Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

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— George Duke hätte ein halbes Dutzend verschiedene Zeiten haben können, wenn er gewollt hättet aber er sagte in ruhigem Tone:

      »Vielen Dank, Gentlemen; aber ich will meine Uhr nach der von Pecker richten, denn ich glaube, daß sie die Zeit besser einhält als die Kirchen-, die Markt- und die Gefängnißuhr.«

      »Die Gefängnißuhr geht aber zuweilen am Montag früh um acht Uhr doch sehr richtig, nicht wahr, Capitän?« sagte ein kleiner Schuhmacher, der die Rolle des Witzbolds in der Gesellschaft spielte.

      »Zuweilen nicht halb richtig genug, Mr. Tomkins,« antwortete der Capitän, seine Uhr aufziehend, während ein ernstes Lächeln um seinen hübschen Mund spielte. »Wenn Jeder gehängt würde, der es verdient, so würde mehr Platz für die ehrlichen Leute in der Welt sein, Mr. Tomkins. Nun, Samuel, welches ist die genaue Zeit!«

      »Zehn Minuten auf Acht,« Capitän, und welch eine Nacht. Ich habe gerade aus dem Stiegenfenster geblickt und der Himmel ist so schwarz wie Dinte und der Erde so nahe, daß man denken könnte, er würde auf unsere Köpfe fallen und uns erdrücken, wenn ihn der Wind nicht hielte.

      »Zehn Minuten auf Acht,« wiederholte der Capitän, seine Uhr einsteckend. Dann drehte er sich um und ging auf die Thüre zu, blieb aber hier stehen und sagte: »O, beiläufig gesagt, würdiger Samuel, um welche Zeit habt Ihr meinen Geist gesehen?«

      Er lachte, während er diese Frage stellte, und sah die Gesellschaft mit einem boshaften, gegen den schüchternen Wirth gerichteten Wink an.

      »Die Kirchenuhr schlug gerade Sieben, als der Mann zu Pferd in den Weg über das Moor einbog, Capitän. Aber fragen Sie mich nichts weiter, es ist von keiner Wichtigkeit, es geht mich nichts an, es geht Niemand etwas an — aber —« und er holte tief Athem —- »Aber ich habe es gesehen

      Die Kunden des Schwarzen Bären waren sonst nicht gewöhnt, den Bemerkungen des Wirths große Aufmerksamkeit zu schenken: aber diese drei letzten Worte schienen eine besondere Wirkung ans sie auszuüben und sie blickten mit erschrockenen Gesichtern von Samuel Pecker auf den Capitän und von dem Capitän wieder auf Samuel Pecker.

      »Unser lustiger Wirth hat seinem alten Ale etwas zu stark zugesprochen und er muß sich in seinen klugen Kopf gesetzt haben, daß er meinen Geist gesehen, aus keinem bessern Grunde, als weil ein Reisender, der mir ein wenig ähnlich sieht, an seiner Thüre angehalten und ihn nach dem Wege von Marley Water gefragt hat. »Ich hoffe, daß guter Ale und gute Gesellschaft ihm den Kopf wieder zurecht setzen werden,« sagte George Duke. »Gute Nacht, Gentleman.«

      Er verließ das Zimmer und kehrte nach dem eichengetäfelten Gemach zurück, wo er sich wieder in den Stuhl am Kamin warf und mit düsteren Blicken in das Feuer starrte. Er war ein so gänzlich verschiedenes Wesen von dem Manne, dessen fröhliche Stimme und leichtes Lachen sich so eben in dem gewöhnlichen Wirthszimmer hatte vernehmen lassen, daß es für Denjenigen, der ihn in der einen Phase gesehen, schwierig gewesen wäre, ihn in der andern wieder zu erkennen.

      Er blieb indeß nicht lange allein, denn bald darauf trat Nathaniel Halloway, der Müller, ein und leistete dem Capitän bei seinem Punsch Gesellschaft, und nicht lange danach kamen auch Solgood, der Advokat, und Jordan, der Wundarzt, gewöhnlich Dr. Jordan genannt. Die vier Männer waren sich sehr befreundet und sie saßen rauchend, trinkend und von Politik sprechend bis Mitternacht beisammen, als Capitän George Duke von seinem Sitz aufstand.

      »Zwölf Uhr vom Thurme der Kirche,« sagte er. »Gentlemen, ich habe eine hübsche junge Frau, die zu Hause auf mich wartet, und eine Viertelstunde zu gehen, bis ich nach Hause komme. Deshalb muß ich Euch jetzt gute Nacht sagen. Ihr werdet mit Eurem Punsch und Eurer Unterhaltung auch ohne mich fertig werden.«

      Nathaniel Halloway sprang empor.

