Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

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mit achtundzwanzig Jahren noch immer ein Knabe war. Sie hielt ihn für das Muster edler Männlichkeit und war fest überzeugt, daß es in ganz England keinen hübscheren, gescheidteren, muthigeren und edelmüthigeren jungen Mann gebe, als Darrell Markham.

      »Ihr werdet diesen Abend nicht weiter gehen, Master Darrell,« sagte sie. »Es soll nicht gesagt werden, daß Ihr den Schwarzen Bären verließt, um auf dem Moore von Compton ermordet zu werden. Jenny richtet in diesem Augenblick einen Kapaun für Euch her und Ihr sollt eine Flasche von Eures armen Onkels eigenem Burgunder haben, den Pecker bei der Versteigerung in der Halle erstanden hat!«

      »Es nutzt nichts, Mrs. Pecker; ich sage Euch, ich kann nicht bleiben. Ich weiß, wie gut Jenny einen Kapaun braten kann und ich weiß auch, wie bequem Ihr es Euren Gästen zu machen versteht, und ich wollte mir nichts Besseres wünschen als zu bleiben, aber ich darf nicht. Ich muß mit der Kutsche, die morgen früh um fünf Uhr von Marley Water nach York geht, weiter reisen. Ich hatte überhaupt kein Recht, nach Compton zu kommen, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Euch, Mrs. Sarah, in der Erinnerung an die alten Zeiten die Hand zu schütteln und mich nach Lucas Jordan dem Doktor, und Selgood dem Advokaten und einigen andern von meinen früheren Bekannten zu erkundigen und — und —«

      »Und nach Miß Millicents He, Master Darrell? London ist eine so große Stadt und um all, die schön bemalten Madams, die in ihren Reifröcken, in ihren französischen Kleidern und regenbogenfarbigen Hüten dort herumfliegen, habt Ihr doch nicht ganz Miß Millicent vergessen, nicht wahr, Darrell Markham?«

      Sie hatte ihn auf ihren breiten Knieen gewartet, als er noch ein kleines Kind war, und sie nannte ihn zuweilen ganz kurz Darrell Markham.

      »Vor einem Jahre war in der Kirche von Compton eine lustige Hochzeit,« fuhr sie fort, »und Alles war sehr großartig und hübsch, und die Braut sah sehr reizend aus; aber etwas war nicht recht und das war der Bräutigam.«

      »Wenn Ihr nicht wünscht, daß ich mich verspäte, oder daß mir irgend ein tapferer Straßenritter auf dem Moore von Compton die Hirnschale einschlägt, so würdet Ihr besser daran thun, wenn Ihr mich fortließet, Mistreß Pecker. Mistreß Pecker! O, die guten alten Tage, die guten alten Tages wo ich Euch Mistreß Sally Masterson in der Halle zu nennen pflegte!«

      Er wendete sich mit einem Seufzer von ihr ab und begann ein trauriges, altenglisches Lied zu pfeifen, während er gedankenvoll hinaus in die weite, düstere Moorfläche blickte.

      Der Stallknecht brachte das Pferd an die Thüre des Wirthshauses — ein kräftiges, feuriges Thier von brauner Farbe, das nur an der Seite des Kopfes einen ganz schmalen, weißen Streif hatte.

      Der junge Mann schlang den Arm liebkosend um den Hals des Pferdes und, seinen Kopf niederziehend, blickte er es an, wie er einen Freund angeblickt haben würde, von dessen Liebe und Treue in einer falschen und grausamen Welt er wenigstens überzeugt wäre.

      »Braver Balmerino, guter Balmerino,« sagte er, »Du hast mich diese Nacht vierundzwanzig Meilen über ein raues Land zu tragen; Du hast mich in einer Sendung zu tragen, die vielleicht ein schlimmes Ende nehmen wird; Du hast mich von vielen bitteren Erinnerungen wegzutragen; aber Du wirft es thun, nicht wahr, Balmerino, alter Junge?«

      Das Pferd drückte seinen Kopf an die Schultern des jungen Mannes und schnüffelte an den Aermeln seines Rocks.

      »Braver Junge, das heißt Ja,« sagte Markham, während er in den Sattel sprang. »Gute Nacht, alte Freunde, lebet Alle wohl.«

      Er winkte mit der Hand und ritt langsam nach dem Moorlandpfad; aber noch ehe er die Landstraße überschritten hatte, eilte ihm der sonst so phlegmatische Samuel Pecker nach.

