Charles Dickens. Charles Dickens

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Charles Dickens - Charles Dickens

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      Er sah mich wieder an und dann die Tür, wischte den Buchstaben weg und schrieb statt dessen ein kleines a hin und fragte: »Was ist das?«

      Ich sagte es ihm.

      Er wischte dann das a weg und schrieb ein r hin und stellte dieselbe Frage. So malte er rasch weiter, bis er auf diese seltsame Weise, immer an dem verkehrten Ende der Buchstaben anfangend, das Wort Jarndyce zusammenbrachte, ohne ein einziges Mal zwei Buchstaben zu gleicher Zeit an der Wand stehen zu lassen.

      »Wie liest man das?« fragte er mich.

      Als ich es ihm sagte, kicherte er.

      In derselben seltsamen Weise, aber ebenso schnell, schrieb er dann einzeln die Buchstaben des Wortes: »Bleakhaus« hin und wischte sie einzeln wieder weg.

      Auch das las ich mit einigem Erstaunen, und wieder lachte er.

      »Hü« sagte er dann und legte die Kreide weg. »Ich habe so meine Art, aus dem Gedächtnis Buchstaben nachzumalen, Miß, obgleich ich weder lesen noch schreiben kann.«

      Er sah dabei so häßlich aus und seine Katze starrte mich so boshaft an, als ob ich eine Blutsverwandte der Vögel oben wäre, daß ich mich ordentlich erleichtert fühlte, als Richard an der Tür erschien und sagte:

      »Miß Summerson, ich hoffe, Sie verkaufen doch nicht am Ende Ihr Haar hier. Lassen Sie sich nicht verleiten! Drei Säcke im Keller sind gerade genug für Mr. Krook.«

      Ich säumte nicht länger und wünschte Mr. Krook guten Morgen, schloß mich dann meinen Freunden an der Straße an, und wir nahmen von der kleinen Alten Abschied. Sie gab uns mit großer Feierlichkeit ihren Segen und erneuerte ihre Versicherung von gestern, sie wolle Ada und mich zu Erben ihrer Güter einsetzen.

      Ehe wir aus der Gasse bogen, drehten wir uns noch einmal um und sahen Mr. Krook in seiner Ladentür stehen und uns durch die Brille nachblicken, während die Katze auf seiner Schulter saß und ihr Schwanz sich an seiner Pelzmütze wie eine große Feder in die Höhe bog.

      »Wirklich ein Abenteuer für einen Londoner Morgen«, sagte Richard mit einem Seufzer. »Ach Kusine, Kusine, es ist ein trauriges Wort, dieses Kanzleigericht.«

      »Das ist es für mich seit der Zeit, da ich denken kann«, entgegnete Ada. »Es macht mir Kummer, daß ich die Feindin einer großen Anzahl von Verwandten und andren Menschen sein muß und sie meine Feinde sein müssen und wir uns alle miteinander zugrunde richten, ohne zu wissen, wieso oder warum, und unser ganzes Leben in beständiger Spannung und Zwietracht verbringen. Da doch auf einer Seite das Recht sein muß, finde ich es wirklich seltsam, daß ein ehrlicher Richter mit rechtem Ernst in diesen vielen Jahren nicht hat herausfinden können, wo es liegt.«

      »Ja, Kusine«, sagte Richard, »wirklich seltsam! Dieses zeitverschwenderische, ziellose Schachspielen ist sehr sonderbar. Wie der ganze Gerichtshof gestern so unbekümmert im alten Geleise forttrabte und dabei an den Jammer und das Elend der Steine auf dem Brett denken zu müssen, hat mir Kopfweh und Herzeleid gemacht. Der Kopf glühte mir vor Nachgrübeln, wie so etwas nur möglich sei unter Menschen, die doch weder Narren noch Gauner sind. Das Herz tat mir weh, als ich dachte, ob sie nicht doch vielleicht eins von beiden sind. Aber jedenfalls, Ada, – darf ich Sie Ada nennen?«

      »Natürlich, Vetter Richard.«

      »– jedenfalls, Ada, soll das Kanzleigericht seine bösen Einflüsse nicht auf uns ausüben. Unserm guten Verwandten sei Dank, daß er uns so glücklich zusammengebracht hat; das Kanzleigericht kann uns jetzt nicht trennen.«

      »Niemals, hoffe ich, Vetter Richard«, sagte Ada freundlich.

      Miß Jellyby drückte meinen Arm und warf mir einen bedeutsamen Blick zu. Ich antwortete mit einem Lächeln, und wir legten den Rest des Weges recht vergnügt zurück.

