Bis die Gerechtigkeit dich holt. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Bis die Gerechtigkeit dich holt - Ute Dombrowski страница 11
„Natürlich, wie immer, erst Sport, dann feiern gehen, Frauenabend. Übrigens: Mein Bruder hat eine Frau kennengelernt und ist bis über beide Ohren verliebt. Er will sie mir am Sonntag bei einem Mittagessen vorstellen. Ich bin gespannt.“
„Er hatte ja schon immer einen ganz besonderen Geschmack, ich glaube es gar nicht, dass eine Frau für ihn wichtig genug ist. Komm, Michael, ich habe Hunger. Lass uns zum Italiener um die Ecke gehen. Kommst du mit, Nele?“
„Keine Zeit, gleich ist die Besprechung für die Pressemitteilung. Bis Freitag.“
Nele und Bianca umarmten sich herzlich, Michael winkte, dann waren sie aus der Tür und liefen durch die blank geputzten Korridore nach unten. Nachdem sie unter dem kühlenden Dach der Linden nach rechts abgebogen waren, standen sie vor der kleinen, gemütlichen Pizzeria, in der es ruhig und ein wenig düster war. Die Möbel waren alt, aber gepflegt und in der Küche bereitete eine resolute, italienische Mama die beste Pasta der Welt zu. Es duftete nach frischen Kräutern und frisch gebackenem Brot. Michael hielt Bianca die Tür auf und folgte ihr an einen Tisch am Fenster. Sie bekamen die Karte und studierten sie eine Weile schweigend. Bianca bestellte Lasagne und Michael Penne Bolognese, dazu gab es Apfelschorle. Der hübsche, junge Kellner verschwand und die beiden waren fast alleine. Nur in der anderen Ecke saßen drei Männer, die in ihren Anzügen mit den hellblauen Hemden und dunklen Krawatten wie wichtige Geschäftsleute aussahen.
„Michael, was hat Pit zu dir gesagt?“
„Woher … ich meine … wie kommst du … Ach, Mist, ich dachte, du merkst es nicht. Er wird keine Ruhe geben, denn er denkt, es ist für dich nur eine Auszeit. Also sei vorsichtig. Er sah ziemlich sauer aus, als ich ihm gesagt habe, dass er dich in Ruhe lassen soll. Er dachte, wir haben etwas miteinander.“
Bianca hatte angefangen zu lachen.
„Daher weht der Wind. Dieser Kerl wäre auch noch auf ein Kuscheltier eifersüchtig.“
„Hallo! Du hast mich doch nicht gerade mit einem Kuscheltier verglichen?“
„Ach, mein Lieber, du bist manchmal sehr kuschelig, aber es war nur so dahingesagt. Pit wäre auch auf den Kartenabreißer im Kino eifersüchtig. Ich glaube, er hat mal etwas Schlimmes erlebt und nicht verarbeitet. Das schleppt er mit sich herum. Er hat auch keine Familie mehr, aber darüber wollte er nie reden.“
Michael hatte nach dem Essen ihre Hand genommen und merkte nun, dass sie sie nicht weggezogen hatte. Bianca folgte seinem Blick und lächelte.
„Danke, mein Beschützer. Wenn ich dich nicht hätte.“
„Ich würde eine ganze Menge für dich tun, wenn du mich lassen würdest.“
„Ich weiß, Michael, aber wir sind tolle Kollegen und gute Freunde. Ich glaube nicht, dass wir das zerstören sollten.“
„Und ich glaube nicht, dass wir etwas zerstören würden.“
Nun entzog ihm Bianca ihre Hand und suchte in der Handtasche nach ihrem Handy. Michael seufzte traurig. Sie beugte sich hinüber und küsste ihn auf die Wange.
„Nicht böse sein.“
Er schüttelte den Kopf und rief nach dem Kellner, um zu bezahlen. Sie fuhren ins Büro und machten einen Plan für die nächsten Tage.
13
„Guten Morgen, meine Schöne.“
Sascha hatte Lisa am Sonntag zum Frühstück eingeladen und nun stand sie aufgeregt mit einer Tüte Brötchen vor seiner Tür. Er bat sie ins Haus und nahm ihr die Jacke ab. Sie stand in einem indirekt beleuchteten Flur. An den Wänden hingen Fotos von Bäumen aus den verschiedensten Ländern der Welt.
Sascha hängte Lisas Jacke an die helle Holzgarderobe und schob sie in die lichtdurchflutete Küche. Die große Tür zur Terrasse stand offen, Lisa sah das satte Grün der Weinberge und den strahlend blauen Frühsommer-Himmel. Als sie ans Fenster trat und hinausblickte, schlang er von hinten die Arme um sie und küsste sie in den Nacken, nachdem er die blonden Haare zur Seite gestrichen hatte.
„Schön ist es hier, dieser Ausblick ist gigantisch. Nur blauer Himmel und Wein, da hast du doch jeden Tag gute Laune, oder?“
„Na klar, komm, ich zeig dir das Haus, der Kaffee ist noch nicht durchgelaufen.“
Sascha lief voraus und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Es war leuchtend gelb gestrichen und hohe Bücherregale bedeckten eine ganze Wand, gegenüber war eine graue Sitzecke mit vielen bunten Kissen, davor war ein kleiner Tisch mit Zeitschriften bedeckt.
„Wir befinden uns hier im ursprünglichen Altbau, die linke Hälfte, die du von vorne gesehen hast, haben die Vorbesitzer vor einigen Jahren angebaut. Eigentlich ist es ein altes Fachwerkhaus, aber hier im Erdgeschoss konnte es nicht erhalten werden. Man hat dann einige alte Balken gerettet und in der Innenwand eingebaut. Oben ist mehr vom alten Charakter zu sehen.“
Wie immer, wenn ihn etwas sehr begeisterte, sprach Sascha voller Hochachtung und Energie darüber. Er zeigte ihr das kleine Gäste-Bad unten und zog sie dann an der Hand ins obere Stockwerk. Dort führten sowohl das Schlafzimmer als auch das Arbeitszimmer auf einen großen Balkon hinaus. Lisa lehnte sich an das Geländer und schloss die Augen. Der Atem von Sascha, den sie in ihrem Nacken spürte, erregte sie ungemein. Ein leichtes Zittern lief durch ihren Körper. Sie hatte schon mit zwei Männern geschlafen, aber es war alles andere als schön gewesen. Die Vorstellung, dass es mit Sascha auch missglücken könnte, ließ sie ein Stück abrücken. Er runzelte die Stirn und sah sie von der Seite an.
„Habe ich etwas falsch gemacht?“
Lisa lehnte sich nun an Sascha und flüsterte: „Nein, gar nicht, ich habe nur ein wenig Angst, dass ich das alles hier nicht richtig mache und du vielleicht enttäuscht bist.“
„Oh, nein, mach dir keine Sorgen, es ist gut so, wie es ist. Wir haben doch alle Zeit der Welt, um zueinander zu finden. Ich werde dich zu nichts drängen. Dazu bist du mir viel zu wichtig, ich würde dir niemals wehtun.“
„Danke. Und jetzt habe ich Hunger!“
Sie liefen die Treppe hinunter und setzten sich in der Küche an den liebevoll gedeckten Tisch. Lisa fühlte sich nun locker und entspannt, denn sie wusste, dass hier der Mann saß, der sie in eine neue Zeit führen würde. Nach dem Frühstück zeigte Sascha Lisa noch die andere Haushälfte mit dem Fotolabor und dem kleinen Laden. Wie im gesamten Haus war auch dort alles voller aussagekräftiger Fotos, aber hier dominierten Gesichter von Menschen die Ausstellung. Alte Menschen, Kinder, Zwillinge, Frauen und Männer sahen aus wie gute Bekannte des Fotografen, der es schaffte, jedes Gesicht in seiner ganzen Schönheit darzustellen.
„Ich sehe die Menschen, ich fotografiere sie nicht nur. Wenn die Welt um sie herum im Vergessen versinkt, dann drücke ich auf den Auslöser, das bringt diese faszinierende Natürlichkeit zutage. Es war wie bei dir. Weißt du, ich mag gar keine Models fotografieren, deren Schönheit ist nicht ehrlich. Schau hier, die alte Frau, die ihren Hund küsst, das ist Leben, nicht das gekünstelte Posieren.“
Lisa war vor dem Bild stehengeblieben. Die Frau musste um die Siebzig sein und hatte weiße Haare und eine Menge Falten, trotzdem war sie wunderschön, denn die Liebe zu dem kleinen Hund war deutlich in ihren