      »Mr. Darrell Markham,« sagte er, »geht diesen Abend nicht nach Marley Water, geht nicht! Fragt mich nicht, warum, Sir, ich kann Euch nicht sagen, warum, denn ich weiß es selbst nicht; aber geht nicht! Ich habe eines von jenen Gefühlen, die so deutlich wie Worte sprechen: Thut es nicht!«

      »Was, eine Vorahnung, Pecker?«

      »Ich glaube, das ist das rechte Wort dafür. Geht nicht, Sir!«

      »Samuel Pecker, ich muß,« antwortete Darrell. »Wenn ich wüßte, daß ich in meinen Tod ginge, so würde ich gehen.«

      Er schüttelte den Zügel aus dem Halse seines Pferdes und das Thier eilte so rasch davon, daß, ehe sich Samuel Pecker besinnen konnte, Darrell Markham in eine Wolke von Staub gehüllt, bereits über das Moorland dahinflog.

      Mrs. Pecker stand unter dem weiten, gewölbten Portale des Schwarzen Bären, dem davoneilenden Reiter nachblickend.

      »Armer Master Darrell!« rief sie mit einem Seufzer; »braver, edelmüthiger Master Darrell! Um Miß Millicent wegen wünschte ich nur, daß Capitän George Duke ihm ein wenig ähnlich wäre.«

      »Aber angenommen, Capitän George Duke wünscht nichts der Art, wie dann, Mrs. Pecker ?«

      Die Person, die auf diese Weise das Selbstgespräch der Mrs. Pecker beantwortete, war ein Mann von mittlerer Größe in einem Seemannsrock und einem dreieckigen Hut, ein Mann, der ebenso leise an die Thüre des Wirthshauses gekommen war, wie vor einer halben Stunde der Reiter.

      Zum ersten Mal seit ihrer Herrschaft im Schwarzen Bären erbebte der gigantische Busen der Mrs. Pecker einer Person des stärkeren Geschlechts gegenüber.

      Sie, dieses große Weib, stammelte fast, als sie sagte: »Ich bitte um Verzeihung, Capitän Duke, ich war nur in Gedanken versunken.«

      »Ja, Ihr habt nur laut gedacht, Mrs. Pecker. Ihr wünscht also, daß Capitän George Duke von Sr. Majestät Schiff Vultur ein eben solcher Taugenichts und Müßiggänger sein möchte wie Darrell Markham.«

      »Ich will Euch sagen, was es ist, Capitän, Ihr seid Miß Millicents Ehemann und wenn — wenn Ihr ein junger Hund wäret und sie wäre Euch geneigt, so könnte ich um dieser lieben jungen Dame willen mich nicht dazu bringen, ein Wort gegen Euch zu sagen. Aber sprecht kein schlimmes Wort gegen Muster Darrell Markham, denn das ist eines der Dinge, die Sarah Pecker niemals ertragen wird, so lange sie eine Zunge im Munde und scharfe Nägel an ihren Fingerspitzen hat.«

      Der Capitän brach in ein langes schalIendes Gelächter aus, — ein Gelächter, das eine eigenthümliche silberne Musik in sich hatte. Es gab Leute in der Stadt Compton, im Seehafen Marley Water und an Bord der Fregatte Sr. Majestät, des Vultur, welche sagten, das Gelächter des Capitäns habe zu Zeiten etwas Grausames an sich und sei keineswegs angenehm zu hören. Aber welcher Mann in amtlicher Stellung ist jemals dem giftigen Hauch der Verleumdung entgangen, und warum sollte Capitän Duke hierin eine Ausnahme von seinen Mitmenschen machen?

      »Ich verzeihe Euch, Mrs. Pecker,« sagte er, »ich verzeihe Euch. Es kann mir nichts daran gelegen sein, wenn die Leute Gutes von Darrell Markham sprechen. Der arme Teufel« ich bedaure ihn!«

      Mit dieser freundlichen Bemerkung wandte der Capitän des Vultur der stattlichen Sarah den Rücken und schritt nach der offenen Thüre des Wirthshauses, durch die man den rosigen Wiederschein des Kaminfeuers wahrnahm.

      Auf der Schwelle begegnete er Samuel Pecker, der nach seiner feierlichen Beschwörung von Darrell Markham durch eine Seitenthüre, die durch den Hof führte, in das Haus zurückgekehrt war.

      Wenn Capitän Duke von Sr. Majestät Flotte das schreckliche Aussehen gehabt hätte, das jemals ein Teufel, oder ein Gespenst angenommen, so hätte seine Erscheinung auf der Schwelle des Schwarzen Bären den sanften Samuel Pecker kaum mehr erschrecken können. Das Gesicht des armen

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