Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

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gemacht, daß derselbe wie ein Schurke handle, und daß er es für besser halte, wenn sie sich, da jetzt böses Blut zwischen ihnen herrsche, von einander trennten. Sein zweiter Brief war an Millicent gerichtet und fast ebenso kurz als der erste. Er setzte sie blos von dem stattgehabten Streit in Kenntniß, indem er beifügte, daß er nach London gehe, um sein Glück zu machen, und daß er seiner Zeit zurückkehren werde, um ihre Hand zu verlangen.

      Er ließ die Briefe in seinem Zimmer auf dem Tisch zurück und ging hinunter in den Stall, wo er sein eigenes Pferd Balmerino fand, es bestieg und das Haus verließ, in welchem er seine ganze Jugendzeit zugebracht hatte.

      Er entfernte sich sehr traurig, aber von dem Geiste der Hoffnung beseelt, wie er hochherzigen Jünglingen eigen zu sein pflegt. Es schien ihm eine so leichte Sache, sein Glück zu machen, um es dann mit seiner Cousine Millicent zu theilen. Jene große Auster, die Welt, wartete ja nur darauf, durch den kühnen Streich seines abenteuerlichen Schwerts geöffnet zu werden, und wer konnte daran zweifeln, daß seltene und unschätzbare Perlen in der Schale verborgen waren, bereit, in die offenen Hände des tapferen Abenteurers zu fallen?

      Ringwood Markham kehrte spät am Abend mit blassem Gesicht und einem blutigen Tuch um seine Stirn, nach Hause zurück.

      Er fand seinen Vater in dem eichengetäfelten Gemach auf der einen Seite der Halle am Kamin sitzen. Die Thür dieses Zimmers stand offen, und als der junge Mann aus seinem Wege nach seinem eigenen Zimmer sich vorbeizuschleichen suchte, rief ihn sein Vater an und befahl ihm mit gebieterischer Stimme, zu ihm herein zu kommen.

      Langsam und mürrisch gehorchte der junge Mann, seinen zerschlagenen Kopf hängend und auf den Boden blickend.

      »Was hast Du am Kopfe, Ringwood?« fragte der Squire.

      »Mein Pferd ist vor einigen Schafen auf dem Moor scheu geworden und hat mich gegen einen Stein geschleudert,« murmelte der junge Mann.

      »Du sagst eine Lüge, Ringwood Markham,« rief sein Vater in zornigem Tone. »Ich habe einen Brief von Deinem Cousin Darrell in meiner Tasche. Bah, Mann! Du bist der Erste der Markhams, der jemals einen Schlag hinnahm, ohne ihn mit Interessen zurückzuzahlen. Du hast den Milch- und Wassercharakter Deiner Mutter, wie ihr rothes und weißes Gesicht.«

      »Ihr braucht nicht von ihr zu sprechen,« sagte Ringwood; »Ihr habt sie nicht allzu gut behandelt, wenn die Leute, die es wissen können, die Wahrheit sprechen!«

      »Ringwood Markham, reize mich nicht. Es ist hart genug für einen Markham von Compton, einen Sohn zu haben, der sich nicht vertheidigen kann. Gehe zu Bett.«

      Der junge Mann verließ das Gemach mit denselben schlotternden Schritten, mit denen er es betreten hatte. Er stahl sich vorsichtig die Treppe hinauf, denn er glaubte, sein Cousin Darrell befinde sich noch im Hause, und er hatte keine Lust, mit ihm zusammenzutreffen.

      So blieb Millicent einsam in Compton Halt zurück, ganz einsam, denn sie hatte Niemand, der sie liebte.

      Sie glich einem zarten und gebrechlichen Mechanismus, der vortrefflich war, wenn er in Ordnung gehalten werden konnte, der aber auch sehr leicht der Beschädigung und Zerstörung ausgesetzt ist. Die Tochter des Squires war kein hochgebildetes Mädchen. Ihre geistige Unterhaltung war von der einfachsten Art. Ein alter Roman konnte sie Tage lang glücklich machen und sie konnte über die zahmsten Verse irgend eines Dichters der damaligen Zeit in Thränen ausbrechen. Bei ihr nahm das Herz den Platz des Verstandes ein. Wer sich an ihre Zuneigung wendete, der konnte aus ihr machen, was er wollte. Liebe sie und ihre ganze Natur entfaltet sich gleich einer prachtvollen Blume, die ihren Kelch in der Morgensonne erschließt. Entferne diesen wohlthätigen Einfluß und dieselbe Natur zieht sich in sich selbst zurück und wird ein kleines unscheinbares Ding, das durch raue Behandlung leicht zerbrochen wird.

