Bis die Gerechtigkeit dich holt. Ute Dombrowski

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Bis die Gerechtigkeit dich holt - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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ging nicht darauf ein und fragte nach der Tat. Pit zog pikiert die Augenbrauen hoch, ehe er sachlich zusammenfasste, was hier passiert war.

      „Richard Rizzo Rosselinger heißt unser Opfer, eine Frankfurter Rotlichtgröße, der sich vor knapp zwei Jahren hier niedergelassen hat. Er hat keine großen Geschäfte mehr gemacht, ist aber bekannt wie ein bunter Hund. Er war vor einem halben Jahr in aller Munde gewesen, weil zwei junge Mädchen aus Polen in einem seiner Häuser im Keller gefunden wurden, sie waren misshandelt und getötet worden. Er stand unter Verdacht, aber niemand konnte ihm etwas nachweisen. Angeblich kannte er die jungen Frauen nicht und das Haus war vermietet. Eine war erst fünfzehn, die andere war die große Schwester und schon achtzehn. Er ist davongekommen. Jetzt ist er zerquetscht worden, von wem auch immer. Es hat jedenfalls kein Unschuldslamm getroffen.“

      Dann wandte sich Pit ab und ließ sie einfach stehen.

      „Ich rede mal mit dem Hausmeister, zu dem du so nett warst. Und Michael … danke.“

      Michael streichelte ihr sanft über den Arm. Dann ging er um den Laster herum und presste sich die Faust auf den Mund, um sich nicht übergeben zu müssen. Die Leiche war im wahrsten Sinne des Wortes zerquetscht worden. Michael konnte nicht mehr hinsehen, aber er war sich sicher, dass dieser Mann etwas ganz Schlimmes getan haben musste. So zu sterben musste eine Qual sein. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte er alles kommen sehen, es war schmerzverzerrt, der Mund zum Schreien weit aufgerissen. Die offenen Augen des Mannes verrieten, was er in seinen letzten Sekunden gefühlt hatte. Überall waren Blutspritzer. Die Tür des Lasters stand offen und als Michael sich bückt, weil er etwas Weißes unter dem Sitz schimmern sah, zuckte er zusammen. Dort lag eine kleine, weiße Stoffrose.

      „Scheiße“, murmelte er und winkte Pit Deicker heran. „Was denkst du darüber?“

      „Oha, die kenne ich doch. Mist, sollte es der gleiche Täter sein wie am Rhein? Das wäre ja wirklich ein Ding.“

      „Es würde schon mit dem Teufel zugehen, wenn zwei verschiedene Täter ausgerechnet dieselbe Idee mit der Rose hätten, oder?“

      Pit sah Michael an und nickte. Er nahm einen kleinen Plastikbeutel und tat die Rose hinein, dann verschloss er die Tüte sorgfältig. Michael wollte gerade zu Bianca nach draußen gehen, als Pit ihn am Ärmel festhielt.

      „Wir sind zwar nicht die besten Freunde, aber sag mir bitte, wie es Bianca geht.“

      „Es geht ihr gut. Warum? Ich denke, ihr habt euch getrennt.“

      „Ach, ich glaube, sie braucht nur eine Auszeit, bis sie wieder zu mir zurückkommt, ist nur eine Frage der Zeit. Sie kann doch gar nicht ohne mich leben.“

      „Pit, sei nicht sauer, aber sie hat mir erzählt, was du so alles veranstaltet hast. Sie kann sehr wohl ohne dich leben, also akzeptiere das und lass sie in Ruhe.“

      Pit blickte finster in Michaels ruhiges Gesicht.

      „Du hast doch nichts mit ihr, oder? Lass du mal die Finger von ihr, sonst …“

      „Pit, lass gut sein, ich bin weg. Und nein, ich habe nichts mit ihr.“

      Michael ging schnell aus der Garage und spürte den stechenden Blick von Pit in seinem Rücken. Draußen kam ihm Bianca entgegen. Sie runzelte die Stirn und wollte wissen, was los war. Michael wollte sie nicht beunruhigen und beschrieb den Anblick des toten Mannes.

      „Eine weiße Rose lag im Auto.“

      „Oh.“

      Bianca hatte schon so ein merkwürdiges Gefühl gehabt, als Pit von den misshandelten Mädchen berichtet hatte, nun gingen in ihrem Kopf alle Alarmsirenen an.

