Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

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seid Ihr also nicht gegangen, Capitän?« stotterte er.

      »Ich bin nicht gegangen? Wohin bin ich nicht gegangen?«

      »Ihr seid nicht nach Marley Water gegangen?«

      »Nach Marley Water! Nein! Wer sagte, daß ich dahin gehen wollte?«

      Der kleine Rest von männlichem Muth, der Mr. Samuel Pecker nach seiner Ueberraschung noch geblieben war, wurde ihm durch den entschiedenen Ton des Capitäns vollends ausgetrieben und er murmelte schüchtern:

      »Wer es sagte? O, Niemand besonders; nur — nur Ihr.«

      Der Capitän ließ wieder sein eigenthümliches Gelächter vernehmen.

      »Ich habe es gesagt? Ich habe es gesagt« Samuel? Wann?«

      »Vor einer halben Stunde. Als Ihr mich nach dem Wege dahin gefragt habt.«

      »Als ich Euch nach dem Wege von Marley Water gefragt habe! Ich kenne ihn ja so genau, wie das Verdeck meines eigenen Schiffs.

      »Das ist mir auch aufgefallen« Capitän, als Ihr mit Eurem Pferde an dieser Thüre anhieltet und mich nach dem Wege fragtet. Ich muß sagen, daß es mir sonderbar vorkam.«

      »Ich hielt mein Pferd an! Wann ?«

      »Vor einer halben Stunde.«

      »Samuel Pecker, ich bin heute noch auf keinem Pferde gewesen. Ich habe im Ganzen keine besondere Vorliebe für’s Reiten; heute aber bin ich von meiner Reise ermüdet und ich komme gerade vom Theetisch meiner Frau her.«

      »Und doch sagt Pfarrer Bendham, daß es keine Gespenster gebe!«

      »Samuel Pecker, Ihr seid betrunken.«

      »Ich habe heute noch keine Kanne Bier versucht, Capitän. Fragt Sarah.«

      »Nein, das hat er nicht, Capitän,« antwortete Samuels Frau auf diese Berufung. »Ich habe dafür ein zu scharfes Auge auf ihn.«

      »Was schwatzt denn der Narr für albernes Zeug, Mrs. Sally?« fragte der Capitän ärgerlich.

      »Der Himmel sei uns gnädig! Ich weiß es nicht,« erwiederte Mrs. Pecker verächtlich.

      »Er ist so voll von Einbildungen wie das älteste Weib in Cumberland. Er sieht immer Gespenster und Kobolde und Leichentücher und allerlei Schreckliches und macht sich dadurch untauglich für Geschäft und Buchführung. Er kann, wenn es finster ist, nicht am Kirchhof vorbeigehen, ohne daß nach seiner Erzählung ehrliche Leute, die ein christliches Begräbniß erhalten haben, aus ihrem Grabe kommen, um ihn anzublicken, als ob anständige Leute wegen eines Menschen wie er, ihr bequemes Grab verlassen möchten. Da wundere sich Jemand, wenn mir die Geduld ausgeht.«

      Mrs. Pecker sprach gern von ihrem kleinen Geduldsvorrat in Bezug auf Samuel, ihren Mann, und da all’ ihre Handlungen ihre Worte bestätigten, so fand sie allgemein Glauben.

      »O, laß gut sein, Sarah, laßt es gut sein, Capitän Duke, und es geht mich nichts an,« sagte Samuel demüthig, »es waren unser Drei, die ihn gesehen haben, das ist Alles.«

      »Drei von Euch, die wen gesehen haben?« fragte der Capitän.

      »Drei von uns, die es gesehen haben?«

      »Es? Was?«

      »Das Gespenst oder den Mann, der vor einer halben Stunde an dieser Thüre anhielt und mich nach dem Wege von Marley Water fragte.«

      »Und wie sah dieser Mann aus?« fragte der Capitän.

