Die verbotenen Bücher. Roger Reyab
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Die Kanzlerin hat aber wenig mit Herrn Goethe gemein. Eher scheint es, als ob die Kanzlerin ideologischen Scheuklappen derart enthoben ist, dass sie die Welt wie eine Fliege sehen kann. Im Facettenblick. Sie scheint Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können. Nur das könnte erklären, dass die Kanzlerin ein rotes Auto morgen als blau empfindet. Oder einen Baum morgen für ein Wiesel hält.
Es gehört schon viel Mut zur Prinzipienlosigkeit dazu, jede politische Tat gänzlich neu zu bewerten. Man kann also der Kanzlerin nicht unterstellen, dass sie nicht das Potenzial für Revolution besitzt. Die werte Dame war auch schon einmal in der ehemaligen DDR aktiv in Propaganda. Heute ist sie das im kapitalistischen Gegenstück.
Die politische Flexibilität der Realpolitikerin Merkel ist schon bei einigen humorlosen Zeitgenossen zu dem Kunstbegriff „Merkelanismus“ geworden. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob dieser Begriff auch schon an politischen Universitäten als neue Staatsform gelehrt wird, bin mir aber sicher, dass, wenn dem so wäre, der Merkelanismus es verdient hat, neben dem Kommunismus, dem Dadaismus und dem Maoismus, eingehend betrachtet zu werden.
Ich würde daher anregen, dass sich ambitionierte Soziologen dem Thema widmen und endlich den Merkelanismus untersuchen und analysieren. Was am Ende dabei herauskommen wird, kann man schlecht sagen.
Es wird da verschiedene Ansätze der Analyse geben. Vielleicht werden die Soziologen, die von der CDU finanziert werden, die realpolitische Flexibilität in den Vordergrund rücken und die Soziologen, die eher der SPD nahestehen, den Ansatz einer Starrheit untersuchen, die sich aus dem flexiblen Merkelanismus ergibt.
Allen Untersuchungen gemeinsam müsste aber sein, dass es sich bei dem Merkelanismus um eine eigenwillige Form des Staatswesens handelt.
Während die meisten politischen Ideologien darauf beruhen, dass man aus einer Analyse heraus die Welt beeinflusst, ist es beim Merkelanismus so, dass die Welt die Analyse der Politik bestimmt.
Kennen Sie noch Fukushima? Es gab mal eine Zeit, da sagte man, dass der atomare Super-Gau so wahrscheinlich ist, als ob man fünfmal hintereinander von einem Blitz getroffen würde. Da die Welt dann fünfmal hintereinander von einem Blitz getroffen wurde und sich somit eine Tragödie entwickelte, die das Unaussprechliche in Worte fasste, hört man von diesem Ereignis nicht mehr.
Es ist auch nicht gerade prickelnd und anregend, wenn man über Dinge berichten würde, die eben schlicht unaussprechlich sind. Deshalb kennt auch kaum noch jemand Fukushima. Niemand berichtet noch über das japanische Unglück, das den Super-Gau hat Wirklichkeit werden lassen. Kaum jemand weiß, wie viel verseuchtes Wasser jeden Tag in die Weltmeere gelangt und niemand will das wissen. Man ahnt, dass es eben Dinge gibt, die man nicht ändern kann. In Fukushima scheint es keine Lösung für den Supergau zu geben, und da es keine Lösung gibt, übergeht man das Ereignis süffisant. Das lässt sich vergleichen, mit einem Menschen, der die Depression damit bekämpft, dass er sie ignoriert.
Der Merkelanismus hat aber daraus Konsequenzen gezogen. Seit dem Super-Gau von Fukushima ist ein neues Wort entstanden.
Die alternativlose Energiewende.
Während Frau Merkel in ihrer politischen Laufbahn eine glühende Vertreterin der Atomkraft war, und die Atomkraftwerke für alternativlos hielt, ist sie seit Fukushima genau das Gegenteil geworden. Sie hat die Energiewende erfunden.
Es bleibt sicher begabten Historikern überlassen, zu analysieren, warum Frau Merkel das getan hat. Die Ereignisse von Fukushima stehen in kausalem Zusammenhang zu der alternativlosen Wende. Der Normalbürger merkt das an seiner Stromrechnung. Während einige wenige Monopolisten die Preise immer mehr in die Höhe treiben, und damit das Bezahlen der Stromrechnung viele Menschen in die Hände von Kredithaien treibt, ist das nur der eine Aspekt der Wende. Im Merkelanismus ist die Realpolitik derart ausgeprägt, dass man Alleingänge versucht, die zwar sinnlos sind, weil keiner da mitmacht, die aber dennoch sehr gut klingen und jedem einleuchten. Während ganz Europa aufrüstet, was Atomkraftwerke angeht, steht Deutschland in dem Ruf, sich einen feuchten Kehricht um andere Länder zu sorgen.