      „Der gleiche Täter? Das wäre furchtbar. Geht hier etwa ein Rächer um und bestraft Menschen, die jemanden misshandelt haben? Mist, wir müssen mit Nele reden, sofort.“

      „Ja, die Staatsanwältin muss darüber Bescheid wissen. Wenn das Morden weitergeht, geraten wir mächtig unter Druck. Die Bevölkerung wird sich ihr eigenes Urteil bilden, hoffentlich gibt es keine Hexenjagd.“

      „Hoffentlich gibt es keinen weiteren Toten. Das mit der Rose darf auf keinen Fall an die Presse gelangen.“

      „Was sagt der Hausmeister?“, fragte Michael, als sie sich wieder ins Auto gesetzt hatten.

      „Er hat den Toten gefunden und sofort die Polizei gerufen. Der Typ war sein Hausmeister, sein Chauffeur und sein Bodyguard. Er hatte aber feste Arbeitszeiten, von acht Uhr morgens bis neun Uhr abends. Gestern Abend hat sein Chef noch vor dem Fernseher gesessen, als er Feierabend hatte. Es war alles wie immer. Die Alarmanlage schaltet sich um Mitternacht automatisch scharf. Sie war heute Morgen aus.“

      12

      Michael startete den Wagen und fuhr direkt zur Staatsanwaltschaft, wo man von dem neuen Opfer schon gehört hatte. Um seinen Fehler wiedergutzumachen, hatte der Oberstaatsanwalt Nele Wolf-Kritzek den Fall Weißlinger wieder übertragen. Sie war eine schöne, schlanke Frau Mitte dreißig. Ihr langes, kastanienbraunes Haar fiel locker über die Schultern des grauen Kleides. Ihre Haut war glatt und hell, die grauen Augen glänzten hinter einem Vorhang aus dunklen, langen Wimpern. Sie war dezent geschminkt. Ihr Ruf als Staatsanwältin war tadellos. Sie war die beste Studentin ihres Jahrgangs gewesen und hatte bisher fast alle Fälle gewonnen. Bei Gericht zitterten die Angeklagten, wenn sie ihre straffe, unbeugsame Gestalt zu Gesicht bekamen. In diesen Augenblicken waren ihre Augen die Fenster zu ihrer Seele.

      Nele und Bianca hatten sich vor Jahren beim Kampfsport-Training kennengelernt und hatten sofort eine innere Verbindung gespürt, die sie zu engen Freundinnen werden ließ. Michael bewunderte die schöne Frau, die seiner Partnerin so ähnlich war. Ihre Intuition half ihr bei den schwierigsten Fällen, so wie es bei Bianca auch war.

      Nele hatte dem Bericht von Michael zugehört und seufzte nun tief.

      „Oh, nein, bitte keine Serie und schon gar nicht, wenn es um solch einen Hintergrund geht. Ich sehe schon die Schlagzeilen: Der Rächer der Schwachen schlägt wieder zu. Das wäre furchtbar. Weiß die Presse von der Rose?“

      „Nein“, erklärte Michael, „die hat nur die Eckdaten. Wir werden schweigen. Der Tote war übel zugerichtet, so wie Robert Weißlinger auch, nur eben mit einem Fahrzeug. Was hat das zu bedeuten, dass es nicht die gleiche Waffe war?“

      „Wahrscheinlich kam der Täter nicht so nahe an den Kerl heran. Dieser Richard, in der Szene nur Rizzo genannt, soll ein ganz harter Hund gewesen sein. Die Mädchen und Frauen, die für ihn angeschafft haben, hatten nicht viel zu lachen. Ich kenne ihn aus früheren Fällen, einem meiner ungeklärten zudem. Es konnte ihm nichts nachgewiesen werden, er ist aalglatt. Die Wohnung, wo man die Mädchen gefunden hatte, gehörte ihm zwar, sie war aber vermietet und er hatte ein Alibi, das ihm seine Kumpane gerne gegeben hatten. Nun hat wohl jemand das erledigt, was ich nicht erreichen konnte. Oh, Mann.“

      Nele hatte sich in ihrem Sessel zurückgelehnt und wippte mit dem Möbelstück unruhig vor und zurück. Sie war sehr enttäuscht und wütend gewesen, als Rizzo sie nach der Verhandlung ungeniert ange­grinst und auf einen Drink eingeladen hatte. Sein Tod war zwar nicht Recht, aber innerlich hatte sie aufgeatmet. Es gab wohl doch so etwas wie Gerechtigkeit.

      „Was nun?“, fragte sie mit einem ermutigenden Blick über den Tisch.

      Bianca

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