      Nachdem also Darrell fort war und die liebe alte Sally Masterson die Halle verlassen hatte, um Gebieterin vom Schwarzen Bären zu werden, war die arme Millicent ganz der Barmherzigkeit ihres Vaters und ihres Bruders überlassen, von denen keiner sich mehr um sie bekümmerte, als um ihren kleinen spanischen Hund« der sie im Hause begleitete. So kam der zarte Mechanismus in Unordnung und Millicents Tage waren dem Romanlesen und der Stickerei einer für Darrell bestimmten Weste gewidmet, deren Farben bereits durch die Thränen verblichen waren, welche die geduldige Arbeiterin bei dem Gedanken an den abwesenden Geliebten auf die Stiche hatte fallen lassen.

      In allen Dingen, welche das Leben und die Welt betrafen, war sie so unerfahren wie ein kleines Kind und sie hegte nicht den geringsten Zweifel darüber, daß ihr Cousin sein Glück machen und in wenigen Jahren zu ihr zurückkehren werde, um sie als seine Frau heimzuführen. Aber trotz dieser Hoffnung war ihr Leben sehr langweilig und traurig, ihr Vater theilnahmslos, ihr Bruder anmaßend und ihre ganze Umgebung war dazu angethan, sie elend zu machen.

      Das bitterste Leid stand ihr aber noch bevor. Es kam in der Person eines gewissen Capitän George Duke, der auf seinem Wege von Marley Water nach der Hauptstadt sich einige Tage in Compton aufgehalten und in dem Herrenzimmer des Schwarzen Bären die Bekanntschaft von Squire Markham gemacht hatte. Auch mit Ringwood Markham war er bekannt und befreundet geworden und der offenherzige Seemann hatte versprochen, bei seiner Rückkehr nach seinem Schiff, dem Vultur, wieder in Compton anzuhalten.

      Die einfachen Leute des kleinen Städtchens nahmen den Capitän bereitwillig für das, wofür er sich ausgab — für einen Offizier der Flotte Sr. Majestät; aber in dem Seehafen von Marley Water fanden sich Leute, welche behaupteten, daß das gute Schiff, das unter dem Namen Vultur in den Büchern der Admiralität eingetragen war, ein ganz anderes Fahrzeug sei, als die nette kleine Barke, die zuweilen in einem ruhigen Winkel des obscuren Hafens von Marley vor Anker lag; Es gab sogar boshafte Menschen, welche Worte, wie »Seeräuber,« »Sklavenhändler,« flüsterten; aber die kecksten dieser Verleumder trugen Sorge, diese Worte außer der Hörweite des Capitäns zu flüstern, denn George Duke’s Schwert befand sich während seines kurzen Aufenthalts in dem kleinen Seehafen öfter aus als in der Scheide.

      Wie sich aber dies auch verhalten mochte, gewiß ist, daß der hübsche, leichtherzige, freigebige George Duke sehr bald ein großer Günstling von Squire Markham und seinem Sohn Ringwood wurde. Seine heitere Laune brachte Leben in die düstere alte Behausung Seine Erzählungen von Seeabenteuern gefielen den beiden Landjunkern und der Seeoffizier, der ein Mann von Welt war und es verstand, einer vortheilhaften Bekanntschaft zu schmeicheln, galt für den angenehmsten und herzlichsten Gesellschafter.

      So ertönte Compton Hall Nacht um Nacht von seinem fröhlichen Gelächter; Korke flogen und Gläser klangen, während die drei Männer bis Mitternacht beisammen saßen. Es war bei einem dieser halbtrunkenen Gelage, als Squire Markham dem Capitän George Duke die Hand seiner Tochter Millicent versprach.

      »Ihr seid in sie verliebt, George, und Ihr sollt sie haben,« sagte der alte Mann. »Ich kann ihr bei meinem Tode ein paar tausend Pfund geben und wenn Ringwood etwas zustoßen sollte, so wird sie die alleinige Erbin der Halle und des dazu gehörigen Guts sein. Ihr sollt sie haben, mein Junge. Ich weiß, daß so eine Art Liebschaft zwischen Milly und einem breitschultrigen blondhaarigen Neffen von mir besteht; aber das soll kein Hinderniß für Euch sein, denn der Bursche ist kein Günstling von mir und wenn es mir so beliebt, so muß meine feine zimperliche Miß Euch in einer Woche heirathen.«

      Capitän Duke sprang von seinem Stuhl auf und schüttelte die Hand des Squire, indem er mit dem Entzücken eines Liebhabers ausrief:

      »Sie ist das schönste Mädchen in England und ich möchte sie lieber zur Frau haben, als eine Herzogin zu St. James.«

      »Sie ist allerdings hübsch genug,« sagte Ringwood boshaft »und sie würde noch viel hübscher sein, wenn sie nicht immer jammerte.«

      Der

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