      Eine halbe Stunde nach unsrer Ankunft erschien Mrs. Jellyby, und innerhalb einer Stunde verirrten sich die verschiedenen, zum Frühstück notwendigen Dinge einzeln in das Speisezimmer.

      Ich bezweifle durchaus nicht, daß Mrs. Jellyby wie jeder andere Mensch zu Bett gegangen und wieder aufgestanden war, aber man merkte durchaus nicht, daß sie die Kleider gewechselt hatte. Sie war während des Frühstücks außerordentlich beschäftigt, denn die Morgenpost brachte ein schweres Paket Briefe über Borriobula-Gha, das, wie sie sagte, den ganzen Tag in Anspruch nehmen werde. Die Kinder purzelten herum und kerbten neue Merkzeichen ihrer Unfälle auf ihre Schienbeine, die sowieso schon vollständige kleine Unglückskalender darstellten, und Peepy war anderthalb Stunden lang nicht zu finden, bis ihn ein Polizeidiener von Newgate-Market nach Hause brachte. Der Gleichmut, mit dem Mrs. Jellyby sowohl seine Abwesenheit wie seine Wiederkehr in den Familienkreis hinnahm, setzte uns alle in Erstaunen.

      Sie diktierte dann mit nimmer ermüdender Ausdauer ihrer Tochter Caddy, und diese versank wieder ziemlich schnell in den tintenbeklecksten Zustand, in dem wir sie gestern gefunden hatten.

      Um ein Uhr fuhr ein offener Wagen für uns vor und ein Karren für unser Gepäck. Mrs. Jellyby trug uns viele Grüße an ihren lieben Freund Mr. Jarndyce auf; Caddy verließ ihr Pult, um uns abreisen zu sehen, küßte mich im Hausflur und stand, an der Feder kauend, schluchzend auf der untersten Stufe der Treppe; Peepy schlief zu meiner Freude, so daß ihm der Schmerz des Abschieds erspart blieb, und die andern Kinder kletterten hinten auf die Barutsche und fielen wieder herunter, und wir sahen sie zu unserm großen Schrecken über das Pflaster von Thavies-Inn hingestreut, als wir zum Tore hinausrollten.

6. Kapitel

      Ganz zu Hause

      Das Wetter hatte sich aufgehellt und wurde immer schöner, je weiter wir westwärts kamen. Wir fuhren durch den Sonnenschein und die frische Luft und kamen nicht aus dem Staunen über die Länge der Straßen, den Glanz der Läden, den lebhaften Verkehr und das Gedränge der Menschen, die das angenehme Wetter wie bunte Blumen hervorgelockt zu haben schien, heraus.

      Allmählich ließen wir die wunderbare Metropole hinter uns und fuhren durch die Vorstädte, von denen nach meiner Ansicht jede einzelne schon eine recht ansehnliche Stadt für sich hätte bilden können, und endlich kamen wir auf die Landstraße mit ihren Windmühlen, Getreideschobern, Meilensteinen, Bauernwagen, dem Geruch von altem Heu, baumelnden Wirtshauszeichen und Pferdekrippen, Bäumen, Feldern und Hecken. Die grüne Landschaft und hinter uns die unermeßliche Hauptstadt boten einen herrlichen Anblick; und als ein Frachtwagen, mit schönen Pferden bespannt, die mit rotem Geschirr und hellklingenden Schellen geschmückt waren, sich uns mit seiner Musik näherte, hätten wir alle drei am liebsten in den Gesang der Leute eingestimmt, so heiter wirkte die ganze Umgebung auf uns.

      »Der ganze Weg hat mich an meinen Namensvetter Whittington erinnert«, sagte Richard, »und dieser Wagen macht das Bild fertig. – Hallo! Was gibt's?«

      Wir hielten still und der Frachtwagen ebenfalls. Seine Musik wurde, wie die Pferde stehen blieben, zu einem leisen Klingeln, außer wenn eins den Kopf in die Höhe warf oder sich schüttelte und einen kleinen Regen von Schellengeläute um sich warf.

      »Unser Postillon sieht sich nach dem Fuhrmann um«, erklärte uns Richard, »er kommt jetzt auf uns zu. Guten Tag!« – Der Fuhrmann stand jetzt an unserm Kutschenschlag.

      »Das ist aber seltsam«, sagte Richard und betrachtete sich den Mann genauer. »Er hat Ihren Namen auf dem Hut, Ada!«

      – Er hatte

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