Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

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Augenblicke in Weinen ausbrechen wird.« Es giebt indeß Leute in Compton, welche sich der Zeit erinnern, wo das verzogene Kind niemals weinte und wo ein Frühlings-Sonnenblick kaum heiterer war als das strahlende Gesicht von Millicent Markham. Aber dies war in den guten alten Tagen, wo ihr Vater, der Squire, noch lebte und wo sie gewohnt war, auf ihrem hübschen weißen Pony die Gegend zu durchstreifen, begleitet und beschützt von ihrem Cousin und theuersten Freunde, Darrell Markham.

      Sie ist an diesem kalten Herbstabend ganz besonders traurig. Der scharfe Wind, unter dessen Stößen die Fenster erzittern, macht sie frösteln und sie zieht den schweren Stuhl näher an das niedergebrannte Feuer. Sie hat ihre einzige Magd längst zu Bett geschickt und es fehlt ihr an Material, um das Feuer in dem weiten Kamin zu unterhalten. Die Wachskerzen sind in den alten, silbernen Leuchtern tief heruntergebrannt. Es bat Zehn, Elf, Zwölf auf dem Kirchthurme von Compton geschlagen, aber noch immer ist kein Anzeichen von der Rückkehr des Capitäns.

      »Er ist glücklicher bei ihnen, als bei mir,« sagte sie traurig. »Wer kann sich auch darüber wundern? Ihre Reden unterhalten und erheitern ihn; ich kann ihn mit meinem unglücklichem blassen Gesicht nur langweilen.« Sie warf, während sie dieses sprach, einen Blick in den ihr gegenüberhängenden Spiegel, in welchem sie bei dem schwachen Lichte des erlöschenden Feuers und der düster brennenden Kerzen ihr bleiches Gesicht erblickte. »Und doch nannte man mich einst ein hübsches Mädchen,« murmelte sie; »ich hatte Farbe aus meinen Wangen und Darrell pflegte zu sagen, ich habe die Rosen aus dem Garten gestohlen. Ich glaube, er würde mich jetzt kaum mehr erkennen.«

      Die lange Stunde nach Mitternacht schlich träge dahin und als es endlich Eins schlug, vernahm sie den scharfen Tritt ihres Mannes auf dem Pflaster der leeren Gasse. Sie sprang rasch von ihrem Stuhle auf und eilte hinaus in den Vorplatz; aber gerade als sie im Begriff war den Riegel zurückzuziehen, hielt sie plötzlich inne und legte die Hand auf’s Herz.

      »Was ist’s diesen Abend mit mir?« murmelte sie. »Ich habe das Gefühl, als ob mir ein großer Kummer bevorstände, aber welcher neue Kummer kann mich noch treffen?«

      Ihr Mann klopfte mit seinem Schwertgriff ungeduldig an die Thüre, während sie mit zitternder Hand zu öffnen suchte.

      »Hattest Du an der Thüre gehorcht, Millicent, weil Du so schnell aufmachst?« fragte er beim Eintritt.

      »Ich habe Deine Tritte in der Straße gehört und mich beeilt, Dich einzulassen, George. Du kommst sehr spät,« setzte sie hinzu, während er in das Zimmer trat und sich in den Stuhl warf, in dem sie gesessen hatte.

      »Das klingt wie ein Vorwurf,« sagte er spöttisch. »Ich habe allerdings sehr Vieles, was mich zu Hause halten könnte,« murmelte er sich umsehend — »ein weinendes Weib, ein schlechtes Feuer und herabgebrannte Lichter.«

      Er wandte seiner Frau den Rücken und beugte sich über die erlöschenden Kohlen, indem er an denselben seine Hände zu wärmen suchte. Seine Frau setzte sich an einen kleinen, polirten Tisch, wo sie den Roman von Richardson wieder aufnehmend, sich den Anschein gab, als sei sie im Lesen vertieft.

      Nach einer kleinen Pause sprach der Capitän, ohne sich nach seiner Gefährtin umzuwenden, ohne sie auch nur ein einziges Mal beim Namen anzureden: »Es hat drunten ein Unglück gegeben,« sagte er kurz.

      »Ein Unglücks« rief Millicent, ihr Buch weglegend und mit einem Ausdruck von unbestimmter Besorgniß aufblickend. »Ein Unglück! O, das thut mir leid; aber was für ein Unglück?«

      Da er ihre Frage nicht beantwortete, so wiederholte sie dieselbe:

      »Was für ein Unglück, George?«

      »Ein Mann ist auf dem Compton-Moor von Straßenräubern halb ermordet worden.«

      »Aber nicht wirklich ermordet worden, George?« Sie war so lebhaft mit ihren eigenen traurigen Gedanken beschäftigt, daß sie dem, was ihr Mann sagte, nur eine halbe Aufmerksamkeit zu schenken vermochte.