      »Capitän Duke, Ihr werdet uns nicht so ohne weiteres verlassen,« rief er. »Ihr seid nicht auf dem Verdeck Eures Schiffs und Ihr dürft nicht in Allem Euren Willen haben. Was aber den schönen kleinen Admiral im Unterrocke zu Hause betrifft, so könnt Ihr leicht Euren Frieden mit ihm machen. Bleibt und trinkt Euren Punsch aus, Mann,« und der würdige Müller, auf den das Gelage des Abends nicht ganz ohne Wirkung geblieben war, ergriff in herzlicher Weise den Capitän beim goldverbrämten Aermel und versuchte ihn zurückzuhalten.

      George Duke aber schüttelte ihn leicht ab und trat, die Thüre öffnend, hinaus auf den Vorplatz gefolgt von dem Müller und den beiden andern Mitgliedern der kleinen Gesellschaft. Das Haus, das fünf Minuten zuvor so ruhig gewesen, war jetzt ganz Geschäftigkeit und Verwirrung. Da war zuerst die würdige Mistreß Sarah Pecker, welche abwechselnd jammerte und klagte und dann wieder mit der äußersten Höhe ihrer Stimme Verwünschungen und Scheltworte ausstieß. Dann war Samuel, ihr Gatte, da, blaß, erschrocken, nutzlos und überall im Wege stehend. Dazu waren der Stallknecht, die Köchin, zwei rosenwangige Zimmermädchen und der Aufwärter da und in der Mitte der Halle lag der Gegenstand von all diesem Lärm und dieser Aufregung, durch die Arme zweier Männer, eines Briefträgers und eines Farmarbeiters unterstützt, auf dem Boden ausgestreckt. Ja da lag still, bewegungslos und bewußtlos derselbe Darrell Markham, der fünf Stunden vorher in voller Gesundheit und Kraft von hier nach dem kleinen Seehafen von Marley Water aufgebrochen war, und an seiner Seite kniete Mrs. Sarah, ihn beschwörend, die Augen zu öffnen und zu sprechen.

      »Wir haben ihn auf dem Weg gefunden,« sagte einer der Männer. »ich und Jim Bulder; wir waren auf dem Heimweg vom Marley-Markt, und wir stießen auf ihn in der Finsterniß. Es war so dunkel, daß wir nicht sehen konnten, ob es ein Mensch oder ein todtes Schaf war; aber mir hoben ihn auf und fühlten, daß er steif und kalt war. An seiner Brust und seinem linken Arm war etwas Feuchtes und ich merkte beim Anfühlen das es Blut war; und ich und Jim faßten ihn beim Kopf und bei den Füssen und trugen ihn geraden Wegs hierher.«

      »Wer ist es? Was ist es?« fragte Capitän Duke, sich vordrängend.

      »Der nächste Verwandte und theuerste Freund Eurer Frau, Capitän, Mist Millicents Cousin, Darrell Markham! Ermordet! Ermordet auf dem Moore zwischen hier und Marley Water.«

      »Meine Viertelstunde von hier,« ergänzte der Farmarbeiter, der den Verwundeten aufgehoben hatte.

      »Darrell Markham, der Cousin meiner Frau, Darrell Markham! Weshalb ist er hierher gekommen? Was hat er in Compton gethan?« fragte der Capitän argwöhnisch. Seine dunkelbraunen Augen blickten auf das stille Gesicht nieder, das von Essig und Wasser triefte, womit Mrs. Pecker die Schläfe des Verwundeten badete.

      »Weshalb er hergekommen ist? Er ist hergekommen, um ermordet zu werden! Er ist hergekommen, damit ihm sein kostbares Leben auf dem Compton-Moor geraubt würde, das arme, liebe Lamm!« schluchzte Mrs. Pecker.

      Während all, dieser Verwirrung war Lunas Jordan, der Wundarzt, ruhig an die Seite des Verwundeten geschlüpft, hatte den Arm desselben ergriffen und mit der Scheere, welche am Gürtel von Mrs. Pecker hing, den Rock vom Aufschlage bis zur Schulter bedächtig ausgeschnitten.

      »Eine Schüssel, Molly, und ein seidenes Tuch zum Verbinden,« sagte er ruhig.

      Mehrere seidene Tücher wurden ihm von den Anwesenden überreicht, während das Mädchen eine Schüssel brachte und sie mit zitternder Hand unter Darrells Arm hielt.

      »Halte sie ruhig, mein Mädchen,« sagte der Arzt, während er eine Lancette hervorzog und in den kalten, steifen Arm stieß. Das Blut floß langsam und stoßweise aus der geöffneten Ader.

      »Ist er todt, ist er todt, Mr. Jordan?« rief Sarah Pecker.

      »Ebensowenig als ich es bin, ebensowenig als ich es bin, Mrs. Pecker,« sagte der Arzt, welcher seine Untersuchung vornahm,

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