Die verbotenen Bücher. Roger Reyab
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In den Medien übertrumpfen sich die Empörungsbekundungen des Herrn Schäuble, der so tut, als hätte er noch nie etwas von kontroversen Meinungen in der Finanzpolitik vernommen. Herr Schäuble glaubt, dass er es am besten weiß. Er fühlt sich beleidigt, dann empört, dann verunsichert und dann gar verunglimpft.
Die Bundesregierung ist irritiert, weil die Griechen zwar weiter am Euro teilhaben wollen, im Gegenzug aber Sparen für sinnlos halten. Das ist eine gute Zahlungsmoral, die besonders dem Normalbürger bei jedem Kleinkredit sofort den Hahn zudrehen würde.
In der großen Dimension ist es aber offensichtlich möglich, alles zu bekommen und wenig zu geben. Das Konstrukt ist deshalb so fragil, weil bei einem Ausscheiden von Otto Normal aus dem Zahlungsverkehr und möglicherweise dem Leben, das System dennoch weiter existiert. Beim Ausscheiden der Griechen aus der Eurozone scheint es um Leben und Tod von ganz Europa zu gehen.
Hätte man vor vierzig Jahren irgendeinem Bundesbürger erzählt, dass seine Steuern in nicht allzu ferner Zukunft dazu dienen werden, ganz Europa durchzufüttern, hätte der Bürger sicher schallend gelacht. Hätte man bei Einführung des Euros den Bürgerinnen und Bürgern erzählt, dass die EU eine Solidargemeinschaft ist, die Steuergelder von Nationen nach Gutdünken umverteilt, wäre die Ablehnung des Euros sicher noch massiver gewesen, als sie es ohnehin schon war.
Nun ist das Problem aber das, dass beide Seiten in dem Poker um die Steuermilliarden nicht ganz ehrlich sind.
Die Deutschen sind es deshalb nicht, weil sie seit Jahren wissen mussten, dass die bewilligten Hilfen für Griechenland nicht dem Volk zugutekamen, sondern in unsichtbaren und geheimen Kanälen der Großfinanz versickert sind.
Die Griechen sind deshalb nicht ehrlich, weil sie bei seriöser Betrachtung einen Einstieg in die Eurozone von Anfang an hätten ablehnen müssen.
Die Deutschen, oder sagen wir eher die Vertretung der Deutschen im Bundestag, sind aber auch deshalb nicht ehrlich, weil sie von Sparen reden und dies anderen Nationen zu verordnen meinen müssen, und auf der anderen Seite es gerade die bundesdeutschen Regierungen sind und waren, die ungeheure Schuldenberge auftürmen und ihr Geld mit offenen Händen zum Fenster herauswerfen.
Die Griechen haben sich an einen Zug gehangen, der für sie zunächst Wachstum und Gewinn bedeutete. Sie haben den Einstieg in den Euro erst dann bereut, als sich massenhafter Protest gegen die Sparauflagen der griechischen Regierung formierte. Es war bisher in Griechenland nicht üblich, dass der Staat zu sehr in das Leben der Gemeinschaft eingegriffen hat.
Die Griechen hatten immer ein gespaltenes Verhältnis zu einem übermächtigen Staat und ließen dies auch nach außen hin durch eine sehr moderate Zahlungsmoral in Sachen Steuern erkennen. Die Korruption in Griechenland ist ebenso bekannt, wie die laxe Haltung vieler Dienstleister zum Arbeitsleben. Dies sind im Übrigen keine böswilligen Unterstellungen, sondern bekannte Ansichten, die viele Griechen bestätigen können. Die Griechen sehen das auch anders als die Deutschen. Die griechische Geschichte ist keine preußische. Der übermächtige Staat und der autoritätshörige Gehorsam sind eher preußische als griechische „Tugenden“.
Die Wiege Europas, die sich durch besondere Leistungen auf dem Gebiet der Philosophie auszeichnet, hatte schon viele Gedanken gedacht und entwickelt, die im übrigen Europa erst viel später Beachtung fanden.
Das moderne Griechenland ist aber mit dem Globalismus überfordert. Der ungehemmte Warenaustausch ist zwar für einige Großoligarchen durchaus von Vorteil, ist aber im Gegenzug leider nicht beim Volk als Verbesserung ihrer Lebensbedingungen angekommen.