      »Nein, nicht ermordet, aber fast ermordet; hab’ ich es Dir nicht gesagt?« antwortete der Capitän. »Und ein sehr hübscher, junger Bursche ist es,« setzte er halb zu sich sprechend hinzu — »ein hübscher Mensch mit weißem Gesicht und hellen Haaren. Armer Teufel!«

      »Es thut mir sehr leid,« murmelte Millicent halbleise, und da ihr Gatte sich nicht auf seinem Sitze rührte und nichts weiter mehr sagte, nahm sie ihr Buch wieder auf und begann zu lesen. Es trat eine Pause ein, während welcher der Capitän die erlöschenden Kohlen aufstörte. Darauf wendete er sich um und blickte seine Frau scharf an. Nachdem er sie einige Minuten mit einem zornigen Ausdruck in seinen hübschen, braunen Augen beobachtet hatte, sagte er mit einem verächtlichen Lachen:

      »Der Himmel segne diese romanlesenden Weiber! Der Tod eines Mitmenschen ist ihnen gar nichts, wenn nur Miß Clarissa mit ihrem Geliebten versöhnt ist und Mistreß Palmela’s Tugend im sechsten Bande belohnt wird! Was Du doch für ein zartes, theilnehmendes Wesen bist! Weinst über Sir Charles Grandison und fragst mich nicht einmal, wer der ist, der im blauen Zimmer des Schwarzen Bären zwischen Leben und Tod liegt.«

      Mrs. Duke sah ihren Gatten mit einem bittenden Blicke an, als ob sie an harte Worte und als Erwiderung darauf an Entschuldigungen gewöhnt wäre.

      »Ich bitte Dich um Vergebung, George,« sagte sie zögernd. »Ich bin wirklich nicht gefühllos, dieser verwundete, halb sterbende Mann thut mir leid, wer er auch sein mag. Wenn ich ihm einen Dienst leisten könnte, so würde ich es sehr gern thun, was es mir auch kosten möchte. Was kann ich mehr sagen, George?«

      »Und man spricht von weiblicher Neugierde,« rief der Capitän mit einem spöttisches Gelächter; »selbst jetzt fragt sie mich nicht, wer der Verwundete ist.«

      »Sein Name kann wenig Unterschied in meinem Mitleid für ihn machen, George. Der arme Mensch! Er dauert mich sehr, wer er auch sein mag. Ist er ein Freund von Dir? Ist es Jemand, den ich kenne, George?«

      Ihr Gatte wartete einige Augenblicke, ehe er diese Frage beantwortete. Millicent hatte sich von ihrem Sitz erhoben und stand am Tisch mit den Lichtern beschäftigt, welche nahe daran waren, auszugehen. Der Capitän drehte sich in seinem Stuhle um und beobachtete ihr bleiches Gesicht, während er langsam und deutlich sagte:

      »Der Mann ist Jemand, den Du kennst, und er ist kein Freund von mir.«

      »Wer ist es, George?«

      »Dein Cousin, Darrell Markham.«

      Sie stieß einen Ruf aus, keinen schrillen Schrei, sondern einen kläglichen Ruf, und erhob ihre Hände zum Kopf. Sie blieb einige Augenblicke in dieser Stellung, ganz still und ruhig, und dann sank sie wieder auf ihren Sitz am Tische nieder. Ihr Mann beobachtete sie die ganze Zeit über mit einem höhnischen Lächeln und einem boshaften Feuer in seinen Augen.

      »Darrell, mein Cousin Darrell, todt?«

      »Nicht todt, Mistreß Millicent, nicht ganz so schlimm als das. Dein theurer, blonder Cousin mit dem Milchgesicht ist nicht todt, mein süßes, liebendes Weib; er liegt blos im Sterben.«

      »Ja dem blauen Zimmer des Schwarzen Bären liegend,« sagte sie, die Worte, die er einige Minuten zuvor gesprochen hatte, in einer verwirrten Weise wiederholend.

      »In dem blauen Zimmer des Schwarzen Bären liegend. Ja, im blauen Zimmer, Nummer vier im langen Gang. Du kennst das Gemach gut genug. Warst Du nicht oftmals in dem alten Wirthshaus, um die frühere Haushalterin Deines Vaters, die Wittwe des Matrosen, jetzt die Frau des Wirths, zu besuchen ?«

      »Zwischen

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