      »Euch so ähnlich wie Euer Spiegelbild,« antwortete der Wirth. »Du brauchst mich nicht so verächtlich anzusehen, Sarah, das Gesicht, das mich jetzt anblickt, ist dasselbe, das mich vor einer halben Stunde angeblickt hat. Ich hätte es mir denken können, daß etwas Ungewöhnliches an ihm sein müsse, weil er so leise herankam,« murmelte Samuel gedankenvoll. »Fleisch und Blut schleichen sich nicht so unbemerkt an einen Menschen heran.«

      Capitän Duke sah dem Sprecher scharf in’s Gesicht, sah ihn mit seinen forschenden braunen Augen gedankenvoll und ernst an und dann brach er wieder in ein Gelächter aus, das lauter war als zuvor. So sehr schien ihn das erstaunte und erschrockene Gesicht des Wirths zu ergötzen, daß er noch immer lachte, als er durch den alten niedrigen Vorplatz schritt — lachte, als er die Thüre zu dem eichengetäfelten Zimmer öffnete, in welchem die Honoratioren des Orts zu sitzen pflegten — lachte, als er sich in den großen Armstuhl am Kamine warf —- lachte, als er Samuel Pecker rief und vor Lachen kaum sein Lieblingsgetränk, den Rumpunsch bestellen konnte.

      Das Zimmer war leer und als die Thür sich hinter dem Wirth schloß, zogen sich die Muskeln in dem Gesichte des Capitäns zusammen, während der fröhliche Ausdruck aus seinen braunen Augen verschwand und einem entschiedenen Trübsinn Platz machte.

      Als der Punsch gebracht wurde, trank er drei Gläser nach einander; aber weder das große Holzfeuer, das in dem weiten Kamin brannte, noch das dampfende Getränk schien ihn zu erwärmen, denn er fröstelte, während er trank.

      Er fröstelte, während er trank, und zog dann seinen Stuhl näher an den Kamin, stellte seine Füße auf die zwei eisernen Feuerböcke und blickte düster in die rothe knisternde Flamme.

      »Mein Alp, mein Schatten, mein Fluch!« sagte er.

      Es waren nur sechs Worte, aber sie drückten den Haß eines Lebens aus.

      Darauf schien ihm plötzlich ein Gedanke zu kommen. Er sprang so schnell empor, daß er den schweren Eichenstuhl umwarf, und eilte aus dem Gemach.

      Auf der andern Seite des Vorplatzes befand sich das gewöhnliche Wirthszimmer, wo die Leute aus dem Bürgerstande ihre Abende zubrachten. Es war gegenwärtig gedrängt voll und ein lauter Lärm von Reden und Gelächter drang durch die offene Thüre.

      In dieses Zimmer trat der Capitän, und den Hut von seinen braunen Locken, welche hinten mit einem Band zusammengebunden waren, abnehmend, verbeugte er sich vor der fröhlichen Versammlung.

      Die Anwesenden waren in einem Augenblick auf ihren Füßen. Capitän George Duke von Sr. Majestät Schiff der Vultur war ein großer Mann zu Compton. Seine Heirath mit der einzigen Tochter des verstorbenen Squire hatte ihm in dem Orte, in dem er sonst ein Fremder war, eine gewisse Popularität verliehen.

      »Es thut mir leid, Euch stören zu müssen, Gentlemen,« sagte er herablassend, »ist Pecker da?«

      Pecker war da, aber so niedergeschlagen und schüchtern, daß er, als er sich bei Nennung seines Namens von seinem Stuhl erhob und vortrat, kaum ein Wort vorzubringen vermochte.

      »Pecker, ich wünsche genau zu wissen, wie viel Uhr es ist,« sagte der Capitän. »Meine Uhr ist abgelaufen und Mistreß Duke, war durch das Lesen von Mr. Richardsons Romanen und durch die Wartung ihres Schooßhundes so ganz in Anspruch genommen, daß alle Uhren in meinem Hause stehen geblieben sind. Welches ist die genaue Zeit nach Eurer unfehlbaren großen Uhr an der Stiege, Samuel?«

      Der Wirth fuhr mit feinen kleinen knochigen Händen durch sein lichtblondes Haar, wodurch er seinem Denkvermögen eine leichte Anregung zu geben schien, und entfernte sich dann schweigend, um den Befehl des Capitäns zu vollziehen. Ein Dutzend große kartoffelähnliche silberne und tombackene

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