Die verbotenen Bücher. Roger Reyab
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die verbotenen Bücher - Roger Reyab страница 6
Auch wirkt die deutsche Bundesregierung bei diesem Ansinnen allein schon deshalb wenig glaubhaft, weil sie diese Milliarden gegen den mehrheitlichen Willen ihrer Bevölkerung bewilligt. Der deutsche Michel denkt sich manchmal, dass irgendetwas mit den Finanzmärkten nicht stimmen kann. Besonders dann, wenn er in seine eigene Geldbörse blickt.
Manchem Bundesbürger ist ein Grexit eigentlich egal. Manchem Griechen auch. Nicht egal scheint es aber denen, die dann befürchten, dass die Steuermilliarden nicht in ihrem Säckel verschwinden. Leider sind diese wenigen Profiteure aber wenig geeignet, um eine derartige Umverteilung auch nur im Mindesten zu rechtfertigen.
Ich bin nicht Charlie
In den heutigen Tagen ist jeder Charlie. Jeder will bekunden, dass er die Terroranschläge auf die Redaktion einer relativ in der Welt unbekannten Zeitung, namens Charlie Hebdo, ablehnt und aufs Schärfste verurteilt.
Seit Wochen sind die Qualitätsmedien nur noch damit beschäftigt, dieser gebeutelten Redaktion den Rücken zu stärken, und damit ihre Auflage von geschätzten 40- 60 000 Exemplaren auf Millionenniveau zu erhöhen.
Ich hatte mich etwas gewundert, dass diese Meldung, nämlich das die Redaktion eine derartige Steigerung der Auflage erwog, sehr schnell nach dem tragischen Ableben der Redakteure erfolgte. Der Terroranschlag der Islamisten, die nach vorherrschender Politikermeinung keine sind, war nämlich noch in vollem Gange, als die Redaktion diese trotzige Reaktion verkünden ließ.
Ich habe diese Zeitung noch nie gelesen, da sie wahrscheinlich auch in Französisch erscheint, und kenne auch deshalb nicht den ganzen Inhalt. Ich habe mir aber einige vergangene Cover angesehen und fand die Kunst, die diese Zeichner beherrschen, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin kein Muslim, aber ich fand einige Darstellungen doch mehr als grenzwertig. Nun bin ich ein westlicher Mensch und daher nicht sehr sensibel, was die Herunterwürdigung von Kirchen und Religion angeht. Wir sind es im Westen lang gewohnt, dass die Kirchen eigentlich eine Art Punchingball sind, an denen sich jeder vergreifen darf. Da die Zahlen der Kircheneintritte proportional zu den Austritten abnehmen, ist dies aber auch nicht weiter verwunderlich.
Bei den Karikaturen der Zeitung Charlie fand ich aber auffällig, dass die Autoren wohl gerne den Islam und die katholische Kirche aufs Korn nehmen. Da sieht man einen Papst bei einer angedeuteten Masturbation mit einem Maulwurf und ganz viele Mohamed-Bilder.
Es war nach den Anschlägen in Paris sehr auffällig, dass viele Politiker zu ausgewiesenen Kunstexperten mutierten. Wenn man nämlich den Reden der Politiker vieler Länder lauschte, wurde einem sehr schnell bewusst, dass es ein Aufbäumen der freien Welt gegen jede Form von Beschneidung der Meinungsfreiheit und Demokratie war, die löwenartig verteidigt werden muss.
Wir haben alle die schlimmen Ereignisse in Paris verfolgt. In endlosen Schleifensendungen wurde die Bevölkerung von den Qualitätsmedien in einen ungeheuren Taumel gezogen. Da waren zwei Menschen, die offensichtlich so gefährlich waren, dass sie ganz Frankreich in einen Ausnahmezustand versetzten. 88 000 Polizisten jagten zwei Männer. Das war unglaublich. Ich dachte manchmal bei mir, dass es wohl zwei sehr mit James Bond im Bunde stehende Menschen und Krieger sein müssen, die eine ganze Nation so schockieren konnten. Und nicht nur eine Nation, sondern die ganze Welt.
Ich fragte mich auch manchmal, ob es zu dieser Zeit eigentlich ein El Dorado für andere Kriminelle gewesen sein muss. Ich weiß jetzt nicht, wie viele Polizisten Frankreich insgesamt hat, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass bei diesem Aufgebot von fast hunderttausend Polizeikräften, jeder Verkehrsunfall noch aufgenommen werden konnte. Oder wie war es mit Bankräubern? Ging man dem noch nach und wenn ja, welche Kräfte waren das?
Ich hatte bei der Berichterstattung vielleicht keine Panik, wie das viele Menschen in den Qualitätsmedien bekundeten, denn ich lebe nicht in Paris und weiß auch nicht, ob ich da Angst gehabt hätte. Ich sah die ganze Zeit nur Polizisten, die überall waren. Das ist doch gut. Dann ist man sicher. Aber gegenteilig zu meinem Empfinden, betonte man immer wieder, dass diese rudimentären kleinen Einheiten nicht ausreichen können, um die Gefahr wirklich zu beherrschen.
Niemand der Qualitätsjournalisten stellte die Frage, warum man so viele Polizeieinheiten benötigt, um zwei Männer zu fassen.
Tatsächlich erfuhr man dann auch, dass die Einheiten ganze Landstriche durchsuchten, die aber eigentlich gar nicht so wichtig waren. Eine Reporterin berichtete, dass sie weder Straßensperren noch eine systematische Methodik erkennen konnte. Sie merkte an, dass sie, während sie bei dem Einsatz dabei sein durfte, gesehen hatte, dass man immer nur eine Seite der Ortschaften absuchte, um danach die andere Seite abzusuchen.
Sie merkte also an, dass es ihr merkwürdig vorkam, dass man so eigentlich alle potenziellen Verbrecher auf sich aufmerksam gemacht hätte und die Terroristen gewarnt hätte. Dieser Bericht der Qualitätsjournalistin fand aber keine weitere Beachtung, da die Medien betonten, dass es eben alles spontane Aktionen seien, mit denen niemand gerechnet hatte und deshalb eine gewisse Chaotik nicht vermeidbar wäre.
Wir haben Qualitätsjournalisten erlebt, die ständig an irgendwelchen Straßenkreuzungen, auf Äckern, in U-Bahnstationen und in leeren Straßen standen. Die Journalisten verstanden ihr Handwerk aber so perfekt, dass sie stundenlang über Dinge episch redeten, die eigentlich den Aussagewert einer Landschaftsbeschreibung eines Abwasserkanals hatten. Die Qualitätsjournalisten lobten, dass man in Frankreich über alles hautnah und ortsnah berichten konnte. Tatsächlich waren diese Journalisten nicht vor Ort, sondern meist kilometerweit entfernt. Die hochsensiblen Informationen, die uns die Journalisten verkündeten, hatten alle immer etwas Fragwürdiges. Vielleicht, möglicherweise, nach unbestätigten Meldungen, nach unkommentierten Zeugenaussagen, laut einem unbestätigten Pressebericht. Alles war absolut live und deshalb kann man sicher verstehen, dass man nicht alles sofort wissen kann. Da die Qualitätsjournalisten aber nicht fürs Schweigen, sondern für das endlose Lamentieren bezahlt werden, bemühte sich natürlich jeder Reporter und jede Reporterin, den Ereignissen besondere Schwere zu verleihen.
Man erfuhr erstaunliche Dinge. Einer, der mit James Bond im Bunde stehenden Superkriminellen, hatte seinen Pass in einem Fluchtauto vergessen. Das erinnerte frappant an den Ausweis von Mohamed Atta, der beim Anschlag auf das World Trade Center zwar nichts von den Türmen übrig ließ, im Gegenzug aber seinen Ausweis im pulverisierten Trümmermüll unbeschädigt hinterlassen hatte.
Man erfuhr, dass die beiden islamischen Terrorkämpfer, sich bei dem Terroranschlag auf die Satirezeitung in der Tür irrten, aber ansonsten auf den Anschlag professionell vorbereitet waren.
Frankreich befand sich im Schockzustand.
In endlosen Expertengesprächen wurde immer wieder die etwas naive Frage der Qualitätsmedien aufgegriffen, wie man sich vor so einem Anschlag in Zukunft schützen könne.
Niemand, der hier mehrfach wahrscheinlich kasernierten Experten, kam auf die Idee, einfach zu sagen, dass man sich davor natürlich nicht schützen kann. Zwar sagten einige Experten, dass es vielleicht immer ein Restrisiko geben würde, aber man alles tun müsse, um schon den Keim zu erfassen und zu neutralisieren.
Sehr schnell wusste die Polizei in Frankreich, wer diese furchtbaren Attentate verübt hatte. Obwohl auf den spärlichen Bildaufnahmen nur absolut vermummte Menschen zu identifizieren waren, die über irgendeine Straße liefen, war man sich sicher, dass man die Identität der beiden Superkriminellen verlässlich ausgemacht hatte.
Man