Es gibt einige Historiker, die der Meinung sind, dass die Griechen sich den Einstieg in den Euro mit Zahlen und Wirtschaftsdaten verschafft haben, die damals von einer amerikanischen Finanzinstitution, namens Goldman Sachs, zumindest geschönt worden sind. Die darauf folgenden Wohltaten der Einführung des Euros verhalfen wenigen Oligarchen zu Reichtum und noch mehr Reichtum.
Als man in der Eurozone bemerkte, dass die Griechen sich ungern an Zahlungspläne und Stabilitätsabkommen halten, wurde ein Mythos laut, der gebetsmühlenartig wiederholt wird. Es entstand der Mythos des Finanzkollapses bei Ausscheiden der Griechen aus dem Euro.
Finanzexperten sind deshalb Experten, weil sie eigentlich über Dinge reden, die sie niemals sicher wissen können. Die spekulativen Anteile ihrer Prognosen und Vorhersagen sind ähnlich variabel, wie die Vorhersagen der nächsten Lottozahlen. Dennoch aber sind diese Finanzexperten wichtige Protagonisten im Poker der politischen und monetären Bühnen.
Es gibt amerikanische Rankingagenturen, die gar mit einem Federstrich ganze Staaten auslöschen können. Niemand weiß, worauf sich die Analysen und Prognosen dieser hochgeheim agierenden Privatunternehmen beziehen. Dennoch, sind diese Agenturen so wichtig, dass die Börsen unter den Auf- und Abwertungen ächzen und reagieren.
Wenn die Anleihen ganzer Staaten zu Schrottpapieren erklärt werden, kann es sein, dass dies den Anleihen schadet. Es kann aber auch sein, dass dies den Anleihen guttut.
Das Witzige an den Finanzmärkten ist, dass sie eigentlich immer komplett irrational sind. Man muss sich deshalb als Normalbürger von der Vorstellung trennen, dass es bei den Börsen um objektive Handels- und Geschäftsparameter geht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Börsen spiegeln nicht den wirtschaftlichen Zustand der Welt, sondern spiegeln nur einen ganz bestimmten Ausschnitt. Man sollte keine Zeit damit verschwenden, dies verstehen zu wollen. Es gibt dicke Bücher und ellenlange Abhandlungen zum Thema, die sich alle widersprechen. Es ist also angeraten, sich am besten selbst ein Bild der Börsen zu machen.
Wenn man sich an einem solchen Bild versucht, wird man schnell herausfinden, dass es eine Faustformel gibt. Je besser es dem Dow Jones und dem Dax und dem Fuchs und dem Hasen geht, desto schlechter geht es den Menschen. Das ist eigentlich das Wesentliche an den Börsen.
Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass man große Angst davor hatte, dass der Dax unter 6000 Punkte sinkt.
Das war zu den Zeiten der Finanzkrise 2008.
Heute steht der Dax in schwindelerregender Höhe von über 11 000 Punkten. Man fragt sich, was in dieser Zeit passiert sein mag, dass sich der Dax derart erholt hat. Eigentlich wäre es der Logik und Adam Riese folgend, nur natürlich, wenn genau das Gegenteil eingetreten wäre. In der Zwischenzeit sind Billionen an Geld verschwunden, neu gedruckt und umverteilt worden. Die Finanzmärkte haben Goldreserven ausgeworfen, die, so sagen viele Experten, gleich mehrfach auf dem Papier verkauft wurden, obwohl dieser Schwindel dann auffliegen wird, wenn die Besitzer dieser mehrfach in Umlauf gebrachten Besitzurkunden ihr Gold physisch besitzen wollen. Wenn man den Experten glaubt, dass es gar nicht so viel Gold gibt, wie verkauft wurde, dann ist der nächste Crash des Finanzsystems unausweichlich.
Es scheint sich bei den Brokern und Bankern um Personen zu handeln, die als Einzige das nicht wissen oder nicht wissen wollen. Das Merkwürdige an den hypererfolgreichen Bankern und Brokern ist nämlich, dass sie eigentlich vom Finanzsystem gar keine Ahnung haben.
Das ist ein Widerspruch bei den Börsen. Dadurch, dass die Börsianer gar keine Ahnung von der Börse haben, verdienen sie sich dennoch dumm und dämlich.
Sicher ist es möglich, dass man das Ganze auch unnötig verkompliziert, und damit dem Verständnis des Normalbürgers enthebt. Aber man kann sich auf diese Verklausulierung einlassen oder einfach nachsehen, was so geschieht, wenn wieder ein Dax nach oben schnellt. Wenn man die Folgen des Aufschwungs beobachtet; wenn man in die lachenden Gesichter