigen Blätter der Bäume und glitzerten auf der Wasseroberfläche, die vom warmen Frühlingswind leicht bewegt wurde.
Desiderius sprang kopfüber mit ausgestreckten Armen in das Wasser. Beinahe wäre er auf dem Boden aufgekommen, doch er hatte gewusst, dass das Wasser nicht allzu tief war und deshalb von Vornherein nicht viel Schwung genommen. Das Wasser schlug über seinem Köper zusammen und nasse Kälte umhüllte ihn. Er begrüßte sie und tauchte unbeirrt weiter. Nahe am Boden schwamm er entlang, verscheuchte mit seiner Anwesenheit Fische und anderes Getier. Seine strammen Bauchmuskeln steiften über glatte Bachsteine, die sich wie suchende Hände anfühlten, die ihn neugierig betasteten.
Unter Wasser gelangte er zu dem Staudamm und tauchte vorsichtig an ihm wieder auf. Er warf sein nasses Haar zurück, damit es ihm nicht in die Augen tropfte, und holte tief Luft, als er durch die Oberfläche brach.
Desiderius sah sich die Konstruktion an und stellte fest, dass der kleine Bach um einiges mehr Wasser aufzuweisen hätte, wenn die Biber hier keinen Damm errichtet hätten. Dann wäre der Bach ein reißender Fluss. Aber Desiderius würde deshalb niemals den Staudamm einreißen. Niemand würde von diesem Fluss profitieren, also ließ er die Konstruktion der Bieber intakt.
Desiderius warf sich zurück und tauchte wieder unter Wasser. Er schwamm noch einmal einige Fuß,