Es ist ein kaum verständlicher Vorgang, der ideologischen Parameter des Merkelanismus, dass es nicht zählt, ob eine Strategie sinnvoll ist, sondern das es vielmehr darauf ankommt, dass sie gut in die politische Landschaft passt.
Die Energiewende passt in Deutschland sehr gut in die Landschaft. Die Grünen haben das schon immer gefordert. Dass man eben aussteigt, aus dem atomaren Quatsch. Und die SPD wollte das auch. Die FDP vielleicht. Und die Linken - vielleicht.
Jedenfalls gab es sehr schnell Konsens unter den Parteien, dass man im Alleingang alle Atomkraftwerke abschafft. Da es aber dennoch nicht sehr sinnvoll ist, dass man so etwas im Alleingang macht, da eben ein in Frankreich explodierendes Kraftwerk für Deutschland genauso fatal wäre, wie ein Kraftwerk, das in Duisburg in die Luft geht, wurde dabei etwas ausgeblendet. Man will mit der Energiewende ein jesuitisches Zeichen setzen. Man möchte der Welt zeigen, dass Deutschland die potentesten Strombezahler hat. Also die Bürger, die auch bei 6000 € im Monat, für eine schlecht geheizte Wohnung, nicht klagen.
Das konnte nur der Merkelanismus schaffen. Der Merkelanismus hat viel Vorarbeit geleistet. Man war sich aufgrund der Vorarbeit sicher, dass der Deutsche so viel Geld hat, dass er alle alternativen Energieformen der Welt vorfinanziert. Der Merkelanismus geht davon aus, dass der Deutsche im Geld schwimmt. Warum das der Merkelanismus denkt, wird ein ewiges Geheimnis der Statistischen Bundesämter bleiben.
Es wurde Doktrin, dass man wegen Fukushima komplett umdenken muss. Da haben sich am Anfang viele Betreiber der Atomkraftwerke geärgert. Sie haben sich gedacht, dass man doch nicht alle Investitionen, die man als Energieerzeuger getätigt hat, dass man die doch nicht einfach in den Wind blasen kann.
Frau Merkel hatte den Einfall, dass man die Atomindustrie entschädigt. Deutschland hat nicht nur die potentesten Steuer- und Stromzahler, sondern Deutschland hat auch genug Geld, um die Atomkraftbetreiber aus dem Staatssäckel auf ein neues Pferd zu setzen.
Als die Atomindustrie dann erfuhr, dass die Energiewende derart alternativlos ist, dass man die Umsattelung finanziert und alle Folgeschäden großzügig subventioniert, waren die Betreiber auch gar nicht sauer. Sie dachten sich, dass wenn der Merkelanismus das unbedingt will, dann kann man da mitmachen. Seit dem forschen alle Atomkraftwerkebetreiber an anderen Formen der Energiegewinnung.
Es wäre nicht unbedingt verkehrt gewesen, wenn man die Energiewende angestrebt hätte, wenn es schon solche alternativen Modelle geben würde. Der Merkelanismus meinte aber, dass man das auch im Nachhinein erforschen kann. Es ist nicht schlimm, dachten sich viele, dass wir keine alternativen Energieformen haben, die eine flächendeckende Energieversorgung Deutschlands sicherstellen können, denn man kann doch auch darauf hoffen, dass man diese genialen imaginären Energiegewinnungskonzepte vielleicht durch Zufall entdeckt.
Das war ein sehr mutiger Vorstoß, wenn auch nicht gerade sehr vorausblickend.
Seit dem forschen sich viele begabte Geister dumm und dämlich. Sie forschen und sie forschen, aber irgendwie haben sie noch nicht den Durchbruch geschafft. Entgegen der Annahme der Merkelanisten, dass man schon irgendwann eine geniale Idee hat, wie man aus Insekten Energie gewinnt, oder so etwas in der Richtung, fand niemand etwas heraus, das eine Stromerzeugung alternativ befriedigend lösen kann.
Aber es bleibt dabei. Die Energiewende wird im Alleingang umgesetzt. und bald werden die deutschen Bürger lernen müssen, dass auch Kerzen Licht geben. Oder dass man auch nur einmal in der Woche badet. Das geht doch auch. Oder man muss endlich realisieren, dass Energie aus dem Ausland importiert werden muss. Das gute am Alleingang der Merkelanisten