Vendetta Colonia. Peter Wolff

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Vendetta Colonia - Peter Wolff

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      „Nur ein Wasser bitte, ich muss ja gleich noch arbeiten.“

      „Ein Wasser für die Dame und noch ein Kölsch für mich, Bätes.“

      Werner Schmitz ist genauso beeindruckt wie bei der ersten Begegnung auf der Domplatte, irgendetwas an der jungen Frau fasziniert ihn.

      „Du siehst sehr südländisch aus. Hast Du Familie in Südeuropa?“

      „Meine Mutter ist...meine Mutter war...“, Clarissa stockt die Stimme.

      „Brauchest Du ein Taschentuch?“ fragt Werner.

      „Nein, es geht schon. Meine Mutter war Italienerin.“

      „Das lässt sich nicht verleugnen, die italienische Herkunft steht Dir aber ganz hervorragend.“, umschmeichelt Werner die junge Frau.

      „Danke.“

      „Nun gut, wie kann ich Dir helfen?“

      „Ich suche für meinen Vater und mich eine neue Wohnung. Wir wohnten zu viert, meine Schwester Antonella hat geheiratet und ist bereits ausgezogen, in einer Wohnung in der Meister-Ekkehart-Straße in Lindenthal. Nach dem Tod meiner Mutter suchen mein Vater und ich eine etwas kleinere und vor allen Dingen eine etwas günstigere Wohnung. Und ich dachte, da Sie, Entschuldigung, da Du bei der Zeitung bist...“.

      „Ich werde sehen, was ich tun kann. Schon möglich, dass ich Dir da behilflich sein kann.“

      „Das ist wirklich sehr nett von Dir.“

      „Mache ich gerne. Noch ein Wasser?“

      „Nein, ich muss zurück ins Büro.“

      „In Ordnung, sehen wir uns wieder?“

      „Mir ist noch nicht nach Ausgehen, Werner. Versteh' das bitte nicht falsch, aber...“

      „Schon gut, ich verstehe“

      „Danke“

      „Ich melde mich bei Dir, sobald ich etwas passendes gefunden habe“

      „Danke, Werner. Und einen schönen Tag noch.“

      Anmutigen Ganges verlässt Clarissa Kramer das Lokal.

      „Mein lieber Mann! Die ist aber noch taufrisch, was?!“ kommentiert der Mann hinter dem Tresen das eben Gesehene.

      „Bätes, mach' mir noch ein Kölsch.“, entgegnet Werner Schmitz.

      09

      Bis Anfang der 1970er Jahre wächst die Zahl der nach Deutschland kommenden Gastarbeiter weiter an.

      Das Konzept besteht ursprünglich darin, überwiegend junge Männer aus rückständigen Regionen zu rekrutieren und sie befristet zu den vergleichsweise hohen deutschen Löhnen arbeiten zu lassen. Anschließend würden sie als die sprichwörtlichen gemachten Männer in ihre Heimat zurückkehren.

      Wenngleich viele nach Ablauf ihres Vertrages heimkehren, nimmt die Zahl derjenigen zu, die bleiben. Sie holen ihre Familien nach Deutschland.

      Für einen wachsenden Anteil der Arbeitseinwanderer steht eine kurzfristige Rückkehr in die Heimat nicht mehr auf der Tagesordnung.

      Auch und nicht zuletzt, weil die Gastarbeiter in Deutschland überproportional gut verdienen.

      Ihre Erwerbsquote liegt daher deutlich über und ihre Arbeitslosenquote unter dem deutschen Durchschnitt.

      Mit Bezug auf die Entlohnung ist es für die Gastarbeiter in den 1960ern von Vorteil, dass sie überproportional häufig in Großbetrieben beschäftigt sind, welche üblicherweise höhere Stundenlöhne zahlen als Kleinbetriebe. Das liegt daran, dass die Gastarbeiter vor allem in Branchen wie zum Beispiel der Eisen- und Metallerzeugung, dem Bergbau und der chemischen Industrie beschäftigt sind, welche von Großbetrieben dominiert sind (23).

      Auch Borna Krupcic profitiert von den guten Löhnen bei Ford, Monat für Monat kann er einen beträchtlichen Betrag zurücklegen. Was die Zukunft für sich und seine Familie betrifft, kann er es sich mittlerweile durchaus vorstellen, in Deutschland sesshaft zu werden.

      Wenngleich die Illusion, eines Tages zurückzukehren, bei ihm, wie bei vielen anderen Gastarbeitern auch, wach bleibt, sucht er bereits nach kurzer Zeit ein Zuhause und zieht schließlich aus der Gastarbeiterbaracke in eine Wohnung nach Köln-Chorweiler.

      Nach und nach richtet er sein neues Heim ein und hat dabei immer im Hinterkopf, dass seine Familie bald zu ihm zieht.

      Noch bleiben ihm nur die Telefonate nach Jugoslawien.

      „Hallo Papa, was gibt es Neues in der Heimat?“

      „Hier wird im Moment viel gebaut, Du würdest unser Viertel kaum wiedererkennen.“

      „Na, so schlimm wird es wohl nicht sein.“

      „Gut, das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es tut sich was in der Heimat.“

      „Das muss es auch.“

      „Tante Dunja kommt die Tage zu Besuch. Wir haben ihr Dein Zimmer hergerichtet.“

      „Ihr habt mich wohl schon vergessen, was?! Das ging aber schnell.“, lacht Borna.

      „Aus den Augen, aus dem Sinn...“

      „Ja, ja. Ich habe meine Wohnung schon ein wenig eingerichtet und mir einige kleine Möbel gekauft. Zum Teil auch gebrauchte Stücke von einem Kollegen, der nach Jugoslawien zurückgegangen ist.“

      „Schön.“

      „Trotzdem – Ihr fehlt mir alle so, Papa.“

      „Du fehlst uns auch, Junge. Deine Frau schläft schon, soll ich sie wecken?“

      „Nein, lass mal. Ich habe gestern kurz mit ihr telefoniert, als Du unterwegs warst.“

      „Ja, ich weiß.“

      „Ich werde jetzt auch ins Bett gehen, morgen um 04:30 klingelt der Wecker.“

      „Ich wünsche Dir eine gute Nacht, mein Sohn.“

      „Danke Papa. Laku noc.“

      10

      Alfredo Bugno sitzt im Speisesaal der Casa di Cura. Zwölf Uhr, Mittagessen. Eine kleine Minestrone, dann Spaghetti all' arrabiata, als Dessert ein Erdbeereis.

      Mit dem Essen im Pflegeheim ist er durchaus zufrieden. Auch die Arbeit in der Behindertenwerkstatt macht ihm Spaß.

      Mit seiner Tätigkeit bei Fiat zwar nicht zu vergleichen, aber immerhin ist er weiter handwerklich tätig.

      Er repariert Fahrräder aus dem Fundus des